Red' nicht, tu es!

Schrott-Rod

Erbaut 2007, Bauzeit exakt 24 Stunden 

Entstanden beim Wettmodding für die Sendung Galileo (PRO7)

 

 

Der Hintergrund:

Ich bekam einen Anruf von Michael Wegner, PlanetLAN, ob ich wohl Interesse hätte, bei einer Art 24h Contest, bei dem zwei Teams gegeneinander antreten, um die Wette zu modden. Der Gewinner würde den Mod des Verlierers erhalten. Die Entscheidung würde von der DCMM-Jury getroffen werden. 
Naja, denk ich so bei mir, warum denn nicht? Es ist sozusagen eine Mischung aus „normalen“ Modden, wo ein Jahr gebaut wird und dann eine Meisterschaft entscheidet und dem Live-Modding, bei dem in kurzer Zeit vor Publikum auf Messen oder ähnlichen Veranstaltungen gemoddet wird und etwas zu sehen sein muß. 
Da ich beides gerne mache, bietet so ein „Wettmodding“ natürlich noch einen besonderen Kick: Fehler schlagen gnadenlos durch und lassen sich, wenn überhaupt, nur durch Improvisationsgabe ausbügeln. Ein vorherige genaue Planung ist kaum möglich, weil zu viele Details vorher unbekannt sind. 
Jedenfalls bekundete ich mein Interesse. 
Ein paar Tage später meldete sich Christian, der Redakteur bei mir. Ich machte verschiedene Vorschläge bezüglich der Rahmenbedingungen und Möglichkeiten und letzendlich kam dann folgende Konstellation heraus: 

Titel: Wer baut den spektakulärsten Mod Deutschlands? 
Ablauf: Freitags Fahrt nach Köln und Werkstatt aufbauen, Samstagmorgen offizieller Start bei Zeche Holland in Bochum, dann nach Köln und bis Sonntagmorgen modden, danach Fahrt wieder nach Bochum zur Zeche Holland und dort die Entscheidung. 

Tja, liest sich einfach, bedeutet aber eine unendliche Strapaze. 

Ich habe mir als Begleitung meine Tochter Sarah (aka Hawk-I) auserkoren und unsere Gegner waren die Gebrüder Blaß (www.babetech.de), die auch schon tolle Mods auf die Beine gestellt haben. Also sicher keine leichten Gegner. Ich habe natürlich vorher auf deren Website recherchiert, was sie so schon gebaut haben, da auch ich nicht alle Mods kennen kann, vor allem, weil ich auch ab und an mit normalen unternehmerischen Tätigkeiten mein Geld zum Leben verdienen muß, also nicht soviel Zeit habe. Umgekehrt haben die Zwei sicher auf meiner Website, „www.headroomx.de“, recherchiert, um Hinweise auf meine Art des Moddens zu bekommen. 

Wir also dann Freitag mittag in Ingolstadt los nach…blabla…blablubb…rhabarber…swuschhhh… 

Es ist Samstag morgen, am Haselnußhof in Köln, es beginnt! 
Wir brauchen ersteinmal einen Schrottplatz! Als gutsortiert ist uns die Fa. Bender in Leverkusen an Herz gelegt worden. Wir also nach Leverkusen, die Kamera immer dabei… 
Dort angelangt gehen wir über den Schrottplatz und dürfen uns mit Erlaubnis des Chefs umsehen. 
Wir finden einen tollen Sitz aus einem Honda. Das Auto war zwar ein leichter „Unfaller“, aber der Sitz gut und nicht verschmutzt. In der Zerlegehalle, wo also die alten Autos fachgerecht zerlegt und die Rohstoffe einer neuen Verwendung zugeführt werden, finden wir einen Polo-Motor mit Fächerkrümmer. Den haben wir uns dann auch mit Hilfe des Automechanikers vor Ort abgebaut. Schließlich suchten wir noch einen Luftfilter, wie ihn ganz früher Ford und Opel verwendeten. Da aber die Firma Bender kein Museumsbetrieb ist, sondern Ressourcen wieder nutzbar macht, gibt es dort keine „alten“ Ecken, wo noch Autos aus der Gründerzeit rumstehen. Aber wir fanden einen ca. 20 Jahre alten Mercedes 350 SE. Dessen Luftfilter hatte wenigsten noch einen formschönen Blechdeckel. Der musste also auch mit. Den haben wir dann schnell und schmerzlos aus dem Mercedes „rausoperiert“. 
So bepackt verließen wir den Schrottplatz. An dieser Stelle ein Dankeschön an Herrn Bender für die tolle und unkomplizierte Unterstützung. 

