Red' nicht, tu es!

2015: Von Belgrad zum Schwarzen Meer

Prolog
Ausrüstung und Vorbereitung
Tag01: Hinflug und Ankunft in Belgrad
Tag02: Belgrad-Kovin
Tag03: Kovin-Golubac
Tag04: Golubac-Donji Milanovac
Tag05: Donji Milanovac-Kladovo
Tag06: Kladovo-Negotin
Tag07: Negotin-Vidin
Tag08: Vidin-Bechet
Tag09: Bechet-Corabia
Tag10: Corabia-Zimnicea
Tag11: Zinicea-Giurgiu
Tag12: Giurgiu (Pausentag)
Tag13: Giurgiu-Oltenita
Tag14: Oltenita-Silistra
Tag15: Silistra-Ion Corvin
Tag16: Ion Corvin-Constanta
Tag17: Constanta-Mamaia
Tag18: Mamaia Beach (Pausentag)
Tag19: Mamaia-Jurilovca
Tag20: Jurilovca-Tulcea
Tag21: Tulcea (Pausentag)
Tag22: Tulcea-Sulina-Tulcea mit dem Speedboot und Abends Rallye
Tag23: Tulcea (Pausentag)
Tag24: Tulcea-Bukarest
Tag25: Bukarest (Pausentag)
Tag26: Bukarest-Odaile
Tag27: Odaile-Otopeni-München
Epilog

Prolog

Nachdem wir 2014 von Wien bis Belgrad geradelt waren, wollten wir natürlich das letzte Stück der Eurovelo 6 auch noch fahren. Im Klartext, von Belgrad bis zum Schwarzen Meer. 

Hier aber wird es schon kompliziert: Es gibt zwei Wege, einer auf der linken, einer auf der rechten Donauseite. Dummerweise verfügt die Donau zwischen Belgrad und Ion Corvin auch nur über fünf Brücken und ein paar Fähren. Wenn man sich also festlegt auf eine Seite, dann für eine ganze Weile, sprich rund für die nächsten zwei, drei Tage!

Wir entschieden uns während der Planung erstmal für die rechte Seite, besser gesagt, meine Frau entschied, dass wir durch Bulgarien fahren. Somit war das ausdiskutiert. 

Wir erstellten eine erste Übersichtskarte, um uns über die Strecke klar zu werden und alle Querungsmöglichkeiten der Donau auf einem Blick sehen zu können. Dazu gehören selbstverständlich auch Entfernungsangaben.

Zu sehen auch die zusammengefassten Höhenprofile aller Wegmöglichkeiten und alle Querungsmöglichkeiten, sowie Alternativrouten. Wichtig war uns bei der Planung schon zu wissen, welche Steigungen uns an welchen Stellen erwarten. Die Planung wird so erleichtert. Letztendlich gab es aber definitiv keine verbindliche Festlegung über die Tagesetappen außer der, dass im Schnitt 80km am Tag zu schaffen sein sollten.

Im Vorfeld lasen wir natürlich was wir so alles bekommen konnten, von Bären war da die Rede, von wilden aggressiven Hunden und Pfefferspray solle man mitnehmen… 

Wichtiger waren aber andere Informationen: Es gibt zwischen Belgrad und Constanta nur wenige Fahrradgeschäfte, in Negotin (SRB), in Ruse (BG) und in Zimnicea (RO). Ist man gerade auf der falschen Donauseite, hat man die A-Karte gezogen. Folglich sollte man wichtige Ersatzteile selbst mitführen und auch ansonsten technisch nicht ganz unbedarft sein.

Ausrüstung und Vorbereitung

Gepäckstücke für den Flug: 

  • 2 Pakete mit 3 je Packtaschen à 23kg 
  • 2 Packtaschen à 7kg 
  • 1 Topcase <1kg
  • 2 Fahrräder, Lenker längs gestellt/foliert

Besonderheiten: 

Kopien von wichtigen Papieren und Bargeld auf mehrere Stellen verteilt, damit im Falle eines Verlustes nicht alles auf einmal weg ist. 

Unsere Ausrüstung

Mein Fahrrad ist bis auf kleinere Änderungen das gleiche, wie das Jahr davor. Ein Eigenbau mit Cross-Rahmen, Rohloff-Schaltung, Chainglider, aber diesmal mit einer luftgefederten Gabel. Die Räder sind selbst eingespeicht, weil ich sie so, wie ich sie gerne habe, gar nicht kaufen kann. Mein Sattel war ein gut eingefahrener Ledersattel von Gyes. Für das Gepäck standen hinten zwei große Packtaschen von Vaude zur Verfügung, vorne waren ebenfalls große Packtaschen von Ideale links und rechts am Lowrider. Der Lowrider von FAIV ist gefedert und vefügt über zwei Gleitschienen. Auf dem oberen Rahmenrohr noch eine kleine Tasche für Geld und Telefon. Mein Gepäck wog (ohne Wasser) rund 30kg.

Monika’s Fahrrad ist ebenfalls ein Eigenbau mit Cross-Rahmen, allerdings mit einer Shimano Alfine 11 Schaltung, modifiziertem Chainglider und ebenfalls mit einer luftgefederten Gabel. Die Räder sind, wie bei meinem Fahrrad selbst eingespeicht, Monika fährt auf einem, ebensfalls gut eingefahrenen Brooks-Sattel. Für das Gepäck standen hinten zwei Packtaschen zur Verfügung, vorne waren ebenfalls große Packtaschen links und rechts am Lowrider. Der Lowrider ist ein modifizierter Tubus Swing, also eher ein „Highrider“. Ich habe ihn mit einem Lowrider von RST modifiziert. Es wurden die Tubus Befestigungen verwendet, jedoch das Rack von RST. So hingen die Taschen tiefer, folglich senkte sich auch der Schwerpunkt. Er ist ebenfalls gefedert. Zusätzlich befand sich auf dem hinteren Gepäckträger noch ein Topcase von Ortlieb, das mittels Schnellverschluss befestigt war. Ihr Gepäck wog (ohne Wasser) ebenfalls rund 30kg. Da bei Monikas Fahrrad in der Vergangenheit die hinteren Radmuttern zum Lösen neigten, wurden sie durch Spezialmutern mit einer Exzenterklemmung versehen. Die Hebel der Klemmung wurden angebohrt und mittels Kabelbinder gegen Öffnen gesichert.

Navigation

Wir nutzten wieder die allseits bekannten Bikeline-Führer (zum Verlag), die zwar nicht perfekt sind und Fehler enthalten, aber insgesamt gesehen doch die ergiebigste Informationsquelle darstellen. Darüber hinaus hatten wir wieder die Huber Karten  dabei, die wir jedoch eher selten nutzten. Zur Vorbereitung unerlässlich, bei der Reise selbst nur dann verwendet, wenn man eine richtige Übersicht braucht, die der Bikelineführer so nicht bietet. Den Bikelineführer hatte ich komplett gescannt und im iPad abgelegt. Das iPad hatte eine wasserdiche Hülle von LifeProof und stand uns immer zur Verfügung.

Vorab hatte ich eine Gesamtkarte erstellt, auf der alle wichtigen Infos (Zimmer, Brücken, Fähren) gut gekennzeichnet waren. Auch der Garmin Oregon 600t war wieder mit dabei, natürlich mit aktuellen routingfähigen Velomaps. 

Im Gegensatz zu 2014 war dieses mal die Navigation nicht so problematisch. Es gibt auf weiten Teilen der Strecke kaum Möglichkeiten, sich zu verfahren. Speziell in der Walachei gibt es meist nur ein „noch vor uns“ und „schon hinter uns“!

Unser Oregon 600t arbeitet gleichzeitig als Datenlogger, so dass die zurückgelegte Strecken auch dokumentiert wurden. Hier unsere aufgezeichnete Tour als Gesamtübersicht.

Karte: © OpenStreetMap contributors (License)

Hin und Rückflug

Diesmal hatten wir beschlossen, bis Belgrad zu fliegen und den Rückflug von Bukarest aus anzutreten. Das haben wir auch im Vorfeld gebucht. Zudem nimmt die Lufthansa Fahrräder recht problemlos mit, sofern man sie vorher entsprechend anmeldet. Bei der Lufthansa brauchen die Fahrräder nicht einmal zerlegt werden, sie können einfach komplett abgegeben werden und werden auch so ausgeladen.

Impfungen

Empfohlen ist für Rumänien die Tollwutimpfung, FSME (“Zeckenschutzimpfung”) und auch eine Tetanusimpfung. Monika erhielt alle drei Impfungen, ich konnte mir die Tetanusimpfung sparen, da ich diese schon vorher hatte. Die Kosten für die Tollwutimpfungen sind nicht gering, ein paar hundert Euro kommen da zusammen und die Krankenkasse bezahlt sie nicht! Trotzdem ist mit Blick auf die doch große Zahl an wildlebenden Hunden, mit denen man zwangsläufig Kontakt hat, notwendig und auch empfohlen. Da es teilweise Engpässe in der Versorgung mit Tollwutserum gibt, würde ich mich nicht darauf verlassen, im Notfall eine Tollwutspritze in Rumänien zu bekommen. Es ist teilweise schon in Deutschland schwer, in akuten Fällen Serum aufzutreiben!

Gepäck

Werkzeug mit vielen Ersatzteilen, Elektronik (wie Navi, Handy, Speicher, iPad, Ladegeräte), Campingsachen inkl. Kocher und Kleidung.

Unser Zelt war recht klein, aber leicht und gut mitzunehmen und bot trotzdem einen „Vorzeltbereich”. Hier das verpackte und das aufgebaute Zelt.

Da wir im Flugzeug zu den Rädern je nur 1 Gepäckstück à 23kg und Handgepäck à 8kg mitnehmen konnten, packten wir je 3 Packtaschen zu einem Gepäckstück zusammen und je eine Packtasche nahmen wir als Handgepäck. Und schon waren insgesamt 8 Packtaschen dabei. Monikas Topcase ging dabei als Beautycase durch. Hier die zwei Pakete, bestehend aus jeweils drei Packtaschen.

Ausstattungsliste

Nachfolgend eine unsortierte Aufstellung unserer Sachen, die wir so dabei hatten. 

Büro: 

10 AA NiMH + 8x Lader, 2 Kugelschreiber, 2 x Powerbank, Auslandskrankenversicherung, Bargeld A (€/HUF/RSD/RON/BGN), Bargeld B (€/HUF/RSD/RON/BGN), Bikeline Führer, EC-Karte, Faltkarten Eurovelo 6, Garmin Oregon, Generalkarte (gedruckt), iPad (mit USB-Kabel, Generalkarte, Scan v. Bikeline), iPhone M, iPhone R (+USB-Kabel + kl. NT), KEMO USB-Loader (Rainers Rad), Personalausweise, Phillips USB-Lader (+USB-Kabel), Photobank, Reisepässe, USB Solarpaneel, Sony Cam (+USB-Kabel), Sony Ladeschale (+4 Akkus), SOS A (Kopien Papiere + Bargeld), SOS B (Kopien Papiere + Bargeld), Speicherkarten für Cams, Tagebuch, Überspannungsschutz, USB-4-fach Netzteil, USB-Werk (Monikas Rad), VISA-Card, Wechselkurse wasserfest, weicher Bleistift (oder Fisher-Pen), Weltempfänger, wichtige Adressen 1 und wichtige Adressen 2 

Camping:

2 x Schlafmatten (1,0 kg) , Dosenöffner, Esbitkocher (mit Topf 0,5l + Brennstoff 0,5 kg), Essgeschirr (0,5 kg), Klappmesser, Plane, Schlafsack (1,0 kg), Schlafsack (2,0 kg), Schweizer Messer, Supernova Lampe (+USB-Kabel), Zelt (3,5kg) und Zeltschnur 

Kleidung Monika:

Badeanzug, Klapperl (Flipflops), Regenzeug, Schirmmütze, Schlauchtuch, div. Handschuhe und keine Ahnung, was noch (Frauen!) 

Kleidung Rainer:

1 Paar Handschuhe lang, 1 Paar Schuhe, 1 Schlauchtuch, 2 Paar Handschuhe kurz, 3 normale Unterhosen, 3 Paar Socken, 3 Radlershirts, Armlinge (Sonnenschutz), Badehose, Klapperl (Flipflops), Radlerhose kurz, Radlerhose overknee, Radlerhose lang, leichte Hose (Cargohose), Miefbeutel (Packsack für Dreckwäsche), Radlerjacke blau, Regenzeug, Schildmütze leicht , Schildmütze schwer und Softshell-Jacke 

Medizin:

Cyanacrylatkleber, Desinfektionsmittel, Elastische Binden, Insektenschutz, Kohletabletten, Magnesium, Schmerzmittel (Ibuprofen etc.), UV-Desinfektionsstab, Verbandstasche und Zeckenzange 

Sonstiges:

2 x kunststoffummantelte Stahlseile, 2 x Faltschloss, Klopapier (trocken und feucht), Nitrilhandschuhe, Türstopper-Alarm und 2 x Vorhängeschloss kurz/lang 

Waschbeutel:

2 x Microfaser-Handtuch, Nassrasierer, Po-Creme, Rasiercreme (Tube), Shampoo, Sonnencreme, Universal-Waschbeckenstöpsel, Zahnbürste, Zahnpasta, Zahnseide und Wäscheleine 

Werkzeug:

2 x Flickzeug, 2 x PITLOCK-Nuss, 2 x Reifenmontierhebel Metall, CO2-Pumpe + 5 Kartuschen, Gabelpumpe, Gabelschlüssel (8/9 – 10/13 – 14/15 – 17 für Pedale), Inbusschlüsselset, Kettennieter, kleine Luftpumpe (Hand), kleine Spitzzange, kleine WaPu-Zange, kleiner Seitenschneider, Multitool, Rollgabelschlüssel (bis 8mm), Schlüsselfeile flach, Schraubenzieher umsteckbar, Seilsäge, Speichenschlüssel, Torx-Schlüsselsatz, wasserfreie Handreinigungspaste und Ritzelwerkzeug Rohloff 

Ersatzteile:

1 Satz Scheibenbremsbeläge, 1 Set SPD cleats, 1m Bindedraht, 1x Faltmantel (Marathon Racer weil leicht), 2 Ersatzzüge Rohloff, 2 x Schlauch 622/47-60, 2 x Speiche Monika hinten (+Nippel), 2 x Speiche Monika vorne (+Nippel), 2 x Speiche Rainer vorne (+Nippel), 4 x Speiche Rainer hinten (+Nippel), 20cm Lochband, Ersatzachse 130mm (+ Zwischenstück auf 100mm), Ersatzkabel, Ersatzkette, Gaffatape, Getriebeöl 75ml, Haken für IDEALE-Taschen, Isolierband, Kabelbinder, Kettenöl, Kettenschloss, Lagerfett, Rohrschelle, Schaltzug Alfine11, Schrauben + Zub. M5/M6, Schrumpfschlauch, Tube Handwaschpaste und Ersatzmuttern für Alfine11-Achse

Tag 01: Hinflug und Ankunft Belgrad (SRB) [15.05.2015] 

Tagesfahrleistung: 800km Flugzeug, 14km Rad

Besonderheiten: 2 geklaute Ventilkappen

Übernachtungskosten: 65€ inkl. Frühstück

Ein unruhiger Flug, die Ventilkappen geklaut, Vorstädte mit ambivalenter Architektur und letztendlich ein bekanntes Hotel.

Hinflug

Unser Flug startete in München um 14:35. Wir ließen uns rechtzeitig nach München bringen und brachten unsere Räder zur Gepäckaufgabe. Ich hatte die Lenker längs gestellt und ein wenig Stretchfolie um die Räder gewickelt, damit keine Bowdenzüge abstehen und beim Verladen irgendwo hängenbleiben.

Die Aufgabe der Räder bei Lufthansa funktionierte reibungslos. 

Allerdings hörten wir heraus, dass wohl ein Tiertransport in unserem Flugzeug stattfindet und der Platz im Gepäckraum eng ist. Die Dame sagte uns, wenn wir unsere Räder nicht schon vorab gemeldet hätten, wären sie nicht mitgenommen worden. Also, besser frühzeitig die Räder dazubuchen, nicht erst am Flugplatz!

Der Flug selbst war sehr unruhig, war es doch recht windig und das Flugzeug eine Embraer 195 mit 118 Plätzen, ein recht kleines Flugzeug. 

Nichtsdestotrotz kamen wir pünktlich am Flughafen Nikola Tesla in Belgrad an. 

Die Ausweiskontrolle dauerte dann doch ein wenig. Wie schön, wenn innerhalb der EU dieses lästige Verfahren erheblich verkürzt ist. Serbien ist eben nicht in der EU. Als wir fertig waren gingen wir zur Gepäckausgabe und da standen schon unsere zwei Räder, vollkommen unbeaufsichtigt und frei zugänglich für jeden. Nicht schön. Naja, es fehlten nur Monikas Verntilkappen. Sie hatte rote Aluminiumventilkappen mit einem Sechskant. Ich habe die deswegen drauf, weil man sie im Falle eines undichten Ventils mit einem Schraubenschlüssel leicht anziehen kann und so dicht bekommt. Geärgert hat mich, dass ich sie nicht von vorneherein mit dem Schlüssel zugemacht hatte. Egal, ich hatte noch zwei Plastik-Ersatzkappen. Bei meinem Rad waren übrigens die gleichen Alukappen, die waren aber noch da. Die waren fest angezogen. Muss ich mir merken. Der wirtschaftliche Schaden war unbedeutend, 50 Cent sind verschmerzbar!

Wir also Räder, Gepäck und Handgeäck an eine ruhige Stelle geschleppt und alles aufgerüstet. Monika besorgte derweil einen Kaffee. Im übrigen hatten wir von Anfang an genug Geld in Dinar (SRB), Lei (RO) und Lewa (BG) dabei, um uns erst einmal ohne Umtausch versorgen zu können.

Nach unseren Maßstäben betrachtet, München, Los Angeles oder gar Atlanta im Hinterkopf, wirkt der Flughafen Belgrad nahezu ländlich. Da ist eben ein Gebäude, da ist alles drin, was wichtig ist. Dafür herrscht da nicht so ein Chaos und Durcheinander, wie wir es von anderen Flughäfen kennen.

Alles fertig und raus ging es, um sich ersteinmal zu orientieren. Wir suchten uns einen ruhigen Platz um ersteinmal ein wenig Luft zu holen und den Anreisestress abzuschütteln.

Mit dem Radl durch Belgrad

Karte: © OpenStreetMap contributors (License)
So, nun aber… los gehts, wir müssen Richtung Belgrad!

Der Flugplatz ist etwas außerhalb und so müssen wir erst eine lange gerade Landstrasse bis nach Ledine fahren. Monika hatte arge Schwierigkeiten mit dem Wind und auch mit dem ungewohnten Gewicht in den Lowridern vorne, da sie vorher noch nie mit Lowrider gefahren war.  Ich beschloß, die Beladung den nächsten Tag zu ändern. Sie bekam dann vorne weniger Zulandung und ich habe einige schwerere Dinge aus ihren Taschen noch zusätzlich bei mir verstaut. Sie fuhr letztendlich mit je 4kg an jeder Seite am Lowrider, ich hatte meinen Lowirder mit 2 x 8kg ausgereizt. Monika hatte allerdings hinten mehr Gewicht in den Tasche, als ich. Für sie war ihr Rad so besser zu händeln, ich bevorzugte hinten wenig Gewicht, weil zusätzlich noch 3 bis 5kg Getränke dazukamen.

An der Ausfallstrasse Richtung Osten angekommen, ging es nur noch links und rechts.

Von nun an ging es durch Vorstädte mit, für unsere Augen “hässlichen” Wohnblöcken. Allerdings finde ich gerade den Wohnblock links auf dem Bild, wenn der Erhaltungszustand etwas besser wäre, als architektonisch durchaus interessant.

An der Save angekommen, ging es flußabwärts auf dem Damm der Save entlang. Fuß- und Radwege sind dort vorhanden und die Belgrader nutzen die Gegend offensichtlich als Naherholungsgebiet. Auf einer dieser Bänke machten wir eine kurzen Halt und genossen unseren beginnenden Urlaub, als plötzlich eine ältere Dame kam und Monika eine kleinen Blumenstrauss schenkte. Einfach so. Sie wünschte uns noch einen angenehmen Aufenthalt. Das ist aber in Serbien immer wieder passiert, dass uns die Menschen sehr offen und freundlich entgegenkamen. 

Leider mussten wir die Save wieder verlassen, aber auch da gab es gute Radwege. Schön getrennt von restlichen Strassenverkehr. Eigentlich bevorzuge ich, auf der Strasse, statt auf Radwegen zu fahren, da das Unfallrisiko in Deutschland auf einem Radweg 12 mal höher ist, als auf der Strasse, aber in Belgrad war ich nicht böse, von den, doch recht flott fahrenden Autofahrern ein wenig weg bleiben zu können.

Nun mussten wir über die Save, die ja auch nicht gerade klein ist. Diesmal aber nicht die gleiche Brücke wie letztes Jahr (die mit dem Fahrradlift!), sondern eine recht modern aussehende Schrägseilbrücke.

Belgrad voraus! Ab hier kann es nicht mehr weit sein. Am Ende über einen Haufen “Geh- und Radwegspaghetti” wieder runter und an der anderen Saveseite in die Richtung der Brücke, die wir letztes Jahr runterkamen. Ab hier kannten wir uns aus!

Gleich gehts rechts in den Omnibusbahnhof und dann zu der Hauptstrasse, die zum Bahnhof führt. Rechts kommt nun der Hauptbahnhof.
Direkt am Hauptbahnhof queren wir den Platz in Richtung unseres Hotels, das wir schon sehen könne. Es war übrigens das gleiche Hotel, wie im letzten Jahr.

Geschafft, wir sind am Belgrad City Hotel!

Nachdem wir dieses mal nicht im Haupthaus, sondern im Nebengebäude gebucht hatten, war das Zimmer etwas kleiner, um nicht zu sagen eng! Es war keineswegs die geringe Ersparnis wert gegenüber dem Zimmer vom letzten Jahr! Aber egal, ansonsten hat alles gepasst. 

Abends sind wir noch im hoteleigenem Restaurant essen gegangen. Dabei fiel uns auf, dass zwei junge Männer, die wir für Roma hielten, das Lokal betraten und Platz nahmen. Der Ober hat die beiden erfolgreich eine halbe Stunde ignoriert, bis sie unverrichteter Dinge wieder abzogen. Wir fanden das nicht in Ordnung.

Nachts habe ich mir dann am Bettposten den kleinen Zeh blutig geschlagen, man konnte es auch laut und vernehmlich knacken hören, was zu einem recht seltsam anmutenden Regentanz meinerseits führte. Das eindeutig schönste Gefühl an diesem Abend war, als der Schmerz endlich nachließ. Selbst wenn er gebrochen gewesen ist, kein Arzt hätte das gegipst oder geschient. Da meine Radschuhe eine feste Sohle haben, hat mich das bei der Reise, Gott sei Dank, nicht weiter beeinträchtigt. Das Zimmer war zu warm, die Klimaanlagen jahreszeitbedingt noch nicht in Betrieb. Geschlafen haben wir wegen der Wärme eher schlecht. Oder war es doch eine gewisse Aufregung? 

Tag 02: Belgrad (SRB) – Kovin (SRB) [16.05.2015]

Tagesfahrleistung: 66km

Schäden: Sattelbruch bei Rainer

Übernachtungskosten: 25€ inkl. Frühstück 

Zwei Österreicher, ein gebrochener Sattel, heftiger Verkehr, Flucht in die Natur und kriegsbedingt belastete Chemiestandorte 
Karte: © OpenStreetMap contributors (License)

Unser versägter Aufbruch

Morgens frühstückten wir vorzüglich im Hotel Belgrad City. Wir ließen uns auch Zeit. Um 10:10 starteten wir. 

Also ersteinmal raus aus dem Hotel ein Blick auf den Hauptbahnhof und los!

Wir bewegten uns auch über Gehwege und nutzten auch Fußgängerampeln. Eine zwar nur halblegale, aber brauchbare Möglichkeit, sich in dem ungewohnten Verkehr zu bewegen. Wir kamen an einem kleinem Park vorbei, in dem geschätzte 200 junge Männer auf Pappkartonstücken genächtigt hatten. Wir hielten das für Roma, vermutlich waren es aber schon Flüchtlinge!

Dann trafen wir auf zwei Österreicher, die in die gleiche Richtung wie wir wollten. Die hatten gar keine brauchbaren Karten von Belgrad, also ich voran, Monika und die zwei Österreicher hinterher. Da wir vom Hauptbahnhof zur Donaubrücke mussten, nahm ich den kürzesten Weg, in diesem Fall den, der über den Berg führt, denn Belgrad steht auf einem Hügel, der nicht zu verachten ist.

Wir waren keine zwei Kilometer unterwegs, als mein Sattel mit einem vernehmlichen und spürbaren “Knacks” seinen Geist aufgab. Besser gesagt, eine der zwei Befestigungsstangen des Untergestells brach. Hrrgttnchml!! So konnte ich nicht weiterfahren. Da ich wusste, dass es zwar in Belgrad Radgeschäfte gibt, aber dann ersteinmal für Hunderte von Kilometern nicht, trennten wir uns von den Österreichern und suchten ein Radgeschäft. Kein Problem, am einfachsten erschien es, das an der Savemündung aufzusuchen, da es leicht zu finden ist.

Wir fanden es auch auf Anhieb. Nun hatte ich ja einen, mit viel “Arschwetzen” einen super “eingerittenen” Gyes-Ledersattel. Ich hätte in dem Geschäft jeden erdenklichen Ledersattel gekauft, nur um nicht auf Plastik fahren zu müssen. Nun ja, die Sättel, die das Radgeschäft führte, waren Plastiksättel bis 20,-€. Nun fragte ich den Besitzer, ob er irgendwo einen Ledersattel hätte. Er antwortete mir mit Bedauern, dass er keine Ledersättel führt, da sich in Belgrad kein Mensch einen Sattel für 60,-€ und aufwärts leisten könne. Hat er ja recht…

Ich suchte mir einen Plastiksattel, der von Größe und Form meinem Ledersattel am nächsten kam. 20,-€ wechselten den Besitzer und ich war stolzer Besitzer einer der Sättel, deren Langstreckentauglichkeit und Sitzkomfort einem Kantholz nahe kommt. Aber, besser so, als mitten auf der Strecke und gar kein Ersatz. 

Den demontierten, wunderbar eingefahrenen Gyes schenkte ich dem Händler. Ich nehme an, das er irgendwo bestimmt einen Bastler gefunden hat, der das Gestell reparieren kann. Mich hätte das gar nicht so geärgert, wenn ich nicht noch ein paar Tage vor unserem Abflug daran dachte, mir eine Hülse zu drehen, um ein gebrochenes Sattelgestell zu reparieren. Diesen Gedanken hatte ich aber wieder verworfen, weil mir noch nie ein Sattelgestell kaputt gegangen ist. Verbogen, ja, aber glatt abgerochen? Noch nie! Mittlerweile weiß ich, dass dieses Problem auch bei Brooks Sätteln exisitert, wenn das Gestell (wie bei meinem Gyes) verchromt ist. Der Verchromungsvorgang versprödet den Stahl. Ah ja… nice to know, but why not earlier? (…nett zu wissen, aber warum nicht eher?). Beim nächsten mal nehme ich bestimmt so ein Reparaturstück mit… wenn ich es nicht wieder vergesse!

Nun aber los

Um 10:43 erfolgte dann unser endgültiger Aufbruch. Ich auf ungewohnten Sattel und der war nicht nur ungewohnt, sondern unbequem. Ich weiß doch, warum ich Leder fahre!

Erst ein Stück an der Donau entlang…
…dann wieder in die Stadt.

Wir mussten ein großes Industrie- und Hafengebiet umfahren, um danach wieder der Donau zu folgen, bis wir an die Brücke kamen, auf der wir die Donau queren können. Auf Schleichwegen bewegten wir uns durch Viertel, die nur aus Einbahnstrassen zu bestehen schienen. Naja, als Radfahrer weiß man sich zu helfen und wechselt dann eben mal auf den Gehweg. Aber nicht weitersagen.

Endlich erreichten wir die gesuchte Brücke. Aber wie raufkommen? Mann, oben rauscht der Verkehr und wir kommen nicht hoch!
Irgendwann gabs auch wieder einen Fußweg, den wir nutzen konnten, um den Autos nicht zu nahe zu kommen. Wir dachten, es sei eine schlecht erhaltene Brücke, aber ein paar Wochen später hätten wir sie als perfekt erhalten bezeichnet.
Jedenfalls war bald wieder Schluss mit Fußweg. Also hoppelten wir durchs Grün…
…direktemang auf die nächste Brücke. Dort nutzten wir wieder den, Gott sei Dank vorhandenen, Fußweg. 

Dann stellte sich die Frage, ob es Spaß macht, weiterhin neben der Hauptstrasse zu fahren. Der Verkehr war laut, stank und nervte. Wir wägten ab, aber Monika wägte nicht mehr ab, sondern fragte nur, wo es da rechts hingeht. 

Nunja, offensichtlich der Donau entlang, eigentlich genau dahin, wo wir auch hinwollten. Schei… auf die Schilder, meine Karten wissen es besser. Und schon war Madame hinter der Schranke verschwunden. Den Spuren nach waren wir offensichtlich nicht die Ersten, die diese Schranke umfahren haben!

Belohnt wurden wir mit 12km absolut ruhige Wegstrecke, kein Verkehr und vielen Tieren. Wir sahen massenweise Schwäne, viele Tauben und auf dem Damm gab es jede Menge kleine schwarze Schlangen. Offensichtlich ist das ein Naherholungsgebiet. Da gab es sogar so Trimm-Dich Stationen, wie bei uns in den Siebzigern. Nur bei uns waren die Geräte immer irgendwie aus Holz und verfaulten nach ein paar Jahren, in Serbien sind sie aus Metall. Wie man sehen kann, ist Monika offensichtlich radfahrtechnisch nicht ausgelastet!

Natürlich hielten wir ein paar mal an, um die Ruhe zu geniessen. Das letzte Hochwasser ist erst ein paar Tage vorbei und alles hinter dem Damm steht noch unter Wasser.

Später kamen wir an Pancevo vorbei. Wir passierten es an der Uferpromendade. Das ganze sah nicht mehr ganz frisch aus, aber dazu muss man vielleicht auch die geschichtliche Vergangenheit von Pancevo bedenken, wie beispielsweise die Bombardierung 1999. 

Aus dem Ort heraus standen wir plötzlich vor dem Ende des Weges. Wir standen auf einer “Autobahnaufahrt”. Es ging nur noch auf einer autobahnähnlichen Strasse weiter. 

Aber was solls, weiter gehts, rauf auf die Auffahrt, im Beschleunigungsstreifen so richtig Schwung holen und dann mit ungeheurlichen 27,3 km/h flüssig in den Verkehr einscherern!

Pankevo ist ein Zentrum der Erdölverarbeitung und Heimat mehrerer petrochemischer Betriebe. Darüber hinaus gibt es dort auch die Flugzeugfabrik Utva. Dies alles war der NATO bekannt, weswegen die Industrieanlagen in Pancevo 1999 im Rahmen des Kosovo Krieges von der NATO schwer bombardiert wurden. Laut Studien vom Institute for Energy and Environmental Research (IEER) und des United Nations Environment Programme (UNEP) sind alleine in der Raffinerie in Folge 62000 Tonnen Öl verbrannt, was mir jedoch angesichts der freigesetzten 2100 Tonnen Dichlorethan, sowie 250 Tonnen Ammoniak und 8 Tonnen Quecksilber, als noch das geringere Übel erscheint. Der Boden in und um Pancevo ist auf Gernerationen verseucht, die Konzentration dieser Chemikalien im Grundwasser überschreitet auch nach Jahren noch die zulässigen Grenzwerte um das Zigtausendfache. 

Die Studie des IEER (Institute for energy and environmental research) kommt sogar zu dem Schluß, dass die NATO-Bombardierungen möglicherweise einen Verstoß gegen internationales Rech, genauer dem Zusatzprotokoll I der Genfer Konventionen darstellen könnten. 

(Anmerkung zur Quelle: Titel – Precision Bombing, Widespread Harm Two Case Studies of the Bombings of Industrial Facilities at Pancevo and Kragujevac During Operation Allied Force, Yugoslavia 1999 / Autoren – Sriram Gopal and Nicole Deller / Herausgeber – Institute for Energy and Environmental Research / Datum – November 2002).

Wir verliessen Pancevo wieder und verlagerten unsere Aktivitäten wieder auf kleinere Strassen mit weniger Verkehr.

Alsbald kamen wir wieder in kleine Dörfer, was wir natürlich begrüßten. Die Gegend bekam wieder den typischen ländlichen Charakter, der eine gewisse Ruhe und Gelassenheit ausstrahlt.

Baumlose Ebenen mit genau einer Strasse, und die kilometerlang nur geradeaus führt, wechselten sich immer wieder ab mit kleinen Dörfern. 

…und plötzlich sichteten wir ein richtiges Kleinod in so einer Ebene. Es war ein Mohnfeld. Das sah so einladend aus, dass wir einfach anhalten mussten.

Irgendwann erreichten wir Kovin. Wir fanden auch recht schnell ein Hotel, ein Restaurant gab es da auch und Zimmer waren ebenfalls frei, also beschlossen wir, dort zu nächtigen. Es war das Hotel Plamen Grad, Dunavska 19 in Kovin. Auch die Donau war nicht weit weg, der Jachthafen direkt hinter uns. Unsere Räder duften wir in einem abgeschlossenen Schuppen auf dem eingezäunten Grundstück hinterm Hotel sicher unterbringen. Nachdem wir unser Zimmer bezogen und uns ein wenig frisch gemacht hatten, gingen wir ins hauseigene Restaurant. Das Essen war, wie meist in Serbien hervorragend. Die Serben wissen, wie man Fleisch zubereitet und dazu noch einen Schopska Salata, dann ist das Essen perfekt. Genau betrachtet wäre alleine ein Schopska Salata schon ein ausreichendes Abendessen, aber da wir kein Mittag machen, geht auch mal mehr!

Das Hotel hatte einen großen Saal, in dem am Abend irgendeine Feier stattfand. Ob es nun eine private Feier oder eher ein Hin-und-Mit-Ball war, wissen wir nicht, es herrschte aber ganz eindeutig Frauenüberschuss und die waren auch alle recht fein rausgeputzt. Wir gingen zeitig ins Bett und schliefen auch gut.

Tag 03: Kovin (SRB) – Golubac (SRB) [17.05.2015]

Tagesfahrleistung: 80km

Schäden: 

Monikas Sattel locker (oder schon die erste kaputte Speiche?)

Übernachtungskosten: 18€ ohne Frühstück 

Erst pressierts, dann war’s umsonst, schon wieder die Österreicher, die erste Reparatur, Serben, die Deutsch sprechen und seltsame Friedhöfe
Karte: © OpenStreetMap contributors (License)

Eilig, eilig wars, denn die Fähre geht…

Wir bekamen nachts nichts von der Feier in dem Saal mit. Kein Lärm, nichts. Wir hatten gut geschlafen und nun gings zum Frühstück. Das war reichhaltig, bestehend aus Eiern mit frischem Gemüse, Speck, Schafskäse und natürlich Brot. So gestärkt gings ans Zahlen. Die Dame verzichtete auf Belege, Ausweise und wollte auch sonst nichts wissen. Uns war es egal. Ich nehme an, dass unsere Übernachtung eine steuerfreie Angelegenheit war.

Nun aber los, denn wir müssen heute die Fähre von Stara Palanka nach Ram erwischen. Laut meinen Unterlagen fährt die um 12:00. Nun aber hop-hop! Wir also zügig raus auf die Landstrasse, die 40km bis zur Fähre müssen flutschen!

Ebene, gerade Landstrasse bis zum Horizont. Es herrschte wenig bis kein Verkehr – kein Wunder, es war Sonntag! Das ging immer so dahin über die Dörfer Gaj und Dubovac, immer auf der Strasse 134 bis zum Kanal Donau-Tisa-Donau. Ab hier gab es zwei Wege. Der eine, längere, führte durch Banatska Palanka nach Stara Palanka, der andere, von mir bevorzugte, kürzere Weg führte am Kanal entlang direkt zur Fähre. Allerdings kein Teer. Wir entschieden uns für die kürzere, aber anstrengendere Möglichkeit, gerade in Anbetracht dessen, dass die Fähre um 12:00 fahren soll und wir in der Zeit knapp waren.

Ein Feldweg alleine wäre nicht so schlimm gewesen, aber als wir durch eine Kuhherde mussten, verloren wir Zeit, denn wo eine Kuh steht, da steht eine Kuh und die geht erstmal nicht weg. Ein Teil der Kühe trottete ziellos herum. Gott sei Dank sind diese Kühe nicht schreckhaft und offensichtlich auch sonst an Menschen und Fahrzeuge gewöhnt. Wir jedenfalls konnten unbehelligt passieren. 

April, April, es ist schon Sommer!

Irgendwann hatten wir die 5km Dammweg hinter uns und sahen die Fähre. Gott sei Dank war sie, obwohl schon 12:00 vorbei, noch da! Uns hing die Zunge bis zum Boden und Durst hatten wir auch. Wir stellten fest, dass die Fähre erst um 13:00 fährt, da schon der Sommerfahrplan gültig war. Schön! 

Da gleich neben der Fähre ein Lokal war, setzten wir uns da rein und unternahmen erst einmal etwas gegen unseren Durst. Kaum Platz genommen kommen zwei bekannte Gestalten dahergeradelt: Unsere zwei Österreicher aus Belgrad. In der Fremde freut man sich schon, wenn man jemand trifft, den man schon mal getroffen hat. Also, großes Geratsche, dann der, mit einem Augzwinkern vorgebrachte Vorwurf, es hätte auch einen einfacheren Weg durch Belgrad gegeben und sie hätten sie noch verfahren. Nunja, ich hatte nie gasagt, das das der allenige Weg sei, sondern mich nur auf meinen “Spökenkieker” (Navi) verlassen. Aber nix für ungut, so was kommt vor und keiner war bös! Naja, dann wollen wir mal.

Die Fähre war der gleichen Bauart, wie letztes Jahr in Ungarn, einfach ein Ponton und an der Seite ein kleiner Schlepper, der die Fuhre über die Donau, die an dieser Stelle an die zwei Kilometer breit ist, rüberschiebt. Eine betonerte Auffahrt gibt es nicht, da die Wasserstände wohl zu oft wechseln. Kommt ein recht tief liegender PKW, werden einfach ein paar Schaufeln Schotter an die Kante geworfen und schon ist die Kante keine mehr! Wir waren aber nicht die einzigen, die rüber wollten, so waren neben diversen Quads und Autos noch die zwei Österreicher und ein Radler aus Schweden mit von der Partie. Natürlich wird auch jede Menge Gefachsimpelt. Dem Schweden war an der Gabel seines Randonneurs das untere Befestigungsauge für seinen Lowrider schlicht abgerissen. Naja, mich hart es eher gewundert, dass das Rad von Schweden bis hierher gehalten hatte. Ich bot ihm eine Reparatur mittels Schelle an, aber er sagte, er schicke einen Teil seines Gepäcks, das er nicht mehr brauche, nach Hause und den Rest bekommt er so mit, denn seine Reise ende sowieso in ein paar Tagen. Gut, dann eben nicht. 

Ist schon ein imposanter Fluss, die Donau. Nachdem der seitlich befestigte Schlepper den Ponton vom Ufer gezogen hat, werden die Taue gelöst und der Schlepper dreht um. In der zwischenzeit treibt natürlich der Ponton durch die Strömung ab. Aber alles Routine, der Schlepper legt sich um 180° gedreht wieder an die Seite, wird wieder vertäut und legt dann los. Mit schräg gegen die Strömung gedrehtem Ponton gehts dann über die Donau.

Ram kommt immer näher und langsam kann man sogar die Leute erkennen.

Angkommen fallen sofort wieder die Schilder der Eurovelo 6 auf. In keinem Land ist die Ausschilderung der Eurovelo 6 so perfekt, wie in Serbien. Unter den Eurovelo 6 Schildern ist eine Tafel zu sehen, auf der die Fährzeiten aufgelistet sind. Das hält allerdings niemanden davon ab, drunter handschriftlich seine eigenen Zeit festzulegen. Wir gönnten uns noch im Lokal an der Fähre ein, zwei Kaffee und einen Gang zur Toilette. Es ist im Besonderen für empfindliche Gemüter unschön, denn es gibt unterwegs keine Toiletten, nur Natur. Man sollte schon ein wenig erfahren sein, wie man seinen Hintern in den Wind recken muss, um ohne Sauerei die wichtigen Dinge im Leben zu regeln. Da das Ganze, trotz aller Erfahrung, auch bei uns eher unbeliebt ist, versuchten wir, vorhandene Toiletten, zumindest für die größeren Verrichtungen, zu nutzen. Dazu allerdings sind wir bestens gerüstet, mit Desinfektionstüchern für die Klobrille und feuchtem Klopapier, um auch wirklich “sauber” zu sein. Radfahrer wissen warum, alle anderen dürfen sich das denken.

Es ging wieder über Land…

Wir erreichten den Silbersee. Der Silbersee, serbisch Srebrno jezero, war ein Nebenarm der Donau. Es wurden zwei Dämme zur Insel Ostrovo gebaut und der Nebenarm wurde so zum See. Auf dem einen Damm fuhren wir nach Ostrovvo. Links war die Donau, recht der Silbersee.Ostrovo selbst ist unbebaut und man sieht eben viel Natur. Die “Insel” ist 7 km lang und man ist ziemlich alleine. Wir genossen es. Am anderen Ende gibt es wieder einen Damm der direkt nach Veliko Gradiste führt. 

Die erste Reparatur

Anscheinend hat das Gerappel heute auf dem Feldweg am Kanal entlang Monikas Gepäckträgerbefestigung gelockert. Meine sorgsam erdachte Sonderkonstruktion mit balligen Ausgleichsteil hat sich irgendwo in der Pampa diversifiziert. Es fehlte eine Schraube und verschiedene ballige Scheiben. Aber das ist alles kein Problem, hatte ich doch ausreichend Material dabei.

Die fehlenden Teile wurden durch eine weit weniger galante, aber nichtsdestotrotz haltbarere Konstruktion ersetzt: Dicke Schraube durch Blech und gut war (hält heute noch!). Ärgerlich ist nur, dass man einfach Zeit verliert, die man nicht verlieren möchte. Kaum repariert, treten wir schon wieder! In die Pedale natürlich…

…und platzen in Veliko Gradiste geradewegs in irgendeine Trachtenveranstaltung. Aber da wir geräuschlos dahinrollten und da auch keiner am singen oder beten war, sind wir davon ausgegangen, dass unsere Störung nicht zu schlimm ausfällt.

Seltsame Friedhöfe 

Wieder raus aus dem Ort sahen wir immer öfter Friedhöfe. Aber nicht so, wie bei uns bekannt, mit Mauer, Kapelle und als heiliger Boden, sondern eher pragmatisch.

Einfach irgendwo links oder rechts an der Strasse befanden sich Gräber, immer außerhalb der Ortschaften, nie innerhalb, wie es in Bayern eher üblich ist (oder besser war).

In Serbien fanden wir immer wieder kleine Geschäfte, wo wir unsere Getränke regelmäßig aufstockten. An dem unten abgebildeten Laden stand auch ein Tisch, an dem zwei alte Herren saßen. Einer sprach Monika auf Deutsch an. Er freute sich, wieder einmal jemanden zu treffen, der Deutsch spricht. Es war ein ehemaliger Gastarbeiter, der in Deutschland gelebt und gearbeitet hatte und nun, im Alter, in seine Heimat zurückgekehrt ist und seinen Ruhestand geniesst.

Es folgte ein Gespräch, wie wir es noch öfters führen sollten: Wohin, woher, Erstaunen, Erzählen, einfach ein wenig Zeit mitenander angenehm unterhalten.

Und linker Hand wieder ein Friedhof. Was wir nicht verstehen, ist der schlechte Allgemeinzustand, also dass der Friedhof als solches weder gepflegt ist, noch irgendjemand sich daran stört, wenn die Pampa drüberwuchert. Da dort auch immer wieder einzelne Gräber mit frischen Blumen versehen waren, scheinen die Friedhöfe aber wohl noch in Gebrauch zu sein. Seltsam!

Monika beschwerte sich, dass ihr Sattel geknackt und nachgegeben hätte. Sie hätte direkt einen “Schlag” gespürt. Nunja, ich hab den Sattel nachgezogen, obwohl er noch fest war. Ich konnte mir das nicht erklären. Im Nachhinein betrachtet gehe ich davon aus, dass zu dem Zeitpunkt bereits eine Speiche gerissen ist. Wenn man nicht genau hinsieht, fällt das mit der Speiche nicht auf, wenn sie am Nippel reisst. Selbst wenn die Felge danach eine leichte “Acht” hat, fällt das nicht auf, wenn man Scheibenbremsen hat. Das ist der große Vorteil, aber auch Nachteil von Scheibenbremsen: Wenn ein Rad eiert, kann man immer noch fahren, was bei Felgenbremsen schlecht geht.

Wir erreichten Golubac und fanden auf Anhieb eine Übernachtungsmöglichkeit. Unsere Räder konnten im Eingangsbereich abgestellt werden. Das Gepäck schafften wir rauf und haben dann ersteinmal geduscht.

Zum Essen gingen wir runter ins Restaurant… und wen treffen wir wieder? Die zwei Österreicher! Also haben wir zusammen zu Abend gegessen. Die Zwei waren bei der österreichischen Eisenbahn und hatten ihre Räder zerlegt in Koffern transportiert, da sie als Eisenbahner sehr günstig mit der Bahn fahren konnten. Folglich hatten sie wenig Platz für andere Sachen. 

Ersatzteile? Fehlanzeige! 

Werkzeug? Mut zur Lücke! 

Die ritten echt mit leichtem Gepäck. Allerdings wollten sie nicht über Serbien hinaus und hatten auch nur ein paar Tage Zeit. War ein unterhaltsamer Abend und wir gingen zeitig ins Bett.

Tag 04: Golubac (SRB) – Donji Milanovac (SRB) [18.05.2015]

Tagesfahrleistung: 56km

Schäden: keine

Übernachtungskosten: 62€ mit Frühstück 

Ein eisernes Tor, das aus Wasser und Fels besteht, viele Tunnel, eine steinzeitliche Siedlung, einfche Wege sind oft die Schwierigeren (aber Schöneren) und viele Kinder  
Karte: © OpenStreetMap contributors (License)

Tunnel, Berge, komische Vögel und Motorradfahrer 

Sehr gut gefrühstückt und natürlich wieder einmal recht spät los. 10:00 ist einfach etwas spät, 9:00 wäre besser. Monika hätte auch kein Problem damit, aber ich bin vor 8:00 nicht zu gebrauchen, dann muss gepackt und gefrühstückt werden und -voila!- ist’s Zehn!

Dann brauchten wir noch Dinar, also eine Wechselstube. In Golubac gibt es sowas, muss man nur finden! Aber auch das konnten wir erledigen.
Kaum raus aus Golubac fuhren wir immer der Donau entlang

Ab Golubac beginnt der Nationalpark Derdap, der sich über 100km erstreckt. Heute werden wir das Eiserne Tor erreichen, den Donaudurchbruch zwischen den Serbischen Karparten und dem Banater Gebirge. An der engsten Stelle des Eisernen Tores ist die Donau “nur” 150m breit, aber 80m tief! Anhand der rechts ständig aufsteigenden Felsen kann man erahnen, dass der Tag sicher eindrucksvoll werden wird.

Zuerst erreichen wir die Festung Golubac, auch Taubenburg genannt. Abgesehen davon, dass dort schon die Römer waren, wurde die Festung zum ersten mal 1335 urkundlich erwähnt. 
age versucht man die Festung wieder mit Hilfe verschiedener Projekte zu renovieren. Auch die EU beteiligt sich daran.

Ursprünglich war die Donau an dieser Stelle ein paar Meter niedriger, aber durchden Bau der Staustufe Derdap I stieg der Pegel. Leider gab es ungefähr eine Woche, nachdem wir hier durchradelten ein Hochwasser, das die Stadt, wie auch die Festung Golubac heimgesucht und geschädigt hat. Andererseits waren wir froh, dass wir schon durch waren, denn die Strassen waren da unpassierbar, was erhebliche Umwege durchs Gebirge bedeutet hätte.

…und wir erreichten den ersten Tunnel.

Insgesamt gibt es auf dieser Strecke im Bereich Eisernes Tor um die 27 Tunnel mit längen bis zu 1km. Diese hier waren nur eine kleine Vorankündigung dessen, was noch kommen sollte!

Gleichzeit geht es ständig bergauf, wir mussten immerhin auf rund 300m, um das Eiserne Tor passieren zu können. Entsprechend machten wir auch immer wieder Pausen. Wir snd ja nicht bei der Tortur des France, wo man stundenlang Steigungen mit 15% und 35km/h raufradelt. Aber wie das medizinisch geht, erschließt sich mir sowieso nicht.

Und schon kommt ein erster langer Tunnel. Es ist, als wenn man in einen schwarzen Schlund fährt! Monika hat schon im Auto en wenig Probleme in Tunnel, hier jedoch wirken die Geräusche von Autos und LKWs derart bedrohlich und laut, lange, bevor sie da sind. Da unserer Räder über ene moderne und funktionierende Beleuchtung verfügten, hatte ich wenig Sorgen. Trotzdem habe ich an den linken hinteren Packtaschen ein zusätzliches rotes Blinklicht angebracht, um auch dem letzten Deppen unter Gottes Sonne zu signalisieren, dass da was fährt. Sicher ist sicher! Ich weiß von Leuten, die komplett ohne Beleuchtung durch diese Tunnel gefahren sind. Unvorstellbar! 

Kaum raus aus einem Tunnel, kommt schon der Nächste. Aber vorher machen wir ein wenig Pause. Monika nutzt die Zeit für die obligatorische Zigarrette. Ausserdem konnten wir uns ein wenig erholen von den ständigen Steigungen, die im Bereich um 10% lagen.