Mal so nebenbei bemerkt: 
Ich habe noch nie vorher einen so gut organisierten und geführten „Schrottplatz gesehen. Alleine das Wort Schrottplatz ist eine Beleidigung. Dieser Betrieb ist ein Fachbetrieb in Sachen Wiederverwertung! Wie beim Bau eines Autos üblich, bekommt auch hier jedes Fahrzeug eine Nummer, so daß zu jeder Zeit die Informationen abrufbar sind, wo es gerade steht, ob es schon demontiert ist und welche Teile welcher Verwertung in welcher Menge zugegangen sind. Ich war sehr beeindruckt!

Auf sonstige Einkäufe verzichteten wir, da wir eigentlich genug Kram dabei hatten. 
Wieder zurück begannen noch einmal Diskussionen zwischen Sarah und mir über das wie und warum, aber dann griffen wir am Fächerkrümmer an. Das Hosenrohr und die zwei Bögen waren einfach um 90° verkehrt für unsere Zwecke. Also wurde das abge“säbelt“, gekürzt und um 90° verdreht wieder angeschweißt. Gott sei Dank ließ sich das Material gut schweißen. Da hatte ich vorher doch arge Bedenken, ob das geht. 

 

Nach dem Krümmer kam der Rahmen, an dem ich einen Großteil der Nacht dran schweißte. Währenddessen kümmerte sich Sarah um die Luftfiltergeschichte und Anbauten. 
Den fertigen Rahmen hat Sarah dann mit Silberpray und einer Schwamm-Wischtechnik auf „alt“ getrimmt. Die Montage des Sitzes und dem, unter dem Sitz angebrachten, Bass-Shaker mit Verstärker übernahm währenddesssen ich. Sarah erledigte noch diverse andere Lackierarbeiten, ich montierte den Monitor mit Halter und das Tastatur- /Maustableau. 
Dann, eine Dreiviertelstunde vor der offiziellen Deadline waren wir in zweierlei Hinsicht fertig: 
Der Mod, von uns bis auf weiteres Schrott-Rod genannt, war komplett und wir waren auch komplett… …und zwar komplett fix und foxy! Sarah taumelte teilweise schon auf dem Stuhl und auch ich war alle! 

Die Fahrt mittags nach Bochum war nicht so prickelnd, aber es ging irgendwie. Leider konnten wir nicht , wie vorgesehen, auch dem Förderturm oben rauf, da sich die Feuerwehr als technische Hilfe und Absicherung des ganzen Unterfangens, außerstande sah, unseren Schrott-Pod-Mod bis oben zu tragen und dann durch ein kleines Ausstiegsloch aufs Dach zu hieven. Gott sei Dank, denn das hätte ewig gedauert und ich war eh schon lalü… 