Die “Pilze wurden von uns gerne angenommen, bieten sie doch Schatten und Bänke mit Tisch. Dabei kann man die Aussicht geniessen… “La Montanara” für das Objektiv! Ein polnischer Motrradfahrer hielt an und fragte uns nach dem Weg und ob wir welche von seinen Kumpels gesehen haben. Hatten wir nicht, aber sein Navi bestand aus einem Smartphone am Lenker. Ich zeigte ihm die Karte auf meinen Garmin und er schien seinen “Fehler” erkannt zu haben. Irgenwo war er wohl zu weit gefahren und wusste nun, dass er zurück musste. Hier war, wie schon oft, Englisch eine solide Basis der Konversation.

Ein wenig später treffen wir einen Radler aus Freiburg. Er trug ein “seltsames Gewand und irrte zielos umher”, hatte jedoch nichts biblisches an sich. Nein, im Ernst, irgendwas war im runtergefallen und er sucht es. Wir nutzten, wie auf Touren üblich, jede Gelegenheit zum Erfahrungsaustausch und das übliche “wohin-woher”. Er fuhr in Gegenrichtung, faselte irgendwas von “man muss nicht alles zeigen, was man hat” und war geprägt von der Angst, das ihm irgendwas geklaut würde. Wir haben ihn für ein wenig abgedreht gehalten, konnten aber im späteren Verlauf unserer Reise zumindest verstehen, woher seine Angst kam! 

Steinzeit, Busse und Umwege 

Kurz darauf kamen wir an Lepenski Vir vorbei, die große Stromschnelle im Eisernen Tor und gleichzeitig eine Fundstätte einer steinzeitlichen Siedlung, älter als 9000 Jahre. Wir beschlossen uns das anzusehen.

Dazu mussten wir natürlich die komplett von uns gewonnene Höhe wieder runterfahen, aber was tut man nicht alles für ein wenig geschichtliches Wissen.

Rotel-Bus im Hintergrund, es ging zu wie auf einem Ameisenhaufen

Unten angekommen fielen mir fast die Augen raus! Nicht nur , dass dort etliche Busse standen und es zuging, wie auf einem Jahrmarkt, sondern der Gipfel war, dass da sogar ein Rotel Bus stand, einer jener rolenden Hotel-Expeditionsbusse des bekannten Tittlinger Unternmehmens. Nichts gegenm die Menschen, die eigentlich nur die gleiche Idee hatten wie wir, aber uns war das zuviel Wuling, wir wollten wieder weg! Also kurz einen Kaffee getrunken, um eine brauchbare Toilettenbenutzung zu ermöglichen und dann nix wie weg! Dabei fielen uns die deutschen Bustouristen wirklich negativ auf: 

Erst bestellten sie eine Kaffee und meckerten dann, dass er Prütt enthalte! Ja verdammt nochmal, wer traditionellen serbischen Kaffee, der dem türkischen Mokka sehr nahe kommt, nicht mag, der muss zu Hause bleiben und weiterhin seinen Plempel aus einer pseudoitalienischen Kapselmaschine trinken. 

Anschließend haben sie sich noch über die Toilette beschwert! Ja Himmel, die Toilette war sauber, allerdings eher in einer Bauart, wie auf einem dörflichen Fußballplatz und nicht wie bei einem 4-Sterne Fresstempel in irgendeiner Großstadt. 

Nun mussten wir leider den ganzen Wurm wieder rauf, den wir runtergefahren waren. Wir entschieden uns für einen anderen Weg, der unterhalb eines Tunnels vorbeiführte. Das war übrigens auch die offizielle Eurovelo 6!

Wir umfuhren den Berg und wurden mit einer großartigen Aussicht belohnt, ein Blick auf die Donau. Die rechts der Donau zu sehenden Berge, sollten wir noch alle genau kennenlernen, was wir zu dem Zeitpunkt nicht so ahnten. Die Hauptstrasse ging irgendwo über uns durch den Berg.

Nunführte uns der Weg bergab… bergab.. und immer weiter bergab… Oben im Bild ist eine Brücke zu sehen, auf der die Hauptstrasse das Tal quert, das wir durchfahren.

Wir fuhren bis auf das Niveau der Donau herunter. Irgendwie ahnte ich bereits, dass wir irgendwann das alles wieder rauf müssen, aber es war so schön, bergab zu fahren.
Belohnt wurden wir mit eindrucksvollen Gesteinsformationen. Unglaublich, was die Natur so zu Stande bringt.
Der Weg führte eine Weile in dem Bachbett entlang um dann irgendwann wieder nach oben zu führen!
Ogottogottogott, nein, nicht schon wieder! Es geht wieder bergauf. Hätten wir jetzt nicht gebraucht und Monikas Stimmung, wie auch meine, litt doch merklich.

Es war warm, wir schwitzten und irgendwann fühlt man sich etwas ausgelutscht.Wenn es dann gar nicht mehr geht, hatten wir auch kein Problem damit, die Räder ein wenig zu schieben. Das können sich jetzt Rennradler nicht vorstellen, aber wir halten es für legitim, Kräfte zu schonen und eine wenig zu gehen. Aber ehrlich gesagt, Rennradler habe wir nicht gesehen. Auf der ganzen Tour nicht, lediglich zwei Randonneure.

Langsam waren wir wieder oben. Die im Hintergrund zu sehende Brücke ist die, die wir eine Stunde vorher von der anderen Bergseite aus beim Runterfahren bewundert hatten. Aha, wir waren jetzt im Grunde genommen, also Luftlinie, um 500m weiter, wie vor einer Stunde. Wären wir durch den Tunnel gefahren, hätte uns das Stück ein paar Minuten gekostet. Aber dann hätten wir auch nicht die beeindruckende Felsmusterung gesehen. Hat eben alles Vor- und Nachteile. Wer nun denkt, wir wären wieder oben, hat sich getäuscht, denn die Hauptstrasse, auf die wir wieder kamen, führte die nächsten 2 Kilomter auch weiter bergauf.

Irgendwann waren wir dann so ziemlich oben und genossen natürlich den Blick auf die Landschaft.
Anschließend ging es -hui- wieder runter! Wir wurden sehr schnell und ich bekam Probleme mit der Pendelneigung meines Rades. Ich musste darauf achten, dass ich nicht schneller wurde wie 40km/h, ab da wurde es sehr unangenehm.

Eine Übernachtung im “Schullandheim”

Wir erreichten langsam den Ortsanfang von Donji Milanovac. Wir waren geschafft, also entschlossen wir uns zu einer Übernachtung in Donji Milanmovac.

An der Orteinfahrt stehen zwei große Tafeln mit der Darstellung der Eurovelo 6 in Sebien. “Natürlich” in zwei Sprachen, eine in Serbisch, eine in Englisch.
Wir beschlossen, erst Abend zu essen, bevor wir auf Zimmersuche gehen. Im Restaurant Porec, übrigens der alte Name des Ortes, aßen wir gut und hatten auch gleich einen Freund, der uns einen guten Appetit wünschte. Es war aber offensichtlich kein herrenloser Hund, denn er hatte eine Ohrmarke!

Beim Essen kamen wir ins Gespräch mit einem Radler aus Norwegen. Wer Europäer kennenlernen will, muss einfach mit dem Rad auf Tour gehen, Menschen, speziel Radler, lernt man dann wie von selbst kennen, da das verbindende Teil, das Fahrrad, allen gemein ist. Erfahrungen werden bei solchen Gelegenheiten auch ausgetauscht, Adressen und Hoteltips gewechselt.

Nach dem Essen machten wir uns auf die Suche nach einem Zimmer. Auf einem Berg war ein Hotel, dass auch an der Info-Tafel am Fremdenverkehrsamt ausgewiesen war. Wir entschlossen uns, da rauf zu fahren. Naja, fahren eher nicht, so weit ich mich erinnere, war da auch eine Menge Schieben mit dabei. Egal, oben angekommen am Hotel Lepenski Vir stellten wir fest, dass dort hordenweise Kinder und Jugendliche rumliefen. Nanu, waren wir in einem Schullandheim gelandet? 

Ich ging zur Rezeption, alles wuselte von Kindern, und fragte nach einem Zimmer. Natürlich haben sie Zimmer, für Serbien zwar nicht ganz billig, aber verfügbar. Unsere Räder durften in der unterirdischen Lieferantenzufahrt stehen, also kein Problem. Die Schüler, wohl so an die 400, waren alle so im Alter von 10 bis 14 Jahren.

Wir bezogen unser Zimmer. Es war ein Zimmer mit Flur, separatem Bad und einem Schlaf/Wohnzmmer mit Balkon. Im Zimmer gabe es eine Sitzbank am Panoramafenster, von wo aus man das Donautal wunderbar betrachen konnte. Auch die Aussicht auf dem Balkon war imposant. Ich kaufte im hoteleigenem Laden, zwischen Schülern stehend, die sich mit Pille-Palle, wie Cola und Süssigkeiten eindeckten, eine Flasche Wein, ein paar Chips und Schoklade. Dann ging es auf den Balkon, die Aussicht geniessen.

Der Sonnenuntergang war nicht zu verachten und wir zogen uns danach ins Zimmer zurück. Durch den kleinen Flur mit seiner separaten Tür, hörten wir von dem jugendlichen Gerenne, Gelache und Lärm nichts. Wir schliefen gut.

Tag 05: Donji Milanovac (SRB) – Kladovo (SRB) [19.05.2015]

Tagesfahrleistung: 64km

Schäden: keine

Übernachtungskosten: 60€ mit Frühstück  

Es geht weiter durch Tunnel, lästiger Gegenwind, „la Montanara“ für’s Auge und Ungarn als Pauschaltouristen 
penStreetMap contributors (License)

Ein ganzes Restaurant für uns

Gut ausgeschlafen haben wir uns zum Frühstück begeben. Das heisst, erst einmal gesucht. Von der großzügigen Eingangshalle konnte man nach unten in die Aula sehen. Dort waren etliche Bämke und die Schüler gerade beim Frühstücken. So wie das auch zu mener Schulzeit eben war. 

Wir fragten nach dem Frühstück. Wir dürften den Frühstücksraum benutzen. Aha! Durch ein Labyrint von Gängen, Treppen und Wegen fanden wir dann doch noch den Frühstücksraum. Eigentlich ganz einfach, wenn man weiß, wo er ist. 

Die Dame dort fragte uns was wir Frühstücken möchten. Das hat mir gefallen, wir sagten, was wir gerne hätten und so wurde es gemacht. In unserem Fall Ham and Eggs mit viel Gemüse und Brot. Das hat sich als gutes und lange sättigendes Gericht herausgestellt. Kurz darauf wurde alles, frisch für uns zubereitet, serviert.

Sodann zahlten wir an der Rezeption, holten unsere Fahrräder und packten auf.
Die Schüler warteten auch schon auf ihre Lehrer, um auf “Wanderschaft” zu gehen.

Auch in Serbien nutzen die Kinder Smartphones wie selbstverständlich. Das Phänomen “Smartphne-Zombie”, oder neudeutsch “Smombie” ist auch in Serbien bekannt.

Wir fuhren den gestern erklommenen Berg wieder runter, an ersten Schülergruppen vorbei, die schon auf Wanderung gingen. Ich nehme an, dass die Schüler unter Anderem einige der in der Gegend merhfach vorhandenen Ausgrabungsstätten besuchten.

Wir jedoch befanden uns schnell wieder auf der Uferstrasse. Die Donau wirkt schon imposant und riesig, verglichen mit dem kleinen “Bach”, der in unserer Heimat vorbeifließt und den gleichen Fluß darstellt!

Nun, wie schon mal erwähnt, sind Toiletten eher selten bis gar nicht zu finden, also muss die Natur herhalten. Da wir gegen FSME geimpft waren, bewegten wir uns relativ sorgenfrei durchs Gras.

Auch gibt es immer wieder mal Aussichtspunkte, von denen aus man die Donau überblicken kann und bis zur rumänischen Seite sieht. Auf der rumänischen Seite herrscht eher rege Geschäftigkeit, während die serbische Seite eindeutig von den Natur beherrscht wird. Wie wir später von anderen Radler erfuhren, waren auf rumänischer Seite etliche Erdrutsche niedergegangen und die Uferstrassen oft gesperrt. Auch auf der serbischen seite sahen wir viele frische Murenabgänge, die jedoch alle wieder soweit geräumt waren, dass die Strasse benutzbar war.

Wind und Tunnel, von beidem recht viel

Den ganzen Tag wehte ein heftiger Gegenwind. Kostete mindestens eine, wenn nicht zwei Gangstufen und mit den Tunneln nahm es auch kein Ende.

Wieder einer von diesen Kandidaten vor uns. Diesmal ein recht langer. Also wieder Zusatzblinklicht an und durch. Jedes mal wieder unangenehm für Monika, aber auch ich war immer froh, wenn wir durch waren, denn die Tunnel sind so eng, dass keine zwei LKW und 1 Fahrrad nebeneinander passen.

Die Tunnel waren oft nicht betoniert, sondern einfach in den Fels gehauen. Wenn der Tunnel gerade ist, sieht man am Ende das Licht und hält drauf zu, aber selbst mit dem Fahrradlicht ist die Sicht auf das, was genau vor einem liegt, nicht besonders gut. Teilweise rinnt Wasser von den Tunneldecken und macht die Luft kühl und feucht.

Die Belohnung

Die Belohnung beim Verlassen des Tunnels: Eine gigantische Aussicht auf die Donau, umrahmt von den Bergen. Jaja, über die alle mussten wir dann auch noch drüber! Geahnt habe ich das, aber wohlweislich noch eine Weile für mich behalten.
Eine sich bietende Gelegenheit zur Rast nahmen wir dankbar auf. Etwas trinken, ein wenig die Aussicht gerniessen und Kartenstudium, wieviel Berge denn noch wohl kommen würden. Hier ein Blick zurück…
..und hier ein Blick, wohin es weitergeht.

Wir trafen hier auch einen jungen Serben, der uns erzählte, dass er bei einer Firma arbeitet, die geführte Radtouren für Mountainbiker durch Serbien anbieten.

Mit unserem Wasser mussten wir auch anfangen zu sparen, da es im Nationalpark Derdap keine Versorgungsmöglichkeiten gibt.

Weiter gehts und schon wieder durch einen Tunnel.

Wir bekamen Übung darin, es so abzupassen, dass wir erst in die Tunnel einfuhren, wenn weit und breit kein LKW zu hören war, so konnten wir fast sicher sein, ohne LKW von hinten durch den Tunnel zu kommen. Da die Gegend bergig und die Nahverkehrs-LKWs meinst älterer Bauart waren, brummten die bergauf, wie eine asthmatische Dampflok. Das machte es uns leicht, sie rechtzeitig zu hören.

Es ging immer weiter hinauf. Wir schraubten uns hoch, unterbrochen von Phasen, in denen wir es vorzogen, die Räder zu schieben… Nur nicht stehenbleiben Die Hitze tat ein Übriges.
Oben, wir sind oben! Hurra… jodeldädiä! Wow, der Weg hat sich gelohnt. Im nachhinein eine der schönsten Stellen unserer Reise! Hier ein Blick zurück, auf dem Bild ist rechts Rumänien und links Serbien.

Wir machten natürlich ausgiebig Pause, nicht ohne uns zu freuen, dass wir oben sind. Der Rest kann so schlimm nicht mehr werden.

Unsere Räder machten keine Probleme, eher schon unsere Kondition. Leider war es aber so, dass die Strasse, die sich hier am Berg entlang schlängelt, wie wir nach der nächsten Kurve feststellen mussten, sich nicht nur den Berg entlang, sondern auch den Berg weiter hoch schlängelt. Uff! 

Ein schöner kleiner Ort und ein Bus voll Ungarn

Aber irgendwann wars geschafft und es ging mit Karacho den Berg herunter. Monika liess laufen und fuhr mir gnadenlos davon. Dann waren wir wieder unten, die Strasse verlief immer wieder mit Steigungen der Donau entlang.

So passierten wir auch das Kraftwerk Eisernes Tor I (Derdap I). Hier wäre eine Möglichkeit gewesen, auf die rumänische Seite zu wechseln, was wir aber nicht wollten, denn wir wollen ja durch Bulgarien fahren!

Wir gelangten letztendlich nach Kladovo. Ein schönes Städtchen, von dem aus man auf der rumänischen Seite Turnu Severin sehen konnte, eine hässliche Industriestadt, die sämtliche Industrieanlagen an das Donauufer gebaut zu haben scheint. Sieht nicht schön aus! 

Wir fanden recht schnell ein Hotel. Unsere Räder konnten wir, zwischen Sonnenschirmen und Gartenmöbeln, in einer Garage einschließen. Im Hotel war gerade auch ein Bus Ungarn angekommen. Wir beschlossen, heute richtig schön zu Abend zu essen. Im hoteleigenem Restaurant waren die Ungarn gerade dabei, das Büffet zu stürmen. Flatrate-Essen sieht überall auf der Welt, bei allen Nationalitäten gleich abstoßend aus!

Wir suchten uns einen Tisch, der etwas Abseits lag, mit schöner Aussicht auf die Donau und harrten der Dinge, die da kommen würden. Dabei konnten wir ein wenig dem Treiben zusehen. Der Ober war sichtlich genervt von diesen Gästen. Irgendwann dann warf er die Karten hin und wollte schon wieder verschwinden,aber Monika fragte den Ober, ob dies ein Restaurant sei, in dem man essen könne! Da erst erkannte er, dass wir keine Flatrate-Esser waren und wohl durchaus bereit seien, für eine gute Leistung auch gutes Geld zu bezahlen. Wir entschieden uns bewusst gegen dieses Flatrate-Fressen und bestellten ein gutes Steak mit schönen Beilagen und einen guten Wein dazu. Ab da flutschte das! Wir wurden sehr zuvorkommend und perfekt bewirtet, das Essen war ein Gedicht, der Wein gut und natürlich hatte ich auch einene Nachtisch. Für den wirklich guten Service gab’s natürlich auch ein Trinkgeld. Wir hatten einen schönen Abend.

Tag 06: Kladovo (SRB) – Negotin (SRB) [20.05.2015]

Tagesfahrleistung: 81km

Schäden: keine

Übernachtungskosten: 40€ mit Frühstück 

Eine römische Brücke, eine serbische Brücke, die nicht mehr ist, ein Radweg, der weggespült wurde und viele überfahrene Schildkröten 
Karte: © OpenStreetMap contributors (License)

Ein Strand, ein Römer und die Donau

Am Morgen haben wir wieder einmal hervorragen gefrühstückt. Diesmal am Büffet mit all den Ungarn. Macht nichts, war trotzdem gut. Um 8:50 waren wir fertig bepackt losgefahren. Wir hatte nuns darauf geeinigt, statt den direkten Weg über den Berg, lieber 20km Umweg zu fahren, aber im flachen zu bleiben und der Donauschlinge zu folgen.

Zuerst ging es am Strand von Kladovo entlang. Sieht richtig gut aus. Wenn ich allerdings bedenke, was da so alles in der Donau schwimmt, weiß ich nicht, ob ich da Baden mögen würde. Eher wohl nicht. Es war wieder ein windiger Tag. Unangenehm windig. Unangenehm, weil meist aus der falschen Richtung, von vorne!

Kurz nach Kladovo kam ein Schild, dass es zu Trajansbrücke oder auch Apollodorusbrücke ginge. Wir hatten schon vor einem Tag in einem Gespräch von einem Rumänen gehört, dass es sie geben soll. Der Rumäne suchte genau diese Brücke, von der wir natürlich keine Ahnung hatten. Da wir nunmal da waren, wollten wir sie auch sehen und fuhren die 500m Stichweg bis zur Donau herunter.

Nun, wie soll ich sagen, Brücke ist übertrieben, aber die Pfeiler stehen noch. Immerhin 2000 Jahre alt. Diese Brücke, die zwischen 103 und 105 n.Chr. erbaut wurde, eine hölzerne Bogenkonstruktion auf Steinpfeilern, stand bis 270 n.Chr und wurde von den Römern selbst zerstört beim Rückzug aus Dakien. Die Brücke war die erste dauerhafte Brücke über die untere Donau und über 1000Jjahre lang in Bezug auf Bogen- und Gesamtlänge die längste erbaute Brücke der Welt!

Wir kamen durch Velica Vrbica, Rtkovo und Korbovo, alles kleine Dörfer in ländlicher Umgebung. Das Verkehrsaufkommen war nahe Null.

Wir sahen ein Abbruchkante , in der sich seltsame Löcher befanden, wir konnten uns aber nicht erklären, was es für Tiere sein konnten, die sie gemacht hatten.

In Vajuga stand irgendein Denkmal, frische Blumen lagen auch da. Lesen konnte ich es nicht, wofür, wogegen, warum und wieso das Teil da war. Aber es war ein schöner Platz, den wir dann zum Rasten nutzten.

Wir kamen dann an einem Erdbeerfeld vorbei, wo einige Männer damit beschätigt waren, die Erdbeeren zu pflücken und in Körbchen zu verpacken. Die sahen so gut aus, dass ich nicht widerstehen konnte und eins kaufte. Das habe ich dann am Lenker gehängt und in den nächsten paar Kilometern so während der Fahrt leergefuttert. 

Plötzlich stehen wir vor einer eingestürzten Brücke über einen kleinen Zufluss der Donau. Naja, die war wohl schon länger hinüber. Es führte allerdings ein Weg im weitem Bogen durch das Bachbett auf die andere Seite. Den nutzten wir natürlich auch!

Auf dem Foto ist mir etwas Wichtiges aufgefallen! Vorab, in Serbien sind die Strassen im Vergleich zu Ungarn hervorragend. Das kann man natürlich nur schaffen, wenn man sie auch pflegt. Auf dem Foto kann man das Loch im Teer sehen, aber auch die weisse Markierung, die festlegt, wie groß der Flicken sein soll, der den Schaden so repariert, dass nicht noch mehr kaputt geht. 

Meine Feststellung: In Serbien versucht man das, was man hat, auch vernünftig zu erhalten!

Im nächsten Dorf gab es ein kleines Lokal, das wir zu einer Kaffeepause nutzten. Es gab nicht mehr viele Lokale oder Geschäfte, also nutzten wir Möglichkeiten, wenn sie sich boten.

Die Eurovelo verließ die Hauptstrasse und führte runter zur Donau. Dort ging es an der Donau entlang. War angenhm zu fahren, bis uns ein Österreicher entgegen kam und uns mitteilte, dass in 8 Kilometern Entfernung der Weg vom Hochwasser weggerissen sei und nicht mehr passierbar ist. Also zurück, denn es gibt keine Möglichkeit, von dem Weg wieder hoch auf die Hauptstrasse zu kommen, außer an der Stelle, wo wir runter gefahren sind. Hrrgttnchml!

Endlich oben auf der Hochebene stellten wir fest, dass die Hochebene wohl eher keine Ebene war, sondern eher eine hochgelegene Hügellandschaft, die aus ständigen rauf und runter bestand. Letztendlich kam bis kurz vor Negotin nach jeder Abfahrt der nächste Anstieg. Und dieser ständige, lästige und kraftzehrende Wind nervte einfach.

Die Schildkrötenretter

Nun haben wir auf der Strasse jede Menge überfahrene Schildkröten gesehen. Dazu muss ich sagen, mir war s gar nicht bekannt, dass ich Serbien Schildkröten in Freier Natur vorkommen. Ich habe das verifiziert, es sind Griechische Landschildkröten. Überfahren werden sie nicht nur, weil sie langsam sind, sondern weil die Strassen oftmals links und rechts eine Art Bordsteinkanten haben, um bei Unwetteren das Regenwasser gezielt in Siele zu leiten. Eine Schildkröte, die auf die, zugegeben, dumme Idee kommt, die Strasse zu überqueren, kommt sort zwar runter, aber nicht mehr rauf. So stirbt sie irgendwann den Hitzetot oder wird überfahren. Schade drum!

Monika entdeckte eine Schildkröte, die verzweifelt versuchte, diese Kante hochzukommen. Da wir der Meinung sind, dass wir nicht mehr soviel Viehzeugs haben, als dass man damit lässlich umgehen kann, wollten wir wenigstens diese eine retten!

Die war zwar gleich etwas beleidigt und zog sich zurück! Klein ist sie auch nicht gerade. Ich habe sie dann übernommen und circa 20 Meter weit von der Strasse entfernt ins Gras gebracht.

Ganz langsam schob sie ein wenig den Kopf wieder raus, aber sie tat mir nicht den Gefallen, den Gackel ganz raus zu schieben. Leider! Ich hoffe natürlich, dass die Schildkröte hinterher nicht gedacht hat: “Scheisse, falsche Seite!”

Hier geht es zum Kraftwerk Eisernes Tor 2 (Derdap II), das seit 2011 auch als Grenzübergang nach Rumänien genutzt werden kann. Aber wie ich schon mal erwähnte, Monika… ähh wir wollten durch Bulgarien fahren! Also müssen wir weiter nach Negotin.

Ein Geschäft! Gute Gelegenheit, die Wasservorräte aufzustocken. Was wir haben, haben wir!
Rein geht es nach Negotin. Teilweise schoben wir unsere Räder durch die Gassen, da dort so manche Einbahnstrasse war.

Wir sahen ein nett aussehendes Hotel. Es hieß Hotel Belgrad und hatte auch Zimmer frei. Unsere Räder konnten wir im abgeschlossenen Hinterhof stellen. Der Zugang war allerdings in einer Seitenstrasse. So luden wir erst ab und schafften unseren Kram ins Zimmer, danach brachte ich die Räder weg.