So wurde die Bewertung und Vorführung unten im Aufzugsraum unter dem Förderturm gemacht. Ist schon ein komisches Gefühl, wenn man, da wo der Aufzugskorb war, auf einem Betondeckel steht, unter dem es 1000m oder mehr senkrecht nach unten in die Dunkelheit geht. Ich setzte mich in den bequemen Sitz unseres Mods… 
Beim Umsehen konnte ich im Geiste noch die Kumpel geschäftig rumlaufen sehen, einsteigend in den Förderkorb, schweigend sich anblickend, bereit Kohle zu holen… Loren werden rausgerollt, gefüllt mit Kohle, das schwere Gitter des Förderkorbs rollt krachend in die Verriegelungsstellung, die Riegel schnappen ein, irgendwo im Hintergrund klingelt es, oben am Fördergerüst laufen die Seilscheiben lautlos an, das Seil spult sich vom Maschinenhaus lautlos über die Umlenkrollen auf dem Fördergerüst durch den Schacht immer tiefer ins Dunkel, bald ist der Förderkorb veschwunden und auch seine Geräusche, die er in den Führungsschienen verursacht, werden leiser…
Plötzlich durchzuckt es mich wie ein Blitz… 
… was ist denn… …wo… erst begreife ich gar nicht… 
…habe ich doch tatsächlich geträumt! Ich bin vor lauter Müdigkeit, sitzend in unserem Mod, eingenickt und hatte geträumt. Vielleicht braucht man manchmal solche Träume, um so eine Location wirklich zu begreifen. Jedenfalls war mein „Erlebnis“ recht intensiv! 

Gut, irgendwann war alles aufgebaut und die Jury besprach, erfragte, probierte und bewertete die beiden Mods. 

Dann die Verkündung des Siegers. Sarah und ich stehen da, müde und von den Strapazen gezeichnet, uns gegenüber, unsere „Gegner“, ebenfalls nicht mehr frisch, als die Jury sagte, daß wir gewonnen haben. Sarah und ich fielen uns in die Arme, während unsere Gegner betreten, aber mit Fassung das Ergebnis „verdauten“. 
Wir bekamen den Mod unserer Gegner offiziell übergeben und freuten uns über unseren Sieg. Als dann die Scheinwerfer ausgingen, die Kameras ausgeschaltet wurden, sprachen Sarah und ich mit unseren Gegnern, die uns mittlerweile echt zu Freunden geworden waren, die uns ganz toll in Köln mit Informationen unterstützt hatten und schenkten ihnen ihren verloren Mod mit der verbauten Hardware zurück. So wie mir fast die Tränen gekommen sind, als wir siegten, so kann ich auch nachvollziehen, wieviel Herzblut in so einem Kunstwerk stecken. Genau deswegen wollten wir diese „Trophäe“ nicht, denn wir haben, nicht zuletzt dank der Gebrüder Blaß, so viel positive Erinnerungen an diesem Wettbewerb, daß eine Trophäe nicht notwendig erscheint. 

An dieser Stelle nochmal ein Dank an die Gebrüder Blaß für die herzliche Aufnahme, Christian und seinen zwei Teams für die für die Durchführung, der Kirchengemeinde für die Verfügungsstellung der Räumlichkeiten und PlanetLAN für die Organisation des tollen Förderturms! 

Vielleicht gibt es ja eine Fortsetzung mit anderen Protagonisten, vieleicht gibt es ja mal ein Showdown aller Sieger und hoffentlich waren es genügend Zuschauer, die an diesem Filmbeitrag von Galileo auf PRO7 Freude hatten und „da capo“ sagen! 

Eingebaut ist Hardware im Wert von rund 2500,-€ (Stand: Juni 2007), also das schnellste, was  2007 im PC-Sektor so zu bekommen war…

Hinter dem runden Deckel rechts ist ein 200er Papst-Radialgebläse! Unter dem Sitz ist ein Bass-Shaker mit eigenem Verstärker, damit der „Popometer“ auch das rechte Bassfeeling bekommt! Der Sitz ist auf die Größe einstellbar, da die Sitzschiene original belassen wurde und die Lehne kann verstellt werden. Wie eben in einem KFZ auch!

 

Meine transportable Werkstatt nach 24 Stunden Arbeit…

Verbleib:

Der Schrott-Rod war eine ganze Zeitlang bei Hawk-I. Später wurde er zerlegt. Die PC-Teile wurden zur Modernisierung von Hawk-I’s „Fireball verwenden. (Fireball machte 2004 den 2 Platz in der Kategorie Casecon.) Nachfolgend ein Bild davon.

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