Es war das bisher schönste Hotel, in dem wir waren. Bevor es ganz dunkel wurde, noch schnell ein Bild von unserem Zimmer aus gemacht. Das Abendessen nahmen wir praktischerweise gleich im Lokal des Hauses ein. 

Tag 07: Negotin (SRB) – Vidin (BG) [21.05.2015]

Tagesfahrleistung: 57km

Schäden: keine

Übernachtungskosten: 40€ mit Frühstück

Serbien im Rücken, schon wieder Österreicher, Trostlosigkeit hinter der Grenze, keine Läden, keine Lokale, man weiß nie, ob da was nie fertig geworden ist, oder ob es schon wieder kaputt ist 
Karte: © OpenStreetMap contributors (License)

Wir verlassen Serbien…

Gut ausgeschlafen gngen wir zum Frühstück. In bekannter Manier Ham & Eggs mit viel Gemüse und Brot. Beim Frühstück lernten wir ein Ehepaar kennen, bei denen der Mann tagsüber Teile der Strecke mit dem Rennrad fährt, während seine Frau vorausfährt und schon Quartiersucher betreibt. Auch eine Möglichkeit. 

Wir wollten noch ein paar Karten wegschicken und mussten somit noch einkaufen. Wir haben sogar ein Motorrad- und Fahrradgeschäft gefunden. Da sich mein Popolores mittlerweile an den Sattel gewöhnt hatte, sah ich keinen Bedarf an einem anderen Sattel, zumal auch dieser Laden nicht so aussah, als wenn er Ledersättel hätte. Wir gaben nsere letzten Dinar aus, weil die hinterher keine Bank der Welt haben will. 

Eigentlich eine schöne Stadt. Mir hat es dort schon gefallen. Nachdem wir uns spiralförmig dem Postamt genähert hatten und die Karten auf dem Weg waren, ging es los Richtung Bulgarien.

In irgendeinem Dorf kamen plötzlich zwei Östereicher, “rrrr… rrrr…rrrr” von hinten angeradelt, fuhren eine Weile neben uns, der übliche Austausch von Infos um dann “rrrr… rrrr… rrrr” davonzuziehen. Die hatten ein Tempo drauf, Hut ab! Es waren allerdings nicht die gleichen Österreicher, mit denen wir in Belgrad und Golubac zusammen waren. 

Die Orte werden kleiner, je näher wir der Grenze kommen. Da wir auf Nebenstrassen fuhren, war der Verkehr aber überschaubar.

…und wieder ein Friedhof. Irgendwie passen diese Friedhöfe für mich nicht zu den doch schönen prunkvollen orthodoxen Kirchen. Es scheint der Umgang mit Friedhöfen ein anderer zu sein, wie er uns geläufig ist.

Eine kleine Brücke zum Schluß, die Grenze ist nicht mehr weit.
…und schon ist die Grenze da! Serbien verabschiedet sich, Bulgarien beginnt auf der anderen Seite der Brücke.
Die serbische Ausreisekontrolle hinter uns, bewegen wir uns auf die bulgarische Kontrollstation zu.
Alles klar, wir dürfen durch…

…und betreten Bulgarien

Sofort fällt uns eine gewisse Trostlosigkeit auf. Die Strassen erscheinen gleich um zwie Ketegorien schlechter gewartet, in den Dörfern gibt es keine Geschäfte, Restaurants oder Cafes sind schlicht nicht vorhanden.

Wir fahren Richtung Donau, eine Nebenstrasse, die als Allee angelegt ist. Wie nutzbringend Alleebäume sein können, kann nur der ermessen, der bei Sonnenschein oder Wind mit dem Rad unterwegs ist. Wir geniessen die schattige Fahrt.

Plötzlich kamen von hinten, “rrrr… rrrr… rrrr…”, wieder wieder die zwie Österreicher, die uns heute schon mal überholt hatten. Wir ware ndoch echt erstaunt, denn die waren doch eigentlich viel schneller unterwegs, wie wir.Kurzes Gespräch und es war geklärt: Sie hatten noich in Serbien in einem Restaurant Mittag gemacht. Da hatten sie uns was voraus, denn wir hätten gerne irgendwo eine Tasse Kaffee oder einen Radler getrunken, aber das hatten wir in Serbien versäumt und in Bulgarien gab es einfach nichts! 

Irgendwie kotzte uns Bulgarien an, denn so eine Anhäufung von Verfall und Hinfälligkeit hatten wir nie zuvor gesehen. Es gab in diesem Land, zumindest in der Gegend, wo wir fuhren, nur zwei Zustände: Nie fertig geworden oder schon wieder kaputt! Das geht einem irgendwann auf die Eier, wenn nichts, aber auch gar nichts den Eindruck macht, als funktioniere es. 

Es gab keine Geschäfte, Lokale oder sonstiges, was irgendwie den Eindruck machte, wirtschaftlich halbwegs zu funktionieren. Dafür jede Menge aufgelassener Betriebe, um alles beraubt, was sich verwerten oder verhökern lässt: Alles aus Stahl war… weg! Abgesägt oder anderweitig geklaut. Freileitungen, die abgeschaltet waren, wurden erst ihrer Kupferleitungen beraubt und anschließend die Stahlmasten auch noch abgeägt, so kurz wie möglich übern Betonfundament. Nach dem, was ich in Erfahrung bringen konnte, wurde das Zeug von Schrotthändlern nach Griechenland und Italien verkauft. Das einzige, was recht in Ordnung ausgsehen hat, waren die kleinen privaten Häuschen am Strassenrand links und rechts. Die allerdings hatten oftmals hohe Zäune, ich schätze, um sich dagegen zu wehren, dass das Zeug, was zum Teil offensichtlich nur auf nicht legalem Wege seinen Platz gefunden haben konnte, wieder geklaut wird. Ich nehme an, wir Westeuropäer verstehen das System irgendwie nicht.

Vidin

Wir nähern uns Vidin. Vidin, eigentlich auf dem Papier und Beschreibungen eine schöne Stadt, stellte sich uns vollkommen anders dar: 

Gullideckel? Fehlanzeige, gab es nicht! Stattdessen mitten in der Strasse Löcher mit mehreren Metern Tiefe und einem Durchmesser von rund 80cm! Einheimische behaupten, dass das kein Problem sei, solange man mit dem Auto eine gewisse Mindestgeschwindigkeit fahre, komme man unbeschadet auch über offene Schachtdeckel. Das ist doch nicht zu fassen, da ist alles geklaut, was aus Metall ist und mehr wiegt, wie hundert Gramm! Mann, das kotzt einen richtig an und man fragt sich, was die in der EU wollen? Geld abheben?

Die Gehwege bestanden meist aus Platten. Interessanterweise gabe es kaum zwei nebeneinanderliegende Platten, deren Übergang passend gewesen wäre.

Wenn dann wirklich ein Gehweg da war, dessen Platten einigermaßen gut lagen, war er kaum benutzbar, da zugewuchert. Es interessiert einfach keinen! 

Aber egal, wir suchten jedenfalls ein Zimmer. Bisher kein Problem, weil in Serbien Zimmer immer und leicht zu finden sind, aber in Bulgarien? Da mein Spökenkieker, sprich Navi auch Hotels drin hat, kann man dort auch suchen. Problem ist nur, dass die Karten im Navi grundsätzlich in Landessprache und -schrift sind. Da ich nicht der kyrillischen Schrift mächtig bin und auch kein Bulgarisch spreche, war es etwas schwiregrig, zu entziffern, was denn nun ein Hotel ist, das Wort Hotel war noch einfach, aber so Sachen wie Pension oder sonstiges gar nicht zu entziffern. Wir hatte nGlück und es gabe etwas, was tatsächlich Hotel hieß. Glückes Geschick, nichts wie hin. Super, Zimmer waren auf frei, die Räder durften im Hof stehen und einen Balkon hatten wir auch. 

Nun, bei genauerem hinsehen wurde es interessant. Das zimmer war modern und auf den ersten Blick sauber. Im Bad, in den gläsernen Zahnputzbechern waren noch die Reste der letzten dei Gäste. Dass man die kaputte Klimaanlage wohl ausgetauscht hatte, ist ja schön, aber wenn die ein anderes Format hat, wie die verherige, sollte man die freigewordene Wand doch mit ein wenig Fabre versehen. Ursprüglich war wohl kein Satellitenfernsehen vorgesehen und nachgerüstet worden. Soweit ja ok, aber gleich mit “Wurfverkabelung”, quer durchs Zimmer, irgendwie an der Balkontür eingequetscht, übern Balkon rigendwie an der Hauswand hängend zur Schüssel. Aber ich muss nicht alles verstehen, die Wirtin war nett, sie konnte allerdings keine Englisch oder Deutsch, ich kein Bulgarisch, was sie aber nicht störte, denn sie rief jemanden an, der Englisch konnte, mit dem verhandelte ich am Telefon und er übersetzte es ihr dann wieder in Bulgarisch. Man muß eben nicht alles können, man muss nur jemanden haben, der es kann!

Nachdem wir uns frisch gemacht hatten, gingen wir in die Stadt. Es gab auch so etwas wier eine Fußgängerzone. Auch hier wieder… die Ablaufrinnen, die normalerweise über Gusseiserne Abdeckungen verfügen, waren alle eisenlos! Also zog sich in der Mitte durch die Fußgängerzone ein “Graben” ohne Abdeckung. Ich glaub, ich werd nicht mehr. Alles, was man aus der Nähe betrachtet, war marode oder zumindest absolut pflegebefreit. Das geht doch nicht! Ja Leute, merkt ihr nichts? Das geht echt auf die Stimmung. In diesem Land schent sich nichts, aber auch gar nichts zu bewegen. 

Wir fanden letztendlich ein Lokal mit Sitzgelegenheien im Freien, das recht ordentlich aussah. Wir nahmen Platz und warteten auf die Bedienung. Die allerdings war damit beschäftigt, mit dem Barkeeper und einer Zimmerantenne in der Freiluftbar den Empfang so hinzukriegen, dass man als Barkeeper beim arbeiten fernsehen kann. Das dauerte eine gefühlte halbe Stunde. Als wir “renitente” Gäste uns letztendlich nicht vergraulen ließen, bequenm,te sie sich dann doch irgendwann zu uns. Natürlich ohne Speisekarte. Bis die kam, dauerte es noch ein Weilchen. ir suchten uns etwas aus, irgendwie Richtung Steak und bestellten. Das Essen kam dann zügig und es war sehr gut! Bis auf die bummelige Bedienung war es eigentlich nicht schlecht. Geht doch!

Aber Monika und ich diskutierten darüber, ob wir weiter in Bulgarien bleiben wollen, oder die Gelegenheit nutzen sollten, nach Calafat in Runmänien zu wechseln!

Monika hatte die Schnauze voll von dem ewigen rauf und runter. Der Gegenwind die letzten Tage, einschließlich heute, trug ein Übriges bei! Nun ist die Bulgarische Donauseite bergig, also eine Fortsetzung der Verhältnisse in Serbien. Allerdings sind in Bulgarien die Strassen weniger organisch an die landschftlichen Gegebenheiten angepasst, wie in Serbien, sondern nur noch schlicht geradeaus, egal ob da gerade ein Berg ist oder nicht. Die Walachei auf der rumänischen Seite ist flacher und versprach angenehmer zu sein. 

Des weiteren ist es in Bulgarien auf dem Land fast unmöglich, am Wochenende ein hotelzimmer u bekommen, da dann immer Hochzeiten stattfinden, die man Jahren im voraus reservieren muss. Auch daauf hatten wir keine Lust, ohne Quartier da zu stehen, in einem Land, in dem Camping unbekannt und Geschäfte mit der Lupe zu suchen sind. 

So entschieden wir, am nächsten Morgen die Fähre von Vidin nach Calafat zu nehmen.

Tag 08: Vidin (BG) – Bechet (RO) [22.05.2015]

Tagesfahrleistung: 113km

Schäden: keine

Übernachtungskosten: 140 Lei mit Frühstück (31€)

Fähren,die nicht fahren, Umwege, die man nicht bedacht hat, Zöllner im Galopp, ein Zeltplatz, der nicht bewirtschaftet wird und Abends treffen wir wieder Bekannte
Karte: © OpenStreetMap contributors (License)

Raus aus Bulgarien!

Morgens zum Frühstück, wieder enmal zubereitet auf Wunsch (jaaaa… Ham & Eggs) packten wir unsere Räder und wollten die Fähre nach Calafat nehmen. Dass es auch eine Brücke gibt, wussten wir, aber die Fähre war überall ausgeschildert und es war kürzer.

Nochmal ein Stück durch die Fußgängerzone. Hier schön zu sehen, dass man statt die Eisenroste zu ersetzen, die werden sowieso sofort wieder geklaut, hier einfach Erde in die Rinne gekippt hat, bis sie voll war. Wenigstens bricht sich hier keiner mehr den Fuß darin. Gestern Abend haben wir Stücke gesehen, wo die Rinne einfach offen waren.

War kamen auch an einem der ehemaligen Stadttore vorbei. Vidin geht auf eine römische Gründung zurück und war auch im Mittelalter eine wichtige Festung. Eine Teil der Stadttore gibt es noch, so wie hier.

Nochmals kommen wir an Gehwegen vorbei, die man schwerlich als solche bezeichnen kann. Wie es scheint, fehlt es an allen Ecken und Kanten.

Eine Fähre, die nicht fährt, ist nichts wert!

Auf dem Weg zur Fähre macht Monikas Chainglider Probleme. Das hintere Ende hatte ich selbst modifiziert. Aber es hakte ab und zu ein wenig, so sankt der WAF (woman acceptance factor) auf Null! Also entfernte ich einfach den hinteren Teil. Der Rest blieb dran, lediglich das Ritzel lief jetzt offen.

Rumänien ist schon ausgeschildert mit einem Kilometer!

Aha… und dem Zoll nähern wir uns auch! Schön!

Aber irgendwie sah das alles verlassen aus. Ja was denn?

Das kann doch nicht wahr sein! Die Fähre ist eingestellt seit 2 Jahren und keiner hat sich die Mühe gemacht, die Schilder zu entfernen! Nach Rumänien geht es da jedenfalls nicht! Also suchen. Die neue Brücke ist ja am Horizont zu sehen, dann muss es auch einen Weg dahin geben.

Ach ne gucke, sieh mal da, irgendwo in der Pampa fand sich ein halbdemoliertes Schild, das den Radweg zur neuen Brücke weisen soll. Wenn das erst zwei Jahre steht, mag ich mir nicht vorstellen, wie das in 5 Jahren aussieht! Wir näherten uns spiralförmig der Brücke und fuhren statt der angegebenen 7 km von Vidin nach Calafat mal eben 16km!

Es war wieder ein sehr windiger, Tag. Unangenehm und kalt. Auf der Brücke spielte der Wind auf jedem Geländerstück ein anderes Lied. Klingt irgendwie unheimlich, zumal die ganze Brücke, die ja nunmal kein Leichtgwicht zu sein scheint, mitsummte, was man, wenn man anhielt in den Füssen sogar spüren konnte. Irgendwie schön und doch schaurig. 

Rumänien, wir kommen!

Drüben… hurra! Wir sind in Rumänien. 

Aber was ist das? LKW an LKW? Aha, da war wohl eine Mautstation. Da Rumänien, wie auch Bulgarien in der EU sind und beide das Schengen-Abkommen unterzeichnet haben, radelten wir einfach drauf los, one uns um Weiteres zu kümmern.

Das hatten wir uns so gedacht. Plötzlich kommt ein Zöllner im Schweinsgalopp angelaufen, da es ja wohl nicht ginge, das wir so einfach da ohne Kontrolle reinfahren. Jajaj, ich weiß, es könnte ja sein, dass wir tonnenweise irgendwelche Rauschgifte schmuggeln, obwohl das vollkommen sinnbefreit gewesen waäre, wire wir ein paar Tage später entdeckten. Nachdem sie unsere Ausweise gesehen hatten, durften wir problemlos passieren.

Und wieder landen wir auf einer Strasse, die mehr nach Autobahn denn nach Landstrasse aussieht. Da keiner hupt oder sich aufregt, scheint das hier normal zu sein. 

Calafat. Die Beete sind gepflegt und bewässert, die Strassen sauberer. Allerdings sehen wir eine ganze Menge Roma. Wir machten eine klene Pause, eine Kaffee getrunken, an einem Imbissstand noch so was ähnliches, wie Hamburger gegessen, die allerdings das Geschamcksniveau zweier warmer Bierdeckel mit Ketchup dazwischen kaum erreichten. Es passiert selten, aber die aßen wir nicht auf. Dann mal los, wir haben noch viele viele Kilometer vor uns. 

In Rumänien sind Ubernachtungmöglichkeiten sehr rar. Die Streckenplanng musste sich nach verfügbaren Übernachtungsmöglichkeiten richten. Der nächste Zeltplatz ist am Jiu in Zaval, rund 75km entfernt, das nächste Hotel ist in Bechet. das waren aber noch rund 90km bis dort hin!

Auf der Landstrasse begegneten uns ständig Pferdefuhrwerke. Alle Arten von Transport wurden mit Pferdegespanen duchgeführt. Kleinlaster oder Traktoren sah man selten. Wie bei uns vor 70 Jahren. Allerdngs mit enem Unterschied: In Rumänien hat fast jeder ein Smartphne und es gibt dort auch auf den flachen Land ÜBERALL 3G Empfang. Das schaffen wir in Deutschland nicht mal in meiner Heimatstadt! Vielleicht sollten unsere Telekomiker mal nach Rumänien zur Nachhilfe gehen!

Auch hier gab es plötzlich wieder in jedem Dorf zwei, drei, wenn nicht sogar mehr Storchennester. Sie waren ausnahmslos immer auch die Strom- und Telefonmasten gebaut. 

Nun begann ich zu verstehen, wo in der Bundeswehr der Spruch: “ab in die Walachei” herkommt. Wenn man wirklich bis zum Horizont nichts sieht, dann ist das wirklich die Abwesenheit von Menschen. Die Ziehbrunnen, egal, ob wie hier ein Schwingbaumbrunnen oder mit einer Handwinde, sind alle noch in Betrieb, da sie für die Pferde zum Tränken gebarucht werden. Mein drang, daraus zu trinken, hielt sich aber in Grenzen, zumal in Rumäien in wirklich jedem Dorf ein sogenanter MIXT-Markt ist. Das sind Geschäfte, die alles verkaufen und besorgen, was nicht wegläuft. Also Wurst-, Fleisch- Bakcwaren, Süssigkeiten. Getränke. frischen Kaffee, Öfen, Herde, Elektrogeräte, kurz alles, was so eine Dorfbewohner brauchen könnte.

Ein typischer Anblick in einem Dorf. Die einzige geteerte Strasse ist die, die durch geht, der Rest sind im besten Fall Schotterwege, im schlechtesten Fall Schlammlöcher.

Die Brücken sehen von der Ferne recht gut aus, allerdings wäre der Fußweg nicht benutztbar gewesen, das man von dort aus an manchen Stellen das Wasser zwischen seine Füßen hindurch recht gut sehen konnte.

Endspurt

Wir erreichten den Zeltplatz bei Zaval. Das war sicher irgendwann mal ein schöner Campingplatz. Das gab es sogar kleine Campinghütten. Aber dieser Platz war dieses Jahr sicher noch nicht bewirtschaftet worden und ob da letztes Jahr was los war, bezweifle ich auch. Ich hätte sogar dort wild gecampt, wenn nicht auf der naheliegenden Brücke ein ganze Horde Kinder zugesehen hätte. Es war mir einfach zu vage, dort zu übernachten, wo doch schon das Publikum auf der “Empore” stand. Wir entschlossen uns, weiter bis nach Bechet zu fahren.

Kurz vor unserer Ankunft in Bechet erwischte uns doch tatsächlich noch en Regenschauer. War aber weniger schlimm, weil der Wind nachgelassen hatte und es recht warm war. Das ,von uns in Bechet angepeilte Hotel Verde habe nwir gar nicht erreicht, weil wir ein “Hostel” an der Hauptstrasse gefunden hatten, in dem Zimmer frei waren, die ein Lokal dabei hatten, außerdem waren wir nass und es wurde dunkel. In Rumänien sollte man um 19:00 von der Strasse verschwunden sein, dann wird es gefährlich. Diesen Tip liest man immer wieder und auch Rumänen haben uns wiederholt darauf hingewiesen.

Als ich wieder rauskam, hatte sich ein kleiner Romajunge an die Monika geheftet und die ganze Zeit angebettelt, bis sie ihm einen Kugelschreiber mit Taschenlampe gegeben hat. Sie hatte einige Kugelschreiber dabei, in erster Linie welche mit Taschenlampe, da ich solche als Werbematerial nutze.

Zu dem Hostel gehörte auch eine Baufirma, Auf deren Hof gab es einen abgeschlossenen Schuppen, in dem wir unsere Räder sicher parken konnten. Zimmer bezogen, frisch gemacht, geduscht und dann runter ins Lokal. Wr sitzt da? Die zwei Östereicher, die uns zwischen Negotin und Vidin schon zweimal überholt hatten. Also mal ehrlich, die fahren wie der Teufel und sind doch nicht schneller wie wir?

Sie erzählten uns, sie hätten es zuerst in dem Hotel Verde versucht, aber das sei hoffnungslos voll. Glückes Geschick, den Weg haben wir uns erspart.

Jedenfalls war es en sehr unterhaltsamer Abend mit den Beiden, das Essen war gut und reichlich, das Bier auch und wir schliefen nicht schlecht. 

Tag 09: Bechet (RO) – Corabia (RO [23.05.2015]

Tagesfahrleistung: 48km

Schäden: keine

Übernachtungskosten: 25€ ohne Frühstück 

Ein anderer Bekannter beim Frühstück, Pferdefuhrwerke en Masse, Bettler überall, wieder Gegenwind und diebische Elstern
Karte: © OpenStreetMap contributors (License)

Endlose Weiten… Walachei!

Morgens aufgestanden und aus dem Fenster gesehen. Nebenan wird gerade ein Haus gebaut. Mir hat es richtig gefallen, wieder einmal ein schöne handgefertigte Schalung zu sehen. Sowas sieht man bei uns seit 40 Jahren nicht mehr. 

Beim Frühstück trafen wir den Norweger wieder, den wir schon in Donji Milanovac im Restaurant Porec getroffen hatten. Naja, die Welt ist klein und keiner scheint wirklich schneller zu sein als andere. Irgendwo läuft man sich immer wieder mal über den Weg. Beim Aufpacken der Räder stand schon wieder der Junge von gestern da und bettelte schon wieder! Diesmal nicht alleine, sondern gleich mit Freund, dem wir dann auch noch einen Kugleschreiber schenken sollten. Der Hostel-Besittzer jagte sie zum Teufel. 

Wieder auf der Strasse, treffen wir immer wieder auf Pferdefuhrwerke, sie sind hier Transportmittel Nr. 1. Pferdefuhrwerke werden von Bauern, wie auch von Roma genutzt. Nach einer Weile waren wir sogar in der Lage, an der auf der Strasse liegenden Pferdescheisse zu sagen, ob das von einem Pferd eines Bauern oder eines Roma war: Die Pferde der Bauern werden mit Hafer gefüttert und produzieren richtig schöne feste bräunliche Pferdeäpfel, während die Pferde der Roma in erster Linie Gras zu fressen bekommen und ein eher grüne breiige Masse auf die Strasse fallen lassen. 

Apropos Pferdeäpfel und Strasse mal so ein Gedanke: Der Pferdemist verschmindet ja nicht einfach! Der wird, da es nicht so oft regnet, von Tausenden von Autoreifen pulverisiert und aufgewirbelt. Wenn man dort radelt, verfügt man Abends über eine merkliche Staubschicht auf allem, was nicht abgedeckt war. Nun sollte man sich vergegenwärtigen, dass dieser Staub eben aus was besteht? Richtig, pulverisierte Pferdescheisse! Deswegen ist das abendliche Duschen ein “must have”! Die weissen Teile unswrer Radlerkleidung bekamen eine gewisse braun/rötliche Färbung, die mit Handwäsche nicht mehr rauszubekommen war. Erst zu Hause, mit der Waschmaschine, konnte diese “equide Patina” wieder beseitigt werden.

Die Landschaft ist eher öde. In den Dörfern, die wir durchfuhren, konnte man genau erkennen, wo welche Volksgruppe wohnt. Am Anfang und am Ende der Orte sieht es meist aus wie Krempoli, in den Ortsmitten ist es meist sauberer und gepflegter. Genauer gesagt, wohnen an den Ortsenden meist Roma, in der Mitte die “Rumänen”. Teilweise “wohnen” die Roma in irgendwelchen “Zelten”, gebaut aus Plastikfetzen und ein paar Stöcken. Kein Wasser, keine Toilette, so lustig ist das Zigeunerleben sicher nicht. Aber betteln ändert eben auch nichts. Wir haben auch schnell gelernt, woran man erkennt, welcher Mixt-Markt von Roma frequentiert wird und welcher von “Rumänen”. 

Wir gönnten uns jeder einen Kaffee und ein paar Kekse. In diesem Fall war der Kaffee so heiß, dass die Finger fast wegschmolzen. 😉 Der Gegenwind heute war wieder lästig, so um die 14kmh von vorne! Monika hatte Husten, ihr ging es nicht so dolle. Also heute besser weniger fahren und etwas mehr rasten. Auch die Tagesleistung soll nicht zu viel sein.

…und wieder weiter über fade Landstrassen. Wenn man irgendwo anhielt um Pause zu machen, mitten in der Pampa, weit und breit kein Haus, keine Siedlung, wuchs innerhalb von Minuten irgendwo ein Roma aus dem Boden! Das nervte irgendwie.

Wir hatten es uns zu eigen gemacht, jeden zu grüßen, der uns begegnete, egal, ob auf einem Fuhrwerk oder auf einer Bank sitzend in irgendeinem Dorf. Ich wusste aus Gesprächen, dass den Einheimischen am meisen stinkt, wenn sie nicht gegrüsst werden. Sie fühlen sich sich sonst als nicht wahrgenommen, als Staffage. Wenn ich das schon weiß, dann ist es doch ein leichtes, zu Grüßen, es kostet uns nichts und bringt wirklich Sympathien.

Wir gönnten uns nochmals eine Pause, wenn schon so ein einladender, sauberer und gut ausgestatteter Mixt-Markt auf dem Weg liegt.

Als wir diesen Friedhof sahen, mussten wir uns die Augen reiben, denn da liefen Ziegen und ein Esel darauf rum und fraßen alles, was ihnen vors Maul kam.

Wir “nahmen” Dorf um Dorf. Trotz Gegenwind, trotz dem angeschlagenen Zustand von Monika. Irgendwann waren wir in Corabia. Im Hafen sollte es ein Hotel geben. Wir also runter zum Hafen. Da war auch ein Hotel. Leer, kein einziges Auto, kein Gast zu sehen, aber angeblich waren keine Zimmer frei. Seltsam, aber der Herr an der Rezeption konnte mir einen Tip geben, wo wir Zimmer finden können. Wir also wieder hochgeradelt, in die Stadt rein und siehe da, wir fanden sofort das Hostel, das mir der Herr am Hafen beschrieben hatte. Ein Zimmer hatten sie auch frei. 

Wir also geduscht und dann runter zum Abendessen. Dabei trafen wir einen Radler aus Niederbayern, der unterwegs war von Istanbul nach Hause. Es wurde ein kurzweiliger Abend. 

Zwei nicht so schöne Erlebnisse

Ich pflege immer mit einem Rückspiegel an meiner Brille zu fahren. Dieser Spiegel ist recht unauffällig, so dass umstehende den auf Anhieb oft gar nicht bemerken. Wenn man durch Dörfer fährt, wollen die Kinder dort immer abklatschen. Das machten wir auch in jedem Dorf. 

Nun hatte ich den Gepäckträger frei und nutzte den Platz für zwei bis drei Getränkeflaschen. Ein Junge versuchte, an einem Berg, sich von hinten anzunähern und etwas von Gepäckträger zu ziehen. Im Spiegel sah ich ihn kommen und konnte es verhindern. Das habe ich noch versucht, sportlich zu sehen. Als dann allerdings ein paar Dörfer weiter ein Junge versuchte, sich richtig zu positionieren, dann im richtigen Moment losrannte, versuchte etwas vom Rad zu reissen und zu verschwinden, da fing ich an, das persönlich zu nehmen. 

Da ich vorher davon gehört hatte, waren meine Taschen immer doppelt gesichert. Also selbst wenn jemand den Schnellverschluß hätte öffnen können, die Taschen hingen immer noch zusätzlich an einem Stahlseil, gesichert mit Karabinerhaken. Trotzdem kann man sich da bös auf die Nase legen!

Tag 10: Corabia (RO) – Zimnicea (RO) [24.05.2015]

Tagesfahrleistung: 84km

Schäden: keine

Übernachtungskosten: 80€ mit Frühstück 

Bettler immer wieder, schöne Landschaft, öde Landschaft, Kühe beim Baden und eine „Oberschicht beim Feiern
Karte: © OpenStreetMap contributors (License)

Landschaft zwischen öde und wunderschön

Da es im Hostel kein Frühstück gab, weil das Loakl erst um Mittag öffnet, fuhren wir ohne Frühstück los. Da ich jedoch unwahrscheinlich unleidig werden kann, wenn ich kein Frühstück oder keine Brotzeit bekomme, entschlossen wir uns, in einem Supermarkt etwas zu kaufen. Monika blieb draußen und bewachte die Fahrräder mit Ladung, was leider nötig ist, da dort alles Füße bekommt, was sich hochheben lässt und entfernen lässt, während ich rein ging und einkaufte. Als ich wieder raus kam, war schon wieder einer aus dem Boden gewachsen und bedrängte Monika bettelnderweise. 

JA, VERDAMMT NOCHMAL, BETTELN IST KEIN NACHHALTIGES LEBENSMODELL!

Jedem, der rumänischer Staatsbürger ist, steht es frei, sich innerhalb der EU frei zu bewegen und Arbeit zu suchen. Betteln verbessert nicht die Problematik und ist auch wenig nachhaltig.

Wir haben unsern Kram zügigst verstaut und fluchtartig den “Tempelbereich” verlassen. 

Außerhalb, nach sorgfältiger Abwägung fanden wir einen wunderschönen Platz etwas weg vom Strassenrand mit guter Sicht, um nicht gleich wieder jemand aus dem Boden wachsen zu lassen. Da machten wir Frühstück, bis wir ein paar Leute bemerkten, die sich zielstrebig in unsere Richtung bewegten. Also Frühstück beendet und ab. Unser Bedarf an näheren Kontakt mit bettelnden Roma war mittlerweile bei Null angelangt. Monikas Gesundheitszustand war immer noch nicht besser und es war heiss!

Die Walachei besteht teilweise aus uferloser Weite! Das Auge hat kaum etwas, an dem es sich orientieren kann. Baumlose Strassen, sprich bei Sonne in voller Hitze, oder wie in unserem Fall, dem Wind von vorne ohne Schutz ausgesetzt und das über viele, viele Kilometer hinweg. Das ist je nach Wetter fad, heiss, anstrengend oder deprimierend! Es gibt sogar irgendwo eine Empfehlung, die Walachei zu meiden und mit dem Zug zu durchqueren. So weit würde ich jetzt nicht gehen, denn um etwas wirklich zu beurteilen, sollte man es doch selbst erlebt haben!

Während wir uns auf unseren Reisen bisher immer freuten, wenn wir durch Ortschaften kamen, kehrte es sich mit der Zeit um: Ortschaften waren uns unangenehm. Sobald wir irgendwo hielten, wuchsen sofort ein paar Roma aus dem Boden. Das alleine hätte uns wenig gestört, aber dieses ständige angebettelt zu werden bewirkt irgendwann das Gegenteil. Führen wir in einen Ort rein, wusste man am Ortsausgang schon bevor wir da waren, dass da ein anbettelbares Objekt im Ort ist.

Von einer Brücke, die den Olt überquerte, einen Zufluss der Donau, sahen wir eine Kuhherde, die Baden ging. Ich hatte nie zuvor Kühe gesehen, die baden. Es wirkte, als wenn sie richtig Spass dabei hatten. Wenn Kühe sowas wie Glück empfinden, dann sicherlich hier!

Ein Stückchen weiter bot der Olt einen wunderschönen Strand. Wir sahen sogar Leute beim Baden. So weit ging jetzt unser Bedürfnis nicht, auch deswegen, weil wir wussten, dass wir noch einige Kilometer vor uns haben bis zur nächsten Übernachtungsmöglichkeit.

Gott sei Dank, es gab auch Alleen. Sie schützten uns vor der Sonne, wie auch ein wenig vor dem lästigen Wind. Die Altvorderen wussten schon, warum sie sie anlegten, boten sie doch guten Wetterschutz für die Kutscher. Auch sahen wir immer kleine Kuhherden, bewacht von einem “Kuhhirten/in”. Teilweise hatten die “Bauern” kleine Hütten gezimmert, wo sie drin wohnten, vermutlich nur zeitweise, um ihren Besitz, ihre Felder und ihre Tiere zu bewachen. Wir grüßten sie alle und der Gruß wurde immer mit einem lächelndem Gesicht erwidert. Teilweise roch es ein wenig nach “Milchkammer”. Monika meint, dass sie in den Hütten auch gleich die Milch der Kühe weiter verarbeiten, Käse und andere haltbare Milchprodukte daraus machen. 

Auch sahen wir in Rumänien immer wieder Radfahrer, die auch alles mögliche auf ihren Rädern transportierten. Dieser hier hat gerade sein Handy am Ohr. Ein Fahrrad ist in Rumänien ein Transportmittel, kein Sportgerät! 

Wir näherten uns Turnu Magurele. Dort gibt es Reste einer Brücke, die Konstantin der Große um 330 n.Chr. bauen ließ. Des Weiteren war es eine wichtige Festung von Justinian I. von Byzanz im 6 Jahrhundert. Spater war es eine Grenzfestung zwischen der Kleinen Walachei und der restlichen Walachei. 

“Flucht” aus Turnu Magurele

In Turnu Magurele fuhren wir in den Stadtpark, um ein Eis zu essen. Wir saßen dann auf einer Bank und dauerte nicht lange, da kam schon wieder einer und bettelte uns an. In erste Linie wurde Monika ständig angebettelt. Der Typ hatte einen Ledermantel an und das letzte Bad war, geruchstechnisch taxiert, ein paar Wochen her. Irgendwann, nach Abgabe von ein paar Zigarretten, verschwandt der Typ auch wieder und auch wir zogen es vor, den Park und Turnu Magurele schnellstens zu verlassen. Ich habe echt nachgesehen, ob wir irgendwo ein Schild dran haben, wo “Kiosk”, “Sozialamt” oder “Zu verschenken” drauf steht. Ich fand nichts. 

Wieder ein Friedhof. Interessanterweise wird dort offensichtlich kein Gras gemäht oder sonstige Pflege des öffentlichen Grundes angestrebt. Da waren die Ziegen, wie wir sie vorher schon auf einem Friedhof sahen, womöglich eine Alternative zur “Pflege”. 😉

Um den Weg ein wenig abzukürzen, durchfuhren wir dieses Tal, in dem noch Reste eines Hochwassers standen. Soweit nichts besonderes, wären da nicht ein paar Kinder gewesen, die in diesem Wasser gebadet hätten, in dem Dreck und Abfall aller Art rumdümpelte, den es offenbar von der naheliegenden “Mülhalde” mitgerissen hatte. Das kann doch nicht wahr sein, da muss man doch krank werden! Man kann auch gut sehen, dass es nicht nur flach dahin ging, sondern immer irgendwie bergauf oder bergab ging. Jaja, wo Täler sind, da gibts auch Berge.

So geht es weiter… Orte, die sich über viele Kilometer links und rechts unendlich der Strasse entlang ziehen und sich abwechseln mit…

…weiten Landschaften, die wiederum dann vom nächsten…

…Reihendorf abegelöst werden. 

Wir hielten an einem Mixt-Markt um unsere Getränke aufzustocken. Daneben war ein Lokal. Interessant fand ich die Gallerie an Fahrrädern der Leute, die dort offensichtlich gerade “Stammtisch” hielten. Auffällig die großen, massiven Gepäckträger. Auf der Strasse kann man gerade einen Radler sehen, der gerade seine tägliche Ration Gras nach Hause fährt, um seine Tiere zu versorgen. Wenn also ein Reiseradler wissen will, wie ein hochbelastbarer und haltbarer Gepäckträger aussehen muss, dann sollte er einen rumänischen Radler fragen!

Wir erreichten Zimnicea. Sie ist die südlichste Stadt Rumäniens. Sie wurde 1977 bei einem Erdbeben zu 80% zerstört. Natürlich ist sie heute weitgehenst wieder aufgebaut. Wir sahen auch ein altes Hotel, ein wunderbares Gebäude, aber das war leider geschlossen und der Charme des Gebäudes wohl nur noch für Idealisten erkennbar. Zimmer fanden wir schließlich in dem Inter-Agro-Hotel im Zentrum, einem recht noblen Schuppen.

Ein sauberer Laden mit einem überdachtem Eingangsbereich und einem dienstbaren Geist mit Kofferwagen beim Entladen. Die Räder durften im abgesperrten Innenhof in einer versperrten Garage nächtigen.

Unser Zimmer wurde sogleich in einen Waschsalon und Trockenraum umgewidmet. Wir wieder geduscht und ab zum Essen. Das Restaurant beim Hotel war voll. Es fand wohl eine Hochzeit, Feier oder ähnliches statt. Wir setzten uns auf die Terasse. Der Service kam zwar schnell, aber es dauerte sehr lange, bis under Essen kam. Aber es war hervorragend. Wir hatten Karpfen bestellt und einen wunderbar schmeckendes Essen bekommen. Die laute Musik der Feier war zwar etwas anstrengend, aber nunja, man kann nicht immer gewinnen. Die Autos der Gäste, die dort feierten hätte nder deutschen Oberschicht zur Ehre gereicht. Da feierten keine einfachen Leute, da feierte die lokale Hautevolee (oder in Französisch: Haute Société).

Im Gegensatz dazu standen die heute immer wieder zu sehenden “Zelt”behausungen der Roma an den Ortsrändern, wie schon erwähnt erbaut aus ein paar Holzstöcken und irgendwelchen Plastikfetzen. Bei aller Lästigkeit und Bettelei, es ist herzzerreissend zu sehen, unter welchen hygenischen und wirtschaftlichen Verhältnissen diese Kinder aufwachsen müssen. Ich bin innerlich zerrissen. 

Tag 11: Zinicea (RO) – Giurgiu (RO) [25.05.2015]

Tagesfahrleistung: 62km

Schäden: keine

Übernachtungskosten: 80€ mit Frühstück 

Nicht fit, seltsame Löcher mit Vögeln, schattige Alleen wären willkommen, am Ende noch ein Gewitter, die falsche Brücke und Polizisten, die zu Kindern werden
Karte: © OpenStreetMap contributors (License)

Angeschlagen, aber nicht k.o.

Monika ist nicht fit. Sie hat nach wie vor Husten. Trotzdem brechen wir nach dem Frühstück auf. Das nächste Hotel ist in Giugriu oder kurz davor. Also mehr zu fahren hätte wenig Sinn, denn das nächste danach folgende Hotel wäre zu weit und angsichts Monikas Zustand nicht ratsam.

Raus aus dem Hotel und los gehts! Der Wind scheint heute gnädig zu sein.

Durch Zimnicea, das recht sauber und aufgeräumt wirkt, bahnen wir uns den Weg auf die Landstrasse.

Es ist ein schöner Tag, aber warm. Wieder geht es über schattenlose Strassen durch die Weite der Landschaft.

Scheue Vögel

Dann kommt auf der lnken Seite eine Abbruchkante aus Erdreich. Hier sehen wir wieder die gleichen Löcher, wie wir sie schon einmal in Serbien gesehen haben. Nur dieses Mal sehen wir Vögel, die virtuos segeln können, wie Schwalben, nur ein gutes Stück größer und bunt. Allerdings so scheu, dass wir es nicht schaffen, näher zu kommen, ohne dass diese recht scheuen Gesellen verschwinden. Man sieht dann wieder nur die Löcher im Erdreich.

Zwischendurch kam wieder Wind wuf, wie man an den Bäumen erkennen kann, aber heute hielt es sich in Grenzen. Gott sei Dank!

Ein Mixt-Markt mit einem Tisch davor, aber viel interessanter fanden wir die Pute mit ihren Jungen. Der Henne wurde ein Fuss an einer langen Schnur gebunden, damit sie nicht weglaufen kann und die Jungen bleiben dann automatisch da.

Alles synoptische Autoren?

Interessant hier finde ich den Umstand, dass diese Räder auf dem Bild ausnahmslos eine 28” Radgröße verfügen, wie übrigens die Räder ein paar Tage vorher auch. In Deutschland kann man überall lesen, dass 28” Räder in Südosteuropa nahezu unüblich seien und keinerlei Reifen dafür erhältlich seien. Irgendwie kann ich mir nicht helfen, aber diese Räder verfügen alle über Gummireifen, die sehen nicht selbstgeschnitzt aus! Also muß es folglich auch in Rumänien durchaus 28” Reifen zu kaufen geben. Irgendwie habe ich den Eindruck, dass die meisten Veröffenlichungen über Radfahren in Rumänien voneinander abgeschrieben wurden und nicht selbst eruiert! Das scheint heutzutage wohl so üblich zu werden.

Wieder über schattenlose Strasse. das Wetter sieht noch schön aus, aber es wird schwül. Wenn das mal nichts gibt, wo ich doch nichts mehr fürchte, als Gewitter!

Jeder schattenspendende Baum wird beim Radeln genossen, bietet er doch sofort merkliche Abkühlung.

Jedes Fuhrwerk, das entgegenkommt, wird gegrüsst und man wird freudig zurückgegrüsst. Manchmal habe ich den Eindruck, bei diesen Leuten geht einfach die Zeit noch langsamer, besteht der Tag nicht aus Duzenden Terminen oder Notwendigkeiten. Trotzdem hätten sie sicher gerne unseren “Reichtum”, ohne zu wissen, was sie gleichzeitig dafür opfern müssten. 

Es war so heiß, dass wir selbst einen größeren Wolkenschatten als willkommene Gelegenheit für eine kurzen Halt im “Schatten”nutzten! 

In diesem Dorf sieht es richtig sauber und gepflegt aus. Keine “Slums” an Ortsanfang und -ende, saubere Gehwege und gepflegte Grundstücke. Seltsamerweise ändert sich das von Ort zu Ort.

Gewitter oder nicht?

Oweia, das sieht nicht gut aus. So wie das aussieht, steht das noch über Bulgarien, auf der anderen Donauseite. Was tun? Weiterradeln, so schnell wie möglich, um eher in Giurgiu zu sein, wie das Wetter von Bulgarien rüberkommt. 

Wie ein drohendes Unheil stehen die Wolken in Warteposition auf der anderen Donauseite. Ich hoffe, dass sie dort bleiben, denn bei uns zu Hause ist die Donau eine Wetterbarriere und Gewitter kommen oftmals nicht auf die andere Seite.

Wir sind gerade am Ortsanfang von Giurgiu und es fängt an zu regnen! Wir packen die Regenklamotten nicht aus, denn wir wollen bis zu der Brücke fahren, die zu sehen ist und uns dort umziehen. Wie man sehen kann, ist der Himmel hell, das Gewitter steht genau über Ruse ind bulgarien auf der anderen Donauseite, aber es kommt nicht rüber, lediglich einige Regenausläufer!

Die Brücke war eine “tolle” Idee, denn es war eine Eisenbahnbrücke, die aus mehr Löchern, wie Material bestand. Folglich war der Regenschutz nahe Null. Kurz, wir wurden richtig nass, bevor wir unsere Regensachen an hatten. Da es nur ein kurzer aber heftiger Schauer war, fuhren wir weiter ins Zentrum von Giugriu. Auf unserem Spökenkieker suchten wir nach Hotels. Eines der angezeigten war auch in Giurgiu gut ausgeschildert. So folgten wir den Schildern.

Wir kamen noch an einem Billa Markt vorbei (gut zu wissen, wo man etwas kaufen kann) und fanden das Hotel. Zimmer waren auch frei. Allerdings gab es für die Fahrräder keine Möglichkeit sie irgendwo einzuschließen. Aber es gab einen Innenhof, in dem einige Polizeiautos standen und dessen Zufahrt über ein Schranke verfügte, die man allerdings keicht umgehen konnte. Egal, ich sperrte die Fahrräder an zwei festbetonierten verzinkten Bänken fest. Meine Sorge, von wegen klauen und so weiter, besänftigte die Dame an der Rezeption ganz einfach. Sie sagte mir, es seien rund 80 Polizisten aus Rumänien und Bulgarien im Haus und außerdem seien die Fahrräder zu leicht, es lohne sich nicht, sie zu klauen, denn da gehe es nur um das Materialgewicht. Nunja, ganz beruhigt war ich erst, als ich sah, dass es eine Überwachungskamera gab, die in der Rezeption angezeigt wurde. 

Wieder das gleiche Prozedere, wie immer: Duschen, um die Staubschicht aus pulverisierten Pferdemist loszuwerden und dann sind wir essen gegangen. Das Essen ist sehr gut und wir gehen zeitig ins Zimmer. Wir beschließen, den Aufenthalt in Giurgiu um einen Tag zu verlängern, damit Monika sich etwas auskurieren kann. 

Wie die Kinder…

Es war etwas warm im Zimmer und Monika mag keine Klimaanlagen, also öffnete ich das Fenster ein wenig. Unten standen unsere Fahrräder. Sie waren genau an den zwei Bänken, die als “Rauchereck” genutzt wurden, angekettet. An meinem Rad habe ich zusätzlich zu der Klingel auch eine Ballhupe, also so ein “Kinderding” aus Chrom mit einem schwarzen Gummiball. Jedes mal, wenn einer der Polizisten zum Rauchen ging, drückte er auf die Hupe. Es ging den halben Abend “Trööt… tröööt… tröööt”. Ich war wirklich amüsiert und zugleich richtig froh, denn Polizisten, die manchmal wie kleine Kinder sind, erscheinen mir einfach menschlich!

Tag 12: Giurgiu (Pausentag) [26.05.2016]

Tagesfahrleistung: 0km, aber rund 8km zu Fuss

Schäden: keine

Übernachtungskosten: 80€ mit Frühstück

Bummeltag, weil Monika nicht gesund ist, wachsame Polizisten, Draculas Bank, eine Kirchenbesichtigung und Salzstangen und Cola als altem Hausrezept

Nachdem wir gut und reichlich gefrühstückt hatten und auch die Mehrzahl der Polizisten beim Frühstück getroffen hatten, überlegten wir, ob wir einen Tagesausflug nach Ruse auf die bulgarische Seite machen sollten. Wir entschieden uns dagegen und machten einfach stattdessen einen Bummel durch Giurgiu.

So schlenderten wir zwanglos die Magistrale entlang. An einem Spielplatz setzten wir uns eine Weile auf eine Bank und sahen dem Treiben zu. Da war auch ein Polizist, der wohl ein Auge auf den Spielplatz warf. Jedenfalls kam eine Frau mit ihrem Hund, was dann darin endete, dass der Polizist die Dame freundlich aber bestimmt zum Teufel schickte, denn ein Hund hat da nichts verloren! Erfrischend, dass doch überall die gleichen Probleme gibt. 

Jetz wissen wir auch, mit welcher Bank Fürst Dracula seine Geldgeschäfte regelt! Ja, ist eine ganz normale Bank in Rumänien, die so heisst, trotzdem war ich amüsiert. 

Wir besuchten eine orthodoxe Kirche, die Biserica Inaltaria Domnului. Nein, ich habe nicht fotografiert. Es gibt Dinge, die ich ablehne, eine davon ist das Fotografieren in Kirchen anderen Glaubens solange ich nicht sicher weiß, dass es erlaubt ist. Wer also eine orthodoxe Kirche von innen sehen will, der sollte eine besuchen, wenn er die Gelegenheit hat. Natürlich waren wir drin. Natürlich nicht nur drei Minuten! Wir nahmen Platz und liessen den Ort auf uns wirken. Wenn man sich länger Zeit nimmt, dann entdeckt man auch manche Details, die einem sonst verborgen blieben. 

Danach schlenderten wir weiter und entschlossen uns zu einem kleinen Imbiss. 

Wir entschieden uns für Hefeteig-Spatzen mit Vanillesoße und Hollerröster. Mann waren die gut! Danach gingen wir langsam wieder zurück ins Hotel zurück. Zurück im Zimmer ist es Monika nicht so wohl. Sie hat dann eine recht lange und intensive Besprechung mit Porzellanien. Naja, an Essen war nicht mehr zu denken. Monika legte sich ins Bett, während ich mich uaf den Weg machte zu dem Billa Markt, das war der nächste von unserem Hotel aus. Einige Zeit später kam ich zurück mit Salzstangen, Nüssen und anderen Dingen, von denen ich wusste, dass Monika sie kaum verschmäht.

Tag 13: Giurgiu (RO) – Oltenita (RO) [27.05.2015]

Tagesfahrleistung: 75km

Schäden: 4 gerissene Speichen

Übernachtungskosten: 25€ ohne Frühstück

Früher Aufbruch, gerissene Speichen, bettelnde Kinder, Zimmer ohne Fenster, eine Arbeiterunterkunft im Lehmhaus und die Räder im Zimmer
Karte: © OpenStreetMap contributors (License)

Diesmal sind wir vor den Polizisten beim Frühstück. Die trödeln erst nach und nach ein. Waren wohl etwas müde, nachdem sie gestern in der Pampa an einer grenzübergreifenden Übung beteligt waren. Unsere Räder waren schnell aufgepackt und wir brachen um 8:00 auf.

Noch eine wenig durch Giurgiu, dann waren wir auch schon auf einer großen Ausfallstrasse.

Wieder ein unverstellter Blick bis zum Horiznt, aber diesmal auf eine großen, hässlichen Strasse, wo das Fahren recht spaßbefreit war.

Nun wurde es hügelig

Endlich, Ende der großen Strasse, wir biegen rechts ab. Danach wurde es allerdings etwas hügeliger. Aber egal, Hauptsache weg vom Verkehr. 

Nunja, so weit weg von Verkehr waren wir dann auch nicht, aber es ging. In letzter Zeit tauchten am Strassenrand immer wieder solche kleinen “Häuschen” oder Kapellen auf. So richtig sagen, was as ist konnten wir nicht, aber wir nehmen an, dass es opulent überbaute Marterl (Gedenktafeln) sind, die von Privatleuten finanziert werden.

Irgendwann tauchte ein gut aussehender Laden auf, Da wir schon “kaffeereif” waren, beschlosssen wir einen Halt. 

…und wieder: Extrem heißer Kaffee in Pappbechern, dazu ein Cola für Monika, da sie schon den ganzen Tag leichte Magenkrämpfe hatte und Cola bekannterweise solche Dinge ein wenig beruhigen kann.

Kaum hat man Glück, kommt schon das Pech daher…

Wir hatten Rückenwind und waren schnell unterwegs. Waldstücke machten natürlich besonders Spaß… 

…bis es laut und vernehmlich bei monika “Zeng” machte! Sie meinte, ihr Sattel habe sich gerade wieder verstellt. Da der Sattel fest war, kam mir das seltsam vor, ich untersuchte das Rad genauer. “Hrrgttnchml!” Es waren vier Speichen gerissen! 😯 

Da hilft nur Austauschen, denn wenn es mal anfangt und man ersetzt sie nicht, werden es in immer kürzeren Zeitabständen immer mehr, bis das Rad kollabiert. Das wollte ich keineswegs riskieren.

Also Reparatur! Ich kann mir nicht vorstellen, dass 4 Speichen auf einmal gerissen sind. Es muss schon öfter geknallt haben, ohne das Monika das näher bemerkt hat. Wer einmal erlebt hat, wie es sich anfühlt, wenn eine Speiche reisst, der kennt das sofort. Ab heute weiß das Monika auch. Die Speichen waren genau an den Nippeln gerissen. Das Rad hatte ich selbst gespeicht! Da alle meine Räder selbst gespeicht sind und seitdem ich selbst speiche, nie mehr eine Speiche gerissen war, ist es natürlich wichtig herauszubekommen, warum sie gerissen sind. Nun habe ich normalerweise immer Felgen verwendet, die etwas breiter waren, also Nennmaß 21 mm statt 19mm und sie verfügten über winkelgerecht gebohrte Nippellöcher. Das heisst, die Nippel liegen in der richtigen Schrägstellung flächig auf. Seitliche Winkelfehler treten da nicht auf. Bei diesem Rad allerdings hatte ich eine Standard 19mm Felge verwendet mit doppelten Ösen, eine sehr haltbare Felge. Eingespeicht hatte ich, wie immer, mir 2,34mm Postspeichen und entsprechenden Nippeln. Offensichtlich lagen die Nippel nicht flächig in der Öse auf, so daß ein Winkelfehler entstand, der seitliche Kräfte am Ende des Speichengewindes einbringt. Unter Belastung reissen sie dann recht schnell. Ich hätte entweder Sapim-Nippel verwenden oder die Ösen leicht größer bohren müssen! 

“Hätte… täte… wollte…” hilft jetzt nix, es geht nur nach vorne, also los! Ich hatte ja Ersatzspeichen dabei, 4 davon in passender Länge. Das Auswechseln war nicht ganz so lustig, denn einmal war dort kein Schatten, also warm und wenn Speichen an den Nippeln reißen, kann man die Nippel nicht mehr verwenden, man muss sie also ebenfalls austauschen. Dazu mus das Rad ausgebaut, Mantel, Schlauch und Felgenband demontiert werden, um an die Nippel zu kommen. Das dauert eben. 

Jetzt waren wir dank Rückenwind so gut in der Zeit und dann verplempern wir 1,5 Stunden wegen gerissener Speichen. Ärgerlich!

Und noch was: Ich habe keine passenden Ersatzspeichen mehr, wenn also nochmal eine hinten reisst, was wahrscheinlich ist, da es sich um ein konstruktives Problem handelt, dann muss ich zaubern.

Es wurde immer bergiger und kostete doch Kraft. Monika hatte immer noch Probleme mit ihrem Magen, aber sie ist ein Kämpfer! Die Steigungen gingen bis zu 10%. Anstrengend, aber wir nahmen das schon viel besser, als vor ein paar Tagen am Anfang unserer Reise in Serbien. Der Körper hatte sich darauf eingestellt und wir zogen doch recht brauchbar hoch.

Ist Betteln Programm?

Oltenita ist erreicht. Die Stadt verfügt über Werften, eine Spinnerei, eine Stahlgießerei und viele Betriebe zur Verarbeitung von landwirtschaftlichen Erzeugnissen. 

Wir begaben uns in den Stadtpark. Hier wägten wir ab, ob wir eine Bleibe abseits unserer Route suchen sollten oder überhaupt… 

Wir einigten uns darauf, die erste sich bietende Möglichkeit zu ergreifen, denn die Tagesleistung erachteten wir angesichts Monikas Problemen, sowie der Reparatur zum Trotz, als ausreichend.

Nun saßen wir also im Stadtpark, tranken etwas, genossen die Pause und entspannten ein wenig, als wir zwei Jungen sahen, die sich näherten. Sie hatten uns noch nicht bemerkt und gerade beide ein Eis am Stiel gegessen. Als sie uns erblickten, stieß der eine seinem Kumpel in die Rippen und sofort zogen sie beide ein Bittermiene auf, kamen zu uns, rieben sich den Bauch und meinten auf Englisch. sie hätten nichts zu essen und wollten jetzt von uns Geld. Natürlich haben sie Monika angesprochen, nicht mich. Monika hatte das vorher auch gesehen und war stinkesauer, einmal, weil Betteln hier zu den Dingen zu gehören scheint, die man schon Kindern beibringt und dann auch, weil wir das sogar erlebt haben, dass die Kinder von den Erwachsenen vorgeschickt werden. 

JA VERDAMMT NOCHMAL, FÜR WIE DOOF HALTEN DIE EINEN? 

Jedenfalls ist den zwei Buben der Schnabel schön sauber geblieben und sie zogen endlich von Dannen. Es geht nicht ums Teilen, es geht darum, dass, falls man zehn Lei gibt, Hundert zuwenig wären, wenn man Hundert gäbe, Tausend nicht reichten und letzendlich jede Art von Nachgeben gegenüber den Bettelnden nur dazu führt, dass noch mehr gebettelt wird.

Zimmer ohne Fenster? Geht gar nicht!

Wir fuhren weiter durch Oltenita und sahen ein Restaurant, das auch Zimmer (“Canzare”) hat. Wir hielten an und ja, sie hätten ein Zimmer frei. Ich sah mir die gute Stube an, zu der man, wie durch ein Labyrint, über diverse enge Treppen und Gänge gelangte. Es war ein Zimmer in der Größe eines Doppelbettes + 0,6 Meter Rand aussenrum, ohne eigenes Bad und das Schlimmste, ohne Fenster. 

Also das geht gar nicht, kein Zimmer ohne Fenster! 

Nachdem ich der Dame das klar gemacht hatte, meinte sie, sie hätte noch ein Zimmer frei, aber es sei etwas Abseits von hier, ungefähr 500 Meter entfernt. Wir stimmten zu, es uns anzusehen. Also folgten wir der Dame durch das Dorf und durch Strassen, die wir freiwillig und ohne Begleitung nie betreten hätten.

Es war jedoch nur eine Abkürzung, denn das andere Gebäude befand sich am Ortsaugang hinter einem großen grünen Tor. Dahinter war ein netter Innenhof und eine, sagen wir mal Arbeiterunterkunft. Es sah ganz in Ordnung aus und wir nahmen das Zimmer. Das Haus war in Lehmbauweise erstellt und wir hatten auf der ganzen Reise kein Zimmer mehr, das so ein angenehmes Raumklima aufwies. Jaja, die Alten waren wohl nicht ganz blöd, schafften das ohne Technik und Klimaanlage, die ja meist nur das beseitigen muss, was durch die, ach so moderne Bauausführung überhaupt erst entsteht: Heisse und stickige Zimmer mit einer Luft zum Schneiden. 

In dem Gebäude waren ansonsten noch Arbeiter untergebracht, was uns aber nicht störte. Man grüßte sich und gut, da sie weder Deutsch, noch Englisch konnten, wir im Gegenzug weder Rumänisch, noch sonstige osteuropäische Sprachen.

Unsere Räder kamen mir ins Zimmer, das genug Platz bot und auch ebenerdig war. Das Bad war modern, wie eben bei uns auch, nur die Qualität der Materialien war nicht so wie bei uns, folglich entsprechend vergänglich. 

Monika, von Haus aus empfindlich, was die Sauberkeit in Hotels angeht, nutzte die Dusche nur mit Badeschlappen und auch ins Bett wollte sie sich nicht legen. Ich bot ihr an, dass sie meinen Schlafsack verwenden könne, denn den kann man problmlos waschen und er war auch nicht so teuer wie ihrer. Ich selbst hatte keine Bedenken, war ich doch selbst schon auf Montage und hatte schon so manches Bett gesehen. 

Abendessen wollten wir nicht mehr gehen, aber nebenan gab es einen Mixt-Markt, in dem ich etwas zu Futtern und zu Trinken kaufte. So lasen wir ein wenig und verbrachten den Abend in Ruhe auf dem Zimmer. 

Tag 14: Oltenita (RO) – Silistra (BG) [28.05.2015]

Tagesfahrleistung: 82km

Schäden: keine

Übernachtungskosten: 65Lewa mit Frühstück (30€) 

Nie endende Dörfer, vergebliche Personensuche in Spantov, die Kunstfertigkeit der Zigeuner, Vögle, die man nicht fotografieren kann, Fußgänger und Radler „fähren“ umsonst, wieder Bulgarien, aber in einer „sicheren Insel“
Karte: © OpenStreetMap contributors (License)

Die Strasse, ein einziges Dorf

Wir machen nur schnell ein Frühstück aus eigenem Proviant. Monika geht es besser. Das Einpacken morgens ist nervig. Bis alles wieder da ist, wo es hingehört. Wir arbeiteten zügig und fuhren dann los.

Es war kalt draußen mit wechselnden Winden, wir brauchten Jacken. Die Route heute führt zu 70% durch Ortschaften. Man muss sich das so vorstellen: In Rumänien sind die Dörfer oftmals als Reihendorf angelegt, d.h. es gibt links und rechts der Strasse je eine Reihe, maximal zwei Reihen Häuser. Wachsen können dieser Dörfer nur an den Ortsenden. So wachsen sie mit der Zeit zusammen und erscheinen manchmal als ein Dorf mit 10 bis 15 km Länge. Die heutige Strecke hatte viele solche Dörfer. Kaum war man aus einem raus, war man schon im nächsten drin. Festzustellen oft nur and den Ortsschildern, auf denen am Ortsausgang oftmals “drum bun”, “Gute Fahrt” steht. 

Natürlich sind unsere Fahrräder für die Einheimischen etwas besonderes, unterscheiden sie sich doch sehr von den üblichen rumänischen Transporträdern, aber auch von den durchaus vorhandenen MTB-Rädern. So verfolgte uns dieser Junge eine ganzen Weile, um sich unsere Räder genau zu betrachten. 

Für eine Freund aus den USA, der im Vorjahr in Rumänien unterwegs war, suchte ich jemanden der ihm letztes Jahr bei einer Panne geholfen hatte, um ihm einen Brief, geschrieben in rumänischer Sprache zu übergeben. Leider wusste auch mein Freund nicht mehr genau, wo das war. Er wusste nur, dass es in Spantov war. Wir suchten und befragten die Leute in Spantov, aber leider gelang es uns nicht, ihn ausfindig zu machen. Schade! Bei der Gelegenheit: Die Menschen dort sind sehr hilfsbereit und trotz der Sprachbarrieren funktionierte die Konversation irgendwie.

Endlich mal raus aus den unendlichen Reihendörfern. So sehr, wie uns manchmal schon diese unendlich langen Strassen bis zum Horizont angekotzt haben, so sehr waren sie uns nun willkommen.

Als wir einen Damm befuhren sahen wir rechts unten “Blechzigeuner”. Wir grüßten und die ganze Familie grüßte freudig zurück. Ich konnte sehen, wie der Vater gerade dabei war, etwas aus Blech zu dengeln. Ich hätte gerne eine Pause eingelegt und wäre gerne dort heruntergegangen, habe mich aber auf Grund unserer Erfahrungen der letzten Tage nicht getraut. Im Nachhinein stinkt mir, dass ich es nicht gewagt habe. 

Spezialisten

Es gibt Roma, die sehr kunstfertig mit Blech umgehen können. Das was bei uns traditionell ein Spengler macht, machen dort die Roma. Wir haben wunderschöne und kunstvolle Überdachungen und Gebrauchsgegenstände aus Blech gesehen, egal ob aus Alu-, Zink- oder Kupferblech. Wenn jemand für einen Oldtimer, für den es keine Ersatzteile mehr gibt, einen neuen Kotflügel braucht, ich könnte mir vorstellen, dass diese Leute dafür noch die notwendige Kunstfertigkeit und das nötige Können aufweisen, um so etwas herzustellen! 

Scheue Vögel

An einer großen Wasserfläche machten wir plötzlich Pelikane aus. Zuerst hielten wir sie für Schwäne, aber bei genauen Hinsehen erkannten, wir, dass es pelikane waren. Bis dahin war mir gar nicht bewusst, dass es in Europa Pelikane gibt (wo war ich da in Biologie?). Natürlich versuchte ich sie zu Forografieren, aber mit einem 120° Weitwinkel ein nahezu sinnloses Unterfangen, wie man am Ergebnis sehen kann. Bis ich eine andere Kamera ausgepackt hatte, “flapp… flapp… flapp…” waren sie weg! Schade, das glaubt mir kein Mensch. Abends hatte ich noch Kontakt mit Dan, meinem Freund aus den USA, der vor einem Jahr hier war. Er bestäigte mir, dass auch er es nicht geschafft habe, die Pelikane zu fotografieren.

Wir setzten unsere Fahrt fort, bis wir einen seitlichen Stichweg entdeckten, an dem es wieder diese Löcher im Erdreich gab. Mittlerweile hatten wir herausgefunden, was dies für Tiere sind: Bienenfresser! Ihr Bauch- und Brustbereich ist türkis, Scheitel-, Nacken- und Rückenpartie ist rostbraun, die Flügel ebenfalls, ein gelbliches Kinn und schwarzer Augenstreif. Der Schnabel ist lang und leicht gebogen, teilweise erscheinen die Rücken grünlich. Mit unserem Fernrohr konnten wir sie diesmal gut beobachten, wenn wir der Kolonie nicht zu nahe kamen, aber mit fotografieren war wieder nichts drin. Schade, diese gefährdete Art ist wunderschön und faszinierend im Flug zu beobachten.

Manchmal kamen wir auch durch Orte, in denen die Streifen zwischen Grundstücksgrenze und Strasse mit Blumenbeeten, seltener auch mit Nutzpflanzen “aufgehübscht” waren. Wenn das so war, dann aber nahezu im ganzen Ort oder eben gar nicht. Wir wissen nicht, ob dort andere Ethnien leben, oder ob dies einfach von dem Selbstverständnis der Ortsbewohner abhängig ist, aber schön anzusehen war es auf jeden Fall.

Über die Donau

Nachdem wir Calarasi links liegen liessen, kamen wir direkt nach Chiciu, dem Fährhafen von Calarasi. Radfahrer und Fußgänger dürfen umsonst mitfahren. Gerade ist ein LKW auf die Fähre gefahren und wir warten ein wenig, bis er weiter vorne ist und die Fähre wieder soweit aus dem Wasser kommt, dass wir sie trockenen Fußes betreten können. Auf der anderen Seite liegt Silistra in Bulgarien und ein schmaler Streifen Rumänien. Die Fähren fahren jedoch alle nur den rumänischen Teil an.

Die Donau ist schon ein gewaltiger Fluss. Im Hintergrund kann man die Wohnblocks von Silistra sehen. Wir suchen uns einen Platz mit guter Aussicht und schon bald legte die Fähre ab. 

Jeglicher Verkehr hier läuft über die Fähren. Die nächste Donaubrücke flussabwärts ist 135km entfernt, flussaufwärts sind es 130km bis zur nächsten Brücke. Diese Fähren sind für Wirtschaft und Verkehr elementar wichtig. 

Beim Anlegen auf der anderen Seite sehen wir wieder ein ähnliches “Rampenmodell”, wie in Serbien! Schotter und Kies, was nicht passt, wird mit einer Schaufel passend gemacht. Es staubte fürchterlich, in diesem Fall aber wenigstens keine pluverisierten Pferdeäpfel sondern schlicht Dreck. 

Weil wir noch ausreichend bulgarische Lewa hatten, passierten wir die Grenze nach Bulgarien, um den Rest noch rauszublasen. Silistra ist donaubwärts die letzte Stadt Bulgariens, also die letzte Möglichkeit dazu. An der Grenzstation mussten wir eine ganze Weile warten, neben uns drei Motorräder aus der Ukraine mit Pärchen drauf. Sie sprachen auch ein wenig Englisch. So waren sie ein wenig amüsiert angesichts der Tatsache, dass wir wohl mehr Gepäck dabei hatten, wie sie. Allerdings kann man mit einem Motorrad, wenn man etwas braucht, mal eben 30km weiter fahren und es besorgen. Mit dem Rad geht sowas nicht.

Die “sichere Insel”

Allerdings zeigt Silistra wieder viele Anzeichen des Verfalls, wie wir es schon in Vidin gesehen hatten, aber Silistra war bei weitem nicht so schlimm. 

Wir fanden auf anhieb ein Hotel. Es war ein kompletter Neubaublock, mit Kaffees, einem Restaurant, Büros und eben einem Hotel. Die Rezeption war im dritten Stock. Kein Problem, wir bekamen ein Zimmer im fünften Stock. Da ein Aufzug vorhanden war, kein großer Akt. Die Fahrräder durften wir in der verschlossenen Tiefgarage abstellen. Meine Bedenken von wegen Tiefgarage und Klauen zerstreute die Dame an der Rezeption mit folgender Aussage: “Sie müssen sich vorstellen, sie sind hier in einer kameraüberwachten sicheren Insel. Keiner wird sich trauen, hier irgendwas zu stehlen, wenn sie allerdings außerhalb dieser Insel sind, sieht das anders aus!”

Das war deutlich. Ich kann nur mutmaßen, dass der ganze Komplex jemanden gehört, der es überhaupt nicht duldet, wenn sein Geschäfte durch Diebe beeinträchtigt werden und auch über ausreichende Abschreckung verfügt, dies zu gewährleisten. Wir jedenfalls fühlten uns hier gut aufgehoben.

Unser Zimmer war in Ordnung, lediglich das Finish war östeuropäisch, aber groß und brauchbar. Das Bad war so groß, dass wir großen Waschtag machten, also das ganze Bad mit Wäscheleinen vollspannten, um unsere Wäsche gleich wieder zu trocknen. mit Funktionskleidung geht das, die wird über Nacht in der Regel trocken. Da wir noch Hunger hatten, gingen wir noch Essen. Wir blieben auch “auf der Insel”, denn es gab ein Restaurant, das gut aussah und dessen Speisekarte sich gut las.

Ein Schoppska Salata war natürlich ein muss. Der schmeckte auch richtig gut. Natürlich, Fleisch gab’s auch, das habe ich aber dann nicht fotografiert! 

Wir gingen zeitig aufs Zimmer und auch ins Bett.

Tag 15: Silistra (BG) – Ion Corvin (RO) [29.05.2015]

Tagesfahrleistung: 55km

Schäden: eine Speiche gerissen

Übernachtungskosten: 30€ mit Frühstück 

Ein nettes französisches Paar, nette Begegnung mit Romakindern, ein Radler, der schon heftig empfand, was uns nicht schwer vorkam, Speichenzauberei, 5 Nationen in 5 Minuten und zum Schluß eine wichtige Info 
Karte: © OpenStreetMap contributors (License)

Wieder nach Rumänien

Wir sind spät aufgstanden, Monika fühlt sich etwas schlapp. Um 8:00 haben wir gefrühstückt im hauseigenen Café. Dazu haben wir an der Rezeption einen Gutschein für zwei Frühstück bekommen. Um 10:00 waren wir bepackt und abfahrfertig. Bulgarische Lewa hatte ich nur noch ein paar. Umgerechnet villeicht 2 oder 3 Euro. Nun sind wir wieder zurück über die Grenze nach Rumänien. 

Von der rumänischen Seite, am Anfang ein rund zweihundert Meter brieter Streifen zwischen Bulgarien und der Donau, kann man die Wohnblocks in Bulgarien sehen. 

Ein wenig außerhalb wird bergig. Wir geniessen die schöne Aussicht. 

Wen man so alles trifft…

Ein wenig später kommen da zwei seltsame Gefährte angeradelt. Es sind zwei Tadpoles, Dreiräder mit zwei Rädern vorne und einem hinten. 

Es war ein französiches Paar mit Hund, die schon in Frankreich gestartet waren und bis nach Constanta wollten. Allerdings zelteten sie grundsätzlich und in Rumänien meist wild. Allerdings bietet ihr Hund ausreichend Abschreckung, so daß keiner den Versuch gestartet hat, dem ihrem Camp zu Nahe zu kommen. Siewolen in Constanta ein Auto kaufen und damit nach Hause fahren. Naja, Mut haben sie, aber andererseits, warum nicht? 

“Blablabla… Rhabarber… Rhabarber…” bis wir schauen, ist eine Stunde verratscht. Wir verabschieden uns von Sophie und Simon, so hießen die beiden. Nun aber weiter, der Tag ist kurz!

Ein weitere nette Begegnung 

Es war nun die ganze Strecke bergig, Reihendörfer gab es nicht mehr, wenn, dann nur noch Dörfer, ähnlich den unseren. Jedenfalls ging es wieder eine recht heftige Steigung rauf und oben gab es einen Parkplatz an einem orthodoxen Kloster, das renoviert wurde. Da hielten wir an, schon wuchsen drei Buben aus dem Boden. Sie waren interessiert und der Älteste konnte ein wenig Englisch. 

Es ist, als wenn man gegen einen Oktopus kämpft. Chancenlos. 

Andererseits, die Gefahr der wundersamen Zunahme der Kinderanzahl war hier draußen gering und außerdem waren sie echt lieb und höflich. Kurzum, sie haben uns einen Kugelschreiber, die restlichen Lewa, eine volle 2 Liter Flasche Fanta, eine halbvolle kleine Cola, eine leere Colaflasche und Kekse aus der Schulter gekurbelt. Nein, ich war nicht böse, ich sehe das auch heute noch postiv! Es waren Roma Kinder und deren Eltern haben vermutlcih an dem Dach des Klosters gearbeitet denn das Klopfen konnten wir hören und sahen dort auch Leute Blecharbeiten machen

Für uns geht es weiter bergauf und bergab. Es ist anstrengend, aber abwechslungsreich. 

Wir fahren durch ein Weinanbaugebiet. So weit das Auge reicht Weingärten. Da aber alles eingezäunt ist, habe ich keine Möglichkeit, welche zu probieren, zumal auf überall Leute rumlaufen und dort arbeiten.

…und noch ein Radler

Wir treffen einen deutschen Radler, der aus Istanbul kommt. Er meinte nur, dass der Weg nach Constanta für uns noch heftig werden würde. Im Nachinein kann ich jedoch sagen, dass es nicht die schlimmsten Streckenabschnitte waren, die vor uns lagen. Wenn er das als heftig empfand, dann hat er das sicher noch steigern können! 

Aber oftmals ist es auch von der Tagesform abhängig. Es gibt eben Tage, da geht alles hart und es gibt Tage, das flutscht alles. Leider ist die Anzahl der Tage, an denen alles flutscht meist geringer, als die Anzahl der Tage, wo es eben nicht so ist.

Eine lange Abfahrt zu einem See und dann trafen wir wieder auf Pelikane.

Diesmal konnte ich sie fotografieren, aber sie waren so weit weg, dass man eigentlich wieder nichts erkennt! Hrrgttnchml!

…und noch ‘ne Speiche!

Kurz darauf… “Zeng!” riss bei Monika eine Speiche: “Mist, Mistiger, Doppelmist!” Jetzt muss ich zaubern. Also, am Strassenrand Monikas hinterrad wieder ausgebaut, Mantel, Schlauch und Felgenband runter. Nun hatte ich nur noch zu langer und zu kurze Speichen. Aber ich wäre nicht ich, wenn ich nicht eine technisch ausgefeilte und haltbare Lösung entwickelt hätte!

Ich “knotete” einfach den Speichenkopf unter die nächste Speiche und passte so die Länge an. Man glaubt es nicht, es hat gehalten! Naja, dumm kann man ruhig sein, man muss sich nur zu helfen wissen! Hätte das nicht funktioniert, hatte ich ein “S” passend gebogen und eingehängt. Nun hatte ich noch eine lange und zwie kurze Speichen. Im Kopf dachte ich mir schon aus, wie ich notfalls aus zei kurzen Speichen eine lange machen könnte. nict lachen, auch das wäre möglich gewesen, aber umständlicher.

Während unserer Reparatur kammen erst ein Spanier, ein Engländer und ein Amerikaner auf Rädern vorbei, die sich unterwegs so zusammengefunden hatten. Helfen konnten sie mir auch nicht, also zogen sie nach einem kuren Gespräch weiter. Kurz darauf kam noch eine Kanadierin angeradelt. Auch hier ein kurzes Gespräch, dann fuhr sie weiter.

Bis nach Ion Cornvin kann es nicht mehr weit sein, also Endspurt!

Wir erreichen Ion Corvin und genau neben der Tankstelle befindet sich eine Pension. Wir hin und gefragt, ja Zimmer seien frei und schon hatten wir eingecheckt. 

Wir trafen auch die Kanadierin wieder, Tanya hieß sie. Sie ging irgendwo zum Essen. Wir wollten weder zu Fuß noch mit dem Rad durch das Dorf latschen/fahren, zumal es da wohl nichts gescheites gab.

Ein Blick auf den Gang in der Pension. Liebevoll hergerichtet und in Ordnung. Wir aßen auf dem Zimmer, was wir noch so hatten und gut war. Trinken war genug und Ende. Später bin ich dann noch ein wenig an die frische Luft und Tanya zeigte mir eine Stelle, wo ein WLAN-Empang möglch war. 

Sie erzählte mir auch, dass ses eine Zug von Tulcea nach Bukarest gäbe, den habe sie vor zwei Jahren genommen. Diesmal wolle sie aber in die Ukraine weiter fahren. 

Wir sind zügig ins Bett gegangen, zum einen, weil wir müde waren, zum anderen, damit wir nicht noch Hunger bekommen.

Tag 16: Ion Corvin (RO) – Constanta (RO) [30.05.2015]

Tagesfahrleistung: 74km

Schäden: keine

Übernachtungskosten: 120Lei mit Frühstück (26€) 

Erst verratscht, dann ein Rumäne, der Deutsch spricht, wieder Sophie et Simon und zum Schluß das erste Zimmer genommen, was wir fanden 
Karte: © OpenStreetMap contributors (License)

Good day, sunshine…

Die Sonne lacht, Tanyas Rad (die Kanadierin) wartet schon auf neue Taten. Wir haben lange geschlafen und kommen recht spät zum Frühstück. Dabei treffen wir Tanya und kommen ins Reden. Dadurch verquasseln wir uns und kommen erst um Zehn los.

Es gibt meist lange Geraden die stetig bergauf oder bergab gehen. Aber wir sind im Grunde genommen schon abgehärtet und packen das recht gut, auch wenn es mit der Zeit auszehrt.

Deswegen machen wir auch ab und an Pausen. Bei einer Pause hielt ein Rumäne mit dem Auto an, stieg aus und sprach uns auf Deutsch an! Woher wusste der nur, dass wir deutsch waren? Er erzählte uns einiges über Rumänien über die Verhältnisse und überhaupt. Es war interessant für uns. Ach ja, der gute Mann konnte Deutsch, weil er einige Jahre in Deutschland gearbeitet hatte.

Weil es nur noch wenige Orte, folglich kaum noch Mixt-Märkte gab, wo wir uns versorgen konnten, mussten wir mit dem Wasser haushalten und, wie hier, bei jeder Gelegenheit aufstocken. Und wer kommt plötzlich daher?

Sophie und Simon mit Hund auf ihren Tadpoles! Sie haben allerdings letzte Nacht irgendwo im Vogelreservat gecampt. So ein Tadpole will ich auch haben! Allerdings weniger für eine Tour, sondern eher für zu Hause zum “um die Ecken flitzen”.

Die wilden Hunde

Wir hatten Brotzeit für uns dabei. Als wir diese unter einem Baum verdrücken wollten, kamen zwei “Parkplathunde” daher. Das waren also diese wilden Hunde, vor denen immer gewarnt wird? Nun, diese Hunde können nicht überleben, wenn sie nicht ab und zu von den Menschen irgendwo was bekommen, sonst sterben sie. Natürlich können wir nicht verhindern, was mit diesen Hunden irgendwann passiert, aber heute wird hier nicht gestorben. Wir verzichteten auf unsere Brotzeit und hatten unsere Freude an den Zweien. 

Was da sonst noch so wächst

Monika ist ja interessiert an aller Art von Pflanzen, gestaltet auch gerne unseren Garten. Aber was hat sie denn hier so interessantes entdeckt? Das sehe ich mir dann doch genauer an.

Ach nee gucke sieh mal da! Ja genau, es ist genau das, wofür man es hält! Und nein, ich habe nicht “Probegeraucht”. Im Ernst, ich weiß, dass in Deutschland nach dem Krieg auch Hanf angebaut wurde, da die Papierherstellung aus Hanf eigentlich effektiver ist, als aus Holz. Allerdings drängten die Amerikaner wegen der “Nebenwirkungen” von Hanfanbau dazu, den zu verbieten, was auch geschah. Soviel ich weiß, hat man im Ostblock mit Hanfanbau zu spätere Zeit noch experimentiert. Möglich, dass das Überreste davon sind. 

Constanta ist zum Greifen nah

Noch 24km bis Constanta. Wir nähern uns dem ersten großen Ziel. Bis dahin wollte nwir wirklich kommen, alles danach ist Zugabe!

Der Donau-Schwarzmeer-Kanal, gebuddelt von Gefangenen im kommunisitschen Regime. 

Es kann nicht mehr weit nach Constanta sein. Wir sind einerseits fertig, es war immerhin recht warm, andererseits waren wir schon gespannt, endlich den Ortsbeginn von Constanta zu erreichen.

Es ist soweit! Wir sind am Ortsanfang von Constanta. Hurra, wir haben erstmal ein Ziel erraicht, wir sind wenige Kilometer vor den Schwarzen Meer.

Da wir wirklich fertig waren, haben wir die ersten Zimmer genommen, die wir bekommen konnten. Sie waren in Ordnung, gegenüber war die Polizeistation. Unserer Räder durften in einem unbenutzten Flur nächtigen. Das Abendessen nahmen wir im hoteleigenen Lokal ein. Das Personal sprach zwar Französich, aber kein Englisch., aber Monika schaukelte das schon. Das Essen war gut und wir verschwanden dann schnell im Bett.

Tag 17: Constanta (RO) – Mamaia (RO) [31.05.2015]

Tagesfahrleistung: 19km

Schäden: keine

Übernachtungskosten: 38€ mit Frühstück 

Stadtverkehr, ein Rennen, ein schönes Casino, ein Kanal, zwischen Bussen in der Stadt und eine kilometerlange Hotelreihe am Strand entlang 
Karte: © OpenStreetMap contributors (License)

Mal was anderes: Stadtverkehr

Wir frühstückten gut, auch ohne Sprachkenntnisse bekamen wir, was wir uns so vorgestellt hatten. Da wir Zeit hatten, eilte es nicht. Wir hatten am Vorabend per Internet ein Zimmer in Mamaia für zwei Tage gebucht.Zuerst machten wir uns dann auf in Richtung Zentrum. 

Wir brauchten eine Weile, um uns auf den Stadtverkehr einzustellen, waren wir die letzten zwei Wochen doch meist auf weniger frequentierten Strassen unterwegs

Je näher wir dem Zetrum kamen, um so weniger wurde der Verkehr. Wir waren nicht bös drum. 

Radrennen und Kultur

Wir trafen auf ein Kinder-Radrennen. Besser gesagt, es war ein Mehrkampf: Laufen, fahren und weiß was noch. Interessant war , dass ein nicht unerheblicher Teil der “Sportler” noch mit Stützrädern fuhr! Dazu hatte natürlich die Polizei die ganze Innenstadt abgesperrt, um dem Kindern frei Pisten zu garantieren. Ich fand es grandios, wie sogar die letzten, jungesten und langsamsten am Ziel wie Gewinner gefeiert wurden.

Ein Stückchen weiter trafen wir auf diese Kirche, in der gerade eine Messe war. Es waren so viele Leute, dass gar nicht alle reinpassten und die Messe per Lautsprecher auch auf dem Vorplatz zu hören war. Ein wenig amüsant fand ich, wie ein Pope seitlich aus der Sakristei (oder wie in diesem Fall bei den Ostkirchen eher der Altarraum, also der Raum hinter dem Altar) herauskam und von jemandem mit Handkuss begrüsst wurde, um dann anschließend eine Zigarrette zu rauchen und sein Handy zu benutzen. “Creed meets reality?”

Gleich neben der Kirche sind ein paar Grundmauern der alten Stadt Tomis, eine ionische Gründung von 633 v.Chr. Sie ist der Ursprung von Constanta. 

Das 1910 erbaute Casino von Constanta ist denkmalgeschützt und wird aktuell renoviert. Leider war es nicht betretbar.

Durchgehende Verbindung bis zur Nordsee

Interessant ist auch der Gedanke, dass von hier in Constanta eine durchgehende Wasserstrasse durch Europa beginnt. Man könnte mit einem Schiff von Constanta über den Donau-Schwarzmeer-Kanal, der Donau, dem Main-Donau-Kanal und dem Rhein bis nach Rotterdam fahren. Es ist die kürzeste Schiffsverbindung zwischen Schwarzem Meer und der Nordsee. Im übrigen gibt es auch Anbieter von Schiffsreisen, die diese Route mit Passagierschiffen befahren. 

Wir haben dann im Zentrum Mittag gegessen, Monika eine Pizza Rustica, ich Spaghetti Carbonara.

Wir fahren weiter Richtung Mamaia. Es ist der Strand von Constanta. Mamaia besteht aus einer nur 350 Meter breitem und 7km langem Landzunge. Auf dessen einer Seite liegt eine Lagune und auf der anderen Seite ein durchgehender Sandstrand. Da wollten wir hin… 

…und viele Busse auch! Nein, es macht keinen Spass, mit dem Fahrrad zwischen den Bussen im Stadtverkehr rumzufahren!

Mamaia zog sich ganz schön lang, aber wenigstens war die Strasse breit genug für alle. 

Irgendwann konnten wir die Lagune links sehen. Auf Mamaia reichte sich Hotel an Hotel. Zwei Drittel von Mamaia sind mit Hotels vollgeknallt. Teilweise recht modern anmutende Hotels, teilweise eher Restbestände aus kommunistischer Zeit.

Wir sind da. Das Hotel ist zwar ein Blender, aber für den Preis durchaus ok! Man glaubt es nicht, der Laden war nahezu ausgebucht. Uns wars wurscht, wir bekamen ein Zimmer und gut. Unsere Fahrräder durften wir in einem unbenutzten ebenerdigen Hotelzimmer, das wohl eine Party zuviel erlebt hatte, unterbringen. 

Unser Zimmer war im 1. Stock und die Balkontür konnte man nicht so recht verriegeln. Und selbst wenn, dann nutzte es nichts, denn die Tür war so verzogen, dass man durch die Spalten sehen konnte. Angesichts des Klimas nicht schlimm, aber wir Mitteleuropäer sind sowas halt gar nicht gewohnt. Egal, wir waren da, die Betten benutzbar, warmes Wasser gabe es auch und gut war!

Der Strand

Ein Blick auf die Lagune hinter dem Hotel. Wie man an dem Beton erkennen kann, bietet das hotel und dessen Umgebung noch einige Optimierungsmöglichkeitnen. Wir fühlten uns trotzdem wohl. 

Auf der Vorderseite des Hotels musste man über den Blvd. Mamaia und schon stand am am Strand. Links und rechts so weit das Auge reicht Strand! 

Da wir leider keine Badesachen an hatten, beschränkten wir uns auf einen Strandspaziergang. Wir gingen dann Abends noch Essen in irgendeinem Schnellfraß-Restaurant. Man konnte es essen, aber Offenbarung war es keine und die Portionsgröße hatte ein Kind hungrig bleiben lassen. Andererseits, ich weiß nicht, ob ich überhaupt mehr davon hätte essen wollen. Also kauften wir in einem Laden noch einige Snacks, die, preislich betrachtet in Goldfolie eingepackt sein müssten, außerdem Brot und Käse. 

Nunja, ist eben eines DER Feriengebiete von Rumänien. Hier sah ich Modelle der bekannten deutschen Nobelmarken mit Motorgrößen, von denen ich gar nicht wusste, dass sowas noch produziert wird: Über sieben Liter Hubraum habe ich nicht nur einmal, sondern regelmäßig dort gesehen. Auch weiß ich jetzt, wohin die Deutschen ihre uferlos übertriebenen SUVs vekaufen!

Im Übrigen wird Constanta von Deutschland aus nicht angeflogen. Hier gibt es eigentlich fast rumänische Touristen.

Tag 18: Mamaia Beach [01.06.2015]

Tagesfahrleistung: 0km

Schäden: keine

Übernachtungskosten: 38€ mit Frühstück

Pausentag mit Stranderholung, Liegestuhl mit Bedienung, eine Raffinerie am Strand, die Muschelschwemme und Abendessen beim Griechen

Ein Spaziergang durch Mamaia

Es war Pausentag unser Frühstück war ein Buffetfrühstück mit gefühlten tausend anderen Gästen, aber es war gut. Frühstück mit Aussicht auf die Lagune und einem “Hafenbecken”, mit ringsherum gemauertem Ufer, der Wasserspiegel ca. 2 Meter tiefer, als die Umgebung. Abgesperrt war es lediglich mit einem Tau als “Geländer”. 

Nun spielten da zwei Buben mit einem Ball. So weit wir mitbekamen, gehörte dem Jüngeren der Beiden der Ball, der andere forderte ihn andauernd zu irgendwelchen Mutprobem auf. Offensichtlich der Vater schimpfte die Beiden, sie sollen doch mit dem Ball weg gehen von diesem Becken, sonst falle er da hnein und sie bekämen ihn nicht mehr heraus. Spiralförmig näheeten sich die Buben wieder diesem Becken. Eine stellte sich mit dem Rücken zum Becken udn musste fangen, der andere warf den Ball. Bachdem er schon zweimal fast ins Wasser gefallen wäre, passierte es dann doch. Der Vater war offenbar nicht in der Nähe. Die umliegenden Leute sahen, wie wir auch, recht interessiert zu, was nun passiert. Zuerst versuchten die Buben, auf dem Bauch liegend, den Ball aus dem Wasser zu holen. Auch als Erwachsener wäre der Arm viel zu kurz gewesen. Es ging so eine viertel Stunde, als ich mich entschloss, dem Treiben ein Ende zu machen, bevor noch einer von den Beiden da rein fällt. Ich stand auf, ging hin, sah mir das genau an und leerte dann einen der rumstheenden Blumengestellte ab, die rund 2 Meter hoch und aus dünen Stehlrohr gefertigt waren, ab. Es waren nur reingesteckete Blmentöpfe. Dann nahm ich das Gestell, ging zu Wasser und nutzte es so, das in einem der Ringe der Bal zu liegen kasm und ich ihn nach oben heben konnte. Die Buben bedankten sich krz und zogen es dann vor, doch an anderer Stelle mit dem Ball zu spielen. Das Gestell war schnell wieder bestückt. 

Sodann haben wir einen Spaziergang durch Mamaia gemacht, einmal um ein Strandkleid für Monika zu kaufen und auch um Geld zu wechseln. Der Wechsel-Provision waren so hoch, als wenn das Geld handgemalt wäre. Also nur getauscht, wass nötig schien. Danach zurück ins Hotel. Ich ließ mich breitschlagen, micht mit an den Strand zu legen. 

Liegestuhl mit Bedienung

Wir mieteten uns für 10€ pro Stuhl zwei Liegestühle mit Sonnenschirm und Tischchen. Man glaubt es nicht, selbst mir hats gefallen. Ich hattte meine iPod mit, da ich dort noch ein paar ungelesene E-Books drauf hatte, monika hatte ihren Kindle mit. Ach.. im Wasser waren wir natürlich auch! Es ist schwer, bis man mal reinkommet, das Wasser war jahreszeitlich bedingt noch noch nicht sooo warm, aber wenn man mal dirn war, wollte man nicht mehr raus.

Interessanterweise gibt es auch einen Service an den Liegestühlen: Von den rückwärtigen Lokalen laufen imm er wieder Servicekräfte durhc und nehmen Bestellungen auf. Und bediente ein junger Rumäne, der sehr gut Deutsch sprach, da er mal eine Weile in Heide (bei Hamburg) gearbeitet hatte. Er hatte auch einen Blick dafür, wann etwas benötigt würde. So genoss ich den Tag bei Kaffee und Radler am Strand. 

Interessant ist der Blick nach links. Ganz hinten am Horizont gibt es was zu sehen! Sieht das nicht aus wie…

Ja genau, eine Raffinerie! Das ist die Raffinerie von Constanta. Sollte ich mal in Deutschland keine Arbeit mehr haben, wäre das doch eine Alternative. Im Ernst, sie ist noch rund 5km weg. Es stört sich auch keiner daran.

A aduna scoici pe plaja 

Muscheln am Strand suchen. Naja, suchen braucht man nicht, denn der Strand in Mamaia ist ein Muschelstrand. Er besteht nicht aus Sand, sondern zm großen Teil aus Muscheln, Muschelresten und zu “Sand” zerriebenen Muscheln. Deswegen wirkt der Strand auch teilweise goldgelb.

Woanders muss man Muscheln suchen und einzeln aufsammeln. Hier könnte man mit einem Sack und eine Schaufel in 5 Minuten eine nganzen Sack von Muscheln haben. Jaaa… ich weiß, wenn das jeder machen würde… Monika sammelte einige schöne Exemplare und nahm sie mit. Irgendwann gingen wir ins Hotel zurück.. duschen und umziehen.

Der Abend

Ein Abendspaziergang mit anschließendem Essen hatten wir geplant. Da wir aber wenig Interesse an einer Variante wie gestern hatten, gingen wir diesmal zum Griechen. Es war einfach ein offenes Restaurant im Freien. Sie hatten einen Gyrosspieß laufen, den man sehen konnte. Da ist es! Hier sahen wir vorher, was es gibt, Salat machen die Griechen sowieso gute, und Wein gibts auch. Also, wir rein da und Gyros mit Salat bestellt. Das Essen kam in wenigen Minuten, es mundete gut, es war in der Menge ausreichend, kurz wir waren satt und zufrieden.

Anschließend spazierten wir noch mal zum Strand. Ich kan mich nicht erinnern, so einen schönen Strand schon mal gesehen zu haben. Der hat uns nachhalting beeindruckt. Gut, ich bin kein Freund von Sandstränden, aber dieser hier hat mir gefallen. 

Allerdings ist mir auch aufgefallen, was sich die Rumänen alles einfallen lassen, um Lärm zu machen. Da blubbern den ganzen Tag die Jetskis vor dem Strand rum… “möööööh”… da wird gegen Abend in den Lokalen die Musik aufgedreht, dass einem die Ohren abfallen und irgendwelche Begrenzungen für den Autoverkehr gibt es nicht, es brummt, tuckert, bremst, zischt immer irgendwo. 

Noch mal einen Blick nach links, die Schirme snd bereits fertig für die Nacht, die Polster der Liegestühle weggesperrt und die Sonne ist auch schon hinterm Horiont verschwunden.

Ein Blick in die andere Richtung, nach Constanta im Süden. Ich nehme Abschied von hier, denn schon Morgen werden wir wieder unterwegs sein. Dann ist es vorbei mit Faulenzen.

Monika sammelt ihre Käfte, während hinten schon der Mond zu sehen ist. Nein, sie betet nicht den Mond an, sondern lässt sich, wie sie es als Yogini gelernt hat, von Energie durchströmen. Aber ich muss nicht alles verstehen, was ich sehe… 😉

Tag 19: Mamaia (RO) – Jurilovca (RO) [02.06.2016]

Tagesfahrleistung: 84km

Schäden: keine

Übernachtungskosten: 120 Lei mit Frühstück (27€) 

Was nicht versaut ist, wird noch versaut, ein Klosterboom, ambivalente Ortspflege und ein netter Rumäne, der uns aus der Patsche hilft.
Karte: © OpenStreetMap contributors (License)

Wir brachen nach einem guten Frühstück auf, wobei das weniger opulent wie am Vortag war, denn die ganzen Gäste waren weg. Anscheinend waren die Ferien zu Ende oder irgendetwas in dieser Art. 

Das letzte Drittel von Mamaia auf der Landzunge war touristisch noch nicht erschlossen, aber man ist bemüht, auch das noch mit Betonklötzen zuzustellen! Dazu ist man dabei, den Blvd. Mamaia bis zum Ende der Landzunge zu verlängern, um alles verkehrstechnisch zu erschließen. Wems gefällt…

Nach einer Weile kamen wir an der Raffinerie vorbei. Berufsbedingt könnte ich einigermaßen sagen, was da zu sehen ist, bringt aber den Leser hier nicht wirklich weiter.

Dann schon eher das hier! In dieser Gegend scheint alle paar Kilometer eine Kirche oder ein Kloster aus dem Boden zu wachsen. Ich fragte mehrere Rumänen, wer denn das alles bezahlt und dahinter steckt. Ich bekam zur Antwort, dass das Innitiativen einzelner Popen seien, die in der Umgebung Geld dafür sammeln. Auf meine Frage, wer denn das Geld gibt, hieß es: “Die Alten!”. Auch wurde mir wiederholt gesagt, das es die meisten Rumänen als sinnvoller hielten, das Geld in den Wirtschaftskreislauf fließen zu lassen, als es in irgendwelchen sinnlosen Klöstern zu manifestieren. Wie man sieht, gibt es auch hier vershciedene Ansichten.

Schöne Orte, g’schlamperte Orte

Es gibt Orte, in denen die Gehwege gepflegt und sauber sind, Grünanlagen exisitieren und kein Unkraut wäschst.

Es gibt andere Orte, da ist das nicht so. Ein neuer Geweg, der nicht von Unkraut freigehalten wird, sieht spätestens nach 5 Jahren “alt” aus! Ich kann keinen direkten Zusammenhang zwischen der dort wohnenden Volksgruppe und dem Erhaltungszustand herstellen, da ich die Orte nicht zuordnen kann, aber tendenziell könnte man durchaus Feststellungen treffen!

In Jurilovca leben überwiegend Lipowaner. Dies ist eine russischstämmige Volkksgruppe, die heute noch eine alte Variation des Russischen spricht. In deren Dörfern sieht es tendenziell sauberer aus, als in anderen. Auch die Kinder wissen sich zu benehmen und das Ganze, gerade in Jurilovca erinnert mich an bayerische Verhältnisse der sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts, in denen ich meine Kindheit verbrachte.

Wir finden Unterkunft in der Casa Lotca, einer großen Halle, die innen wie ein eigener kleiner Ort aufgebaut ist. Leider nehmen sie nur Lei. Ich habe aber kein getauschtes Geld mehr und Euro wollen sie keinesfalls annehmen. Der Tag war heiss und anstrengend, es war spät und die nächste Bank in Babadag, 30km von hier. Dankenswerterweise bietet mir ein englischsprechender rumänischer Gast an 50Euro in Lei zu tauschen. Gott sei Dank, Übernachtung gerettet. 

Weiter hinten war unser Zimmer. Die Räder standen in der Halle und die Glastür mit den Fenster daneben ist unser Zimmer. Wir befanden uns ja bereits im Bereich des Donaudeltas und so sind dort auch noch andere Urlauber, die von Jurilovca aus Bootsausflüge in den Lagunen unternehmen. 

Unser Abendessen war einfach eine Pizza. Am Trinken sparten wir ein wenig. Nicht, weil wir keinen Durst hätten, sondern weil wir eben nur abgezähltes Geld in Lei hatten. Mit abgezähltem Geld wollten wir nicht an die Grenze gehen, zumal keiner weiß, was am nächsten Tag so ist, bis wir eine Bank finden. 

Tag 20: Jurilovca (RO) – Tulcea (RO) [03.06.2015]

Tagesfahrleistung: 55km

Schäden: keine

Übernachtungskosten: 70€ mit Frühstück 

Ein „bombiges“ Erlebnis, Radler-Erfahrungsaustausch, wir fahren durchs Donaudelta und der riesige Beluga-Stör
Karte: © OpenStreetMap contributors (License)

Nach dem Frühstück brachen wir auf, ohne übergroße Hast, denn es war ja nicht wirklich so weit nach Tulcea. Wir waren auch ganz brauchbar unterwegs, obwohl es teilweise recht hügelig war. 

Immer wieder sehen wir Fuhrwerke. Deren Besitzer scheinen (oder müssen) wohl einen gewissen Langmut aufweisen. Ich weiß nicht, wie die Einstellung von diesen Menschen aussieht, aber ich gehe davon aus, dass sie bei der Definition, wie lange etwas dauert, nicht sagen “soundso lange”, sondern eher “bis ich fertig bin”. Sicher weiß ich es nicht, aber den Eindruck könnte man haben. 

Gesperrte Strasse

Plötzlich ist die Strasse gesperrt, zwei Soldaten sichern die Sperre. Zu schnell gefahren sind wir ja sicher nicht… nein, die Strasse führt über eine Hochebene, die ein Militärgebiet ist. Da kämen in einer halben Stunde Flieger und bombardierten diese Ebene. Die Sperrung dauere bis 16:00. Nun versuchten wir den beiden zu vermitteln, dass wir mindestens 30km Umweg fahren müssten, wenn wir nicht duch dürften. Sie sagten uns, die Strecke sei 5km lang und wir hätten eine halbe Stunde Zeit, wenn wir das schaffen, dürften wir passieren. NATÜRLICH schaffen wir das, also los! 

Wir tritten in de Pedale, was ging. Allerigns ging es erstmal nur bergauf. Es ging nicht ganz so zügig, wie wir uns das vorgestellt hatten, aber wir lagen gut n der Zeit. Ab der Hälfte ging es dann wieder nur bergab. So schaffte nwir das spielend. Am anderen Ende standen wieder zwie Soldaten, die unsere erfolgreiche Durchfahrt an die Einsatleitung weitergaben. Ein wenig später hörten wir die Fliger kommen. Die warfen Bomben, das unser Getränke schalgartig keine Kohlensäure mehr hatte… nein aber es schüttelte so heftig, wie ich es noch nicht erlebt hatte. Das war nicht von Pappe, was die da runter warfen. Ich hätte da nicht näher dran sein wollen. 

Kurz darauf trafen wir zwei andere Radler, die von der anderen Seite kamen und nicht mehr durchgelassen wurden. Die armen Schweine mussten doch tatsächlich dann den Umweg nehmen. Zugleich hatte nwir Informationen ausgetauscht. Ein we wichtige war, dass den alternativen Weg über einige weitere Orte im Schilfgürtel nichts bringe, das dort weder Geschäfte, noch Restaurants seien, von einer Bank ganz zu schweigen. 

Wir folgten weiter der Strasse, ließen Babadag links liegen und bewegten uns in hügeliger Lnadschaft, da es der einzige Weg durch die Lagunen war. 

Dann wieder wurde es eben und wir bewegten uns im Schlfbereich der Lagunen. Man konte gut erkenen, wo fester Boden und wo eher Sumpf war: Überall wo Bäume stehen, ist fester Boden. 

Nur noch 32km nach Tulcea, aber flache Landschaft und bergige Passagen wechselten sich immer wieder ab.

Die letzten 8km bis zum Ortsanfang von Tulcea gingen nur bergab. Wir schossen teilweis mit bis zu 70km runter. Ich hatte mittlerweile rausgefunden, wie die Penbdelneigung bei meinem Rad in den Griff zu bekommen war: Einfach hoch mit dem Popolores und Gewicht nach hinten verlagern! Dann war Ruhe im Gebälk. 

Tulcea

Endlich Tulcea, das zweite große Ziel unserer Tour. Wir sind am Beginn des Donaudeltas. Hier beginnt der Sulinaarm. Er stellt den mittlerwen Donauarm dar. Es gibt darüber hinaus noch den Chiliaarm, der die Granze zur Ukraine darstellt, und den Sfantu-Gheorghe-Arm im Süden.

Kilometer 0 der Strasse von/nach Tulcea. Nun mussten wir uns erst orientieren. Aber wir fanden zügig eine Liste von Hotels.. Wir entschieden uns für einen Versuch im Hotel Delta. Sofort bekamen wir Zimmer. Wir buchten für vier Tage, denn wir wollten ein wenig ausspannen. Unsere Räder durften in einem Nebenraum der Rezeption stehen, waren aber nicht die Einzigen. 

Blick von unserem Balkon. Ich legte zwar keinen besonderen Wert auf einen Balkon im vierten Stock, aber schon am nächsten Tag wurde er doch noch interessant für mich.

Ene Spaziergang machten wir auch noch. Dabei kamen wir an einem lebensgroßen Modell eines Hausen, auch Beluga-Stör genannt, vorbei. Diesen Fisch gab es früher in der Donau bis Östereich und manche Exemplare wanderten bis Passau rauf. Leider ist es diesem Fisch mit dem Bau der Staustufen unmöglich geworden, die Donau so weit raufzuwandern. Ein schönes Lokal für unser Abendessen fanden wir auch.

Blick donauaufwärts über den Hafen von Tulcea. Wir sprahcen noch mit einem Skipper und buchten am nächsten Morgen einen Trip mit dem Speedboot ins Delta. Der Seniorchef sprach hervorragend Deutsch.

Tag 21: Tulcea Pausentag [04.06.2015]

Tagesfahrleistung: 0km

Schäden: keine

Übernachtungskosten: 70€ mit Frühstück

Bummeltag: Spazierengehen, Besorgungen machen, Stadt ansehen, ein wenig Organisieren und genießen, das Ziel erreicht zu haben 
 

Die Danube-Delta-Rally

Glückes Geschick! Es fand die Danube-Delta-Rally statt! Wären wir erst heute, ein wenig später gekommen, wären die Landstrassen teilweise gespert gewesen, da die Rally von Tulcea bis in den Bereich Babadag gefahren wurde.

Da auch eine Nacht-Sonderprüfung in der Innenstadt stattfinden sollte, war wohl mein Balkon doch nicht so schlecht. Da konnte man einem Teil der Sonderprüfungsstecke von oben sehen.

Am Bahnhof und ganz besondere Probleme

Wir suchten den Bahnhof, um die Zugfahrt nach Bukarest zu klären. Wir fanden dann auf einen Bahnhof, einen Busbahnhof. Da fragten wir uns weiter durch.

Irgendwann fanden wir den Bahnhof, den wir dann, dank der davor stehenden Lokomotive als solchen erkannten. Im Übrigen, die zwei Gleise sind der ganze Bahnhof! Nun, wir in den Bahnhof rein, der hier auf dem Foto in unserem Rücken liegt.

Die Dame am Schalter konnte kein Englisch, ich kein Französisch, sie kein Deutsch und ich kein Rumänisch. Ein anderer Fahrgast, der in der Nähe war, übersetzte mir dann. Also ich wollte eine Fahrt nach Bukarest für zweiu Personen und zwei Fahrräder. Sie erklärte, ich müsse Karten bis Bukarest kaufen, aber für die Fahrräder kann sie mir nur Karten geben bis Medgidia. Aha! Ich dankte dem Herren und erörtete das mit Monika. Bis ich mich versah, war der Schalter plötzlich geschlossen. Hrrgttnchml! 

Ein Stadtbummel

Wir machten eien ausgiebigen Spaziergang. Der Rallyzirkus war schon zu Gange. Wir machten einen Skipper ausfindig und buchten am nächsten Tag einen Speedboot-Ausflug ins Donaudelta. Der Seniorchef spricht gut Deutsch. 

Irgendwo habe wir Kaffee getrunken, dann fanden wir noch so eine Art Basar in einem Hinterhof. Da gab es sogar Fahrradteile, Mäntel und Schläuche. Auch die Post haben wir gefunden.

Uns fiel auf, dass Hundefänger unterwegs waren, die, vermutlich wegen der Rally, die vielen streunenden Hunde einfingen. Erst schossen sie mit einem Druckluftgewehr Betäubungspfeile um dann nach wenigen Minuten die Tiere einzusammeln. Ob die da noch gelebt haben, weiss ich nicht, da der Fänger immer nur die Tür seines Busses öffnete und reinwarf. Wären sie wieder aufgewacht, wären die schon gefangene wieder rausgekommen. Vielleicht war jemand drin, der sie dann in Käfige gesperrt hat. 

Nachmittags erholten wir uns im Spa. Auch mal ganz nett, ein wenig rumpaddeln, dann in den Whirlpool, ein wenig lesen, ein wenig dösen, das Ganze mit Aussicht auf die Donau.

Hab ich mir von Einkaufen mitgebracht. Halva… ich liebe Halva.

Gegen Abend war der ganze Rally-Korso an der Uferpromenade. 50 bis 60 Rennwagen, ein Getöse, ein Gestank nach Abgas, vermischt mit dem typischen Geruch von diversen Rennölen.

Wir gingen Essen, nachdem das vorbei war. Es war zwar voll, weil die ganzen Rallyteams ja auch etwas essen mussten, aber das Essen war gut. 

Tag 22: Tulcea (RO) – Sulina (RO) – Tulcea (RO) [05.06.2015]

Tagesfahrleistung: 160km (mit dem Speedboot)

Schäden: keine

Übernachtungskosten: 70€ mit Frühstück

Ein regnerischer Tag, aber ein unvergessliches Erlebnis im Donaudelta, schwimmende Inseln, klares Wasser, in dem man meterweit runtersehen kann, frisch gefnagene Hechte, viele Vögel und Abends Motorenlärm 

Das Donaudelta

Karte: © OpenStreetMap contributors (License)

Nach dem Frühstück ging es los. Wir fuhren mit einem Speedboat, 10 Gäste an Board, folgende Route:

Rotgepunktete Linie: Von Tulcea aus über kleine Kanäle und einer ganzen Menge großer Seen nach Mila 23 zum Mittagessen bei einer lipowanischen Famlie. Danach weiter auf den Hauptarm und bis Sulina, Kliometer 0., weiter raus bis aufs Schwarze Meer. 

Grüngepunktete Linie: Dann über kleine Kanäle (5m Breite) nach Sulina Beach, dem Strand von Sulina. Schließlich zurück nach Tulcea mit Vollgas auf dem Hauptkanal.

Die Gäste an Bord, außer Monika und mir waren: Ein Flame (Belgier), ein Schweizer, ein Pärchen aus Hongkong, ein rumänisches Pärchen und ein Pärchen, bestehend aus ener Rumänin und einem Spanier. Alle sprache nbrauchbar Englisch. Der Skipper, seines Zeichens der Juniorchef, sprach perfekt Englisch. So war die Bordsprache Englisch, außer der Flame und der Schweizer sprachen auch Deutsch. Ich fragte den Flamen übrigens, ob es stimme, dass es zwischen den Flamen und Wallonen Probleme gibe. Er sagte mir mit dem vollen Brustton der “Überzeugung”: “Nein, mit den Flamen gibt es keine Probleme, nur mit den Wallonen!”

Es war auch Monikas Geburtstag! Leider war es etwas regnerisch, aber dafür mückenfrei.

Wir starteten in Tulcea und begaben uns in den Canal Mila 36, der Richtung Ukraine geht. 

Wir folgten ihm bis zum Abzweig Garla Sontea, kamen an ein paar großen Seen vorbei.

Ein rumänisches Pärchen wollte ein paar Hechte kaufen. So fuhr der Skipper bei zwei Fischern vorbei, die im Delta leben. Die leben dort Sommer wie Winter, haben einen Hund, ein paar Hühner, eine Katze, ein Stromaggregat und leben in einer Holzhütte. Ich die “Zivilisation kommen sie nur, wenn sie etwas verkaufen, kaufen oder wenn es im Winter zu kalt wird. 

Immer wieder gibt es Stellen, die aussehen, als wenn man dort aussteigen kann. Das sollte man jedoch nicht tun, denn es gibt schwimmende Inseln und der Boden ist selten fest. Das Wasser ist so klar, dass man mehrere Meter weit in die Tiefe sehen kann! Das Boot verlassen sollte man hier nur, wenn man sich wirklich auskennt, oder jemanden dabei hat, der es tut.

Irgendwo in der Nähe des Lacul Nebunu fing der Skipper sein Abendessen. Kaum zu glauben, in 5 Minuten zwei Hechte gefangen! Wir folgten dem Canal Olguta zum Dunarea Veche, einem alten Lauf des Sulina Arms, der begradigt wurde und so für die große Schiffahrt nicht mehr genutzt wird.

Mila 23

Wir erreichen Mila 23, einen Ort am Dunarea Veche. Dort werden wir Mittag machen. Mila 23 hat keine Strassen, keine Autos.

Inaugenscheinnahme, ob es in Ordnung ist, dass wir das Haus unserer Gastgeber betreten!

Dort gab es erst eine Fischsuppe, dann den darin gekochten Fisch, Karpfen, Hecht und Waller mit selbstgebackenen Maisbrot und Knoblauchsoße. Danach gab es noch gebratenen Karpfen, Hecht und Waller. Nachtisch und Schnaps natürlich auch. Das Essen hat uns wirklich gut geschmeckt. 

Sulina und Sulina Beach

Es geht weiter nach Sulina. In Sulina ist der Kilometer 0 der Donau. Heute ist das Schwarze Meer 5 km von Sulina weg, aber als der Kilometer 0 im 19. Jahrhundert festgelegt wurde, war eben hier das Meer!

Das kleine unscheinbare Schild in der Mitte des Bildes zeigt den Kilometer 0. Wir jedoch fahren weiter… 

…an dem alten Leuchtturm von Sulina vorbei. Der Leuchtturm ist von 1802, allerdings heute nicht mehr in Betrieb. Wir fahren bis ins offene Meer, dann drehen wir um und biegen in einen kleinen Kanal, maximal fünf Meter breit, und fahren bis…

…zum Strand von Sulina! So wie das da aussieht, ist das eines der Projekte der EU, deren Erfolg ich nicht sehen kann. Zumindest der Erhaltungszustand der Ferienhäuser ist nicht erbaulich, zumal sie erst zwischen 2007 und 2013 entstanden sind.

Es sieht herrlich aus! Es ist aber nicht, wie in Mamaia Beach, Muschelsand, sondern ganz feiner Schwemmsand. Barfuß wunderbar zum Gehen.

Auch diese Bank hatte schon bessere Zeiten gesehen, aber Monika probiert sie trotzdem.

Die Heimfahrt erfolgte mit Höchstgeschwindigkeit, etwas über 25 Knoten. 

Es wird Abend und wir nähern uns wieder Tulcea.

Um 19:00 Uhr erreichten wir wieder den Hafen. Wir haben heute rund 160km mit dem Boot zurückgelegt und über 300 Liter Sprit verblasen. Dafür habe wir viel mehr gesehen, als mit den großen Schiffen, die nicht die kleinen Kanäle befahren können. Dieser Tag war sehr beeindruckend. 

Statt Abendessen eine Rally

Wir waren gerade rechtzeitig zurück zum Beginn der Rally-Sonderprüfung in Tulcea! Monika interessierte es weniger, aber ich fand es durchaus toll.

Das Tempo ist atemberaubend, der Lärm infernalisch!

Die trauen sich was… ich mag mir nicht vorstellen, was passiert, wenn einer mal rausfliegt!

Noch besser konnte man es von unserem Balkon aus sehen. Allerdings wurde es irgendwann fad, weil die Prüfung bis spät in die Nacht ging.

Tag 23: Tulcea (Pausentag) [06.05.2015]

Tagesfahrleistung: 0km

Schäden: keine

Übernachtungskosten: 70€ mit Frühstück

Pausentag, Bahnkarten organisiert, Rallyreste und ein Abend, der leise ausklingt

Lange ausgeschlafen, ausgiebig gefrühstückt. Leider war das Problem mit den Bahnkarte noch nicht gelöst. Letztendlich sprach ich die junge Dame an der Rezeption in unserem Hotel an. Sie schrieb alles, was ich brauche in Rumänisch auf einen Zettel. Mit diesem Zettel bin ich dann zum Bahnhof geradelt. Der Dame hinterm Schalter habe ich dann diesen Zettel gegeben. Auf Anhieb waren 80% geklärt. Was jetzt noch fehlte, wurde mit pedi-manueller Verständigung geregelt und was damit nicht klappte, wurde aufgemalt. Kurz darauf war ich stolzer Besitzer der Bahnkarten.

Den Nachmittag verbrachtenen wir im Spa.

Danach gab es noch einen Spaziergang. Die Rally war vorbei, die Teams sind mehrheitlich schon weg. Vereinzelt stehen noch einige Teams da und packen noch.

Ja, auch Dacia Logan fuhren mit und das nicht schlecht! 

Die letzten Reste packen und dann wollen sie alle weg. Nach dem Rennen ist vor dem Rennen!

Zum Abschied sehe ich mir Abends nochmal Tulcea von oben an. Diese Stadt hat mir gefallen. Es war toll hier. Morgen gehts weiter nach Bukarest.

Tag 24: Tulcea (RO) – Bukarest (RO) [07.06.2015]

Tagesfahrleistung: 300km (mit Zug)

Schäden: keine

Übernachtungskosten: 40€ mit Frühstück

Ausschlafen, Packen, Zugfahrt in Ceausescus Stolz, Zwischenstopp, Müll, der in die Landschaft fliegt und todmüde Ankunft im Garii du Nord

Wir haben ersteinmal richtig ausgeschlafen. Danach ausgiebig gefrühstückt und unser Hotel erst recht spät verlassen, da der Zug erst um 16:00 fährt. Derweil sind wir noch ein wenig durch Tulcea marodiert und haben auch diverse Kaffees in Anspruch genommen. Unsere Räder waren fertig gepackt und wir mussten sie natürlich mitschleppen.

Wir beobachteten eine ganze Weile die vorbeifahrenden Schiffe. Da waren ganz schön große Kisten mit dabei. Das scheinen alles hochseetaugliche Schiffe zu sein, die die Daonau auch rauf fahren können. Wie weit, weiß ich nicht, ich nehme an, bis nach Giugriu oder Galati. Belgrad kann ich mir weniger vorstellen, weil ich glaube, die Schleusen in Derdap II und Derdap I wären zu klein dafür. 

Endlich im Zug

Um 16:00 steht der Zug schon da. Ein Dieseltriebwagen älterer Bauart. Mitten in der prallen Sonne.

Unsere Räder waren schnell reingeschafft und mussten im hinteren Eingangsbereich bleiben, der allerdings recht geräumig war. Der Triebwagen hatte eine natürliche “Klimaanlage”: Wenn es draußen heiß war, wars drinnen sauheiß! Ich trau mich wetten, dass er im Winter, wenn es draußen kalt ist, drinnen arschkalt ist. Folglich war die Luft in dem Triebwagen stickig und sauheiß! Es gab auch nur zwei klitzekleine Fenster, die man öffnen konnte. Ein junge Dame öffnete eins, worauf sie dann von einer älteren Dame angschnauzt wurde. Ich versteh zwar kein Rumänisch, aber was sie sagte, war offensichtlich nicht nett. 

Dann irgendwann ging es los: Wie bei einem Unimog, erst der Anlasser “unni.. unni… unni…!” und dann antwortet der Motor endlich: “mogg.. mogg… mogg…!” Irgendwann war genug Druckuft vorhanden und das “mogg… mogg… mogg…” verwandelte sie in ein freches brabbeln “bräh..bähbähbäh…”. Ein Virbrieren ging durch den Triebwagen und die Fuhre setze sich langsam in Bewegung!

Wir beobachteten die anderen Fahrgäste, die auch uns. Uns fiel ein altes Ehepaar auf, wir schätzen, es müssten Roma gewesen sein, zumindest waren sie traditionell bunt gekleidet. Die gingen so sorgsam und liebevoll miteinander um, das es richtig rührend war. Da glaube ich, können sich manche Ehepaare eine Scheibe abschneiden.

Ich kam ins Gespräch mit zwei Herren, offensichtlich auf dem Heimweg von der Arbeit, die einigermaßen Englisch sprachen. Als wir auf den Triebwagen zu sprechen kamen, sagte einer, der Triebwagen sei so alt, der sei noch Ceausescus Stolz, worauf der andere lachend sagte, dass das nicht sein könne, denn wie der Triebwagen gebaut wurde, kann Ceausescu noch gar nicht gelebt haben! Ja, das ist anscheinend der Humor, mit dem die Rumänen die ganz alltäglichen Unzulänglichkeiten erträglich machen.

Auch unterhielten wir uns mit einer jungen Dame, die uns erzählte, ihr Freund arbeite auf einem Donau-Krauzfahrtschiff und hätte auch schon Serbien, Slovakien, Östereich und Deutschland gesehen. Sie selber war noch nie im Ausland, aber sie würde es sich einmal wünschen, die Welt ansehen zu können.

Immer wieder sahen wir aus dem Fenster die Landschaft an. An manchen Stellen fuhr der Triebwagen so langsam, dass man vorne hätte aussteigen können, ein paar Blumen pflücken und danach zur hinteren Tür wieder einsteigen hätte können. Der Grund lag in der Strecke. Teilweise neigte sich der Triebwagen, dass man das Gefühl hatte, er kippe gleich um, machmal fuhren wir über steinerne Brücken, bei denen man vom Zug aus sehr deutlich die Holzbalken sehen könnte, die untergebaut waren, damit die Brücke nicht zusammenbricht. 

Aber was solls, wird schon halten, hat die letzten hundert Jahre wohl auch gehalten!

Ankunft in Medgidia

Das gute Stück von außen: “Alt, aber bemalt!” Nein, ich meinte: “Alt, aber bezahlt!” 

Stromlinienform hat er ja…

Der Bahnhof von Medgidia ist modern, gut ausgebaut und sauber. Wir hatten eineinhalb Stunden Aufenthalt.

Für was, warum oder wieso dort außerhalb des roten Zaunes Leute auf dem Boden saßen, erschloss sich mir nicht. Es gibt sehr wohl Bänke, auf denen man sicher besser sitzen kann, als auf dem Boden. Kann das sein, dass die weggejagt werden? Ich weiß es nicht.

Dummerweise mussten wir unsere Räder über die Fußgängerbrücke zu einem anderen Bahnsteig schleppen. War anstrengend, aber es ging. Später holte ich zwei Kaffee im Kiosk. Dabei fiel mir eine Familie auf, deren Kind ein Eis bekommen hatte und dieses auspackte. Das Papier flog in die Landschaft. Die Mutter hat das gesehen, aber es hat sie gar nicht interessiert. Das ist vermutlich der Grund, warum es manchmal so aussieht, wie es aussieht. 

Auf nach Bukarest

Im Zug nach Bukarest mussten wir unsere Räder bei der Schaffnerin direkt bezahlen. War kein Problem. Allerdings mussten die Räder in den letzten Wagon ganz hinten, weil es in dem Zug nur enge Gänge gab, wie es Reisewagen eben haben. Auch das Rein und Rausschaffen war eine Herausforderung, da die Einstiege drei steile Stufen nach oben hatten. Aber es waren immer hilfsbereite Leute in der Nähe, die mit angepackt haben. Und nein, keiner ist mit einer Tasche stiften gegangen.

Es war 23:15, wir waren todmüde, oder besser gesagt, gar gekocht! Also gingen wir in Bukarest aus dem Nordbahnhof raus (Garii de Nord) und über die Kreuzung, auf der anderen Strassenseite, in ein Hotel. 

Kein Abendessen mehr, nur noch ein paar Chips und gut war.

Tag 25: Bukarest (Pausentag) [08.06.2015]

Tagesfahrleistung: 0km

Schäden: keine

Übernachtungskosten: 40€ mit Frühstück 

Ein Tag in der Innenstadt von Bukarest. Teilweise kann man sogar noch den früheren Chamre erahnen, teilweise wird Altes einfach planiert und von Neuem ersetzt

Frühstück war in Ordnung und wir entschlossen uns, das Hotel einen Tag zu verlängern, um Bukarest ein wenig anzusehen. Begonnen haben wir damit im Garii de Nord.

Oder besser gesagt, mit der U-Bahn, die es da gibt. Die nutzten wir, um uns eine wenig schneller zu bewegen. Ansonsten marschierten wir mehr oder weniger ohne Ziel durch die Stadt.

Die Innenstadt hat teilweise wirklich schöne Gebäude, ein Strassenmusikant gibt sein Bestes.

So gut die Häuser auf die Entfernung aussehen, aus der Nähe betrachtet, sieht man bei vielen durchaus einen Sanierungsbedarf. Aber es geht halt nicht alles auf einmal. Ich habe mehrere Rumänen gefragt, alles Selbstständige, wo sie denn das größte Problem ihres Landes sehen. Von allen bekam ich die Antwort, dass die Korruption das größte Problem sei, alles andere könne man durchaus selbst schaffen.

Zu guter Letzt noch ein Bild einer Telefon und Internetverteilung. Für uns sieht das furchterregend aus, aber ein rumänischer Fernmeldetechniker meinte mal, es sei so ganz schnell alles verkabelt und Fehler lassen sich schnell finden. Erst mit den Jahren können man das in die Erde bringen, denn lieber habe man alle angschlossen, aber Drähte in der Luft, als nur einen kleinen Teil mit unsichtbaren Kabeln. Auch eine Meinung, vielleicht unter den Verhältnissen nicht die Schlechteste. 

Zum Mittagessen besuchten wir in einen Biegarten. Wir sahen auch kurz das “Haus des Sieges über das Volk” oder wie er offiziell heisst den Parlamentspalast. Er ist nach dem Pentagon das zweitgrößte Verwaltungsgebäude der Welt. 170 Techniker kümmern sich um die Unterhaltung des Gebäudes.

Abends haben wir einfach noch ein wenig entspannt. Langsam wirds Zeit, wieder heim zu kommen! 

Tag 26: Bukarest (RO) – Odaile (RO) [09.06.2015]

Tagesfahrleistung: 15km

Schäden: keine

Übernachtungskosten: 40€ mit Frühstück

Viel Zeit, Adenauer in Bukarest, zugeparkte Radwege, wieder einmal fehlende Gullideckel, fahren auf der „Autobahn“ und ein sauberes Zimmer
Karte: © OpenStreetMap contributors (License)

Da wir den ganzen Tag Zeit haben für ein paar Kilometer, sind wir erst spät los. 

Stadtverkehr und Falschparker

Der Garii de Nord, der Nordbahnhof, in dessen Umgebung sich geschätzte 500 bis 800 Strassenkinder aufhalten. Andere Schätzungen reden von viel mehr. Wir jedenfalls haben welche gesehen. Mir persönlich ist es unverständlich, dass man dieses Problem nicht lösen kann. Aber dazu habe ich zu wenig Ahnung, um es wirklich beurteilen zu können. 

Teilweise schieben wir auch über Gehwege, um dem Verkehr ein wenig zu entgehen.

Radewege und Fusswege gäbe es genug, aber wie man sehen kann, ist der Besitzer des Autos mit der Nummer IF-06-MGI der Meinung, dass Fußgänger besser auf der Strasse gehen sollten, sonst würde er sich nicht dermaßen besch… …eiden hinstellen. 

Aber das ist Programm in Bukarest: Wenn keine mechanischen Sperren und Barrieren vorhanden sind, stellen sich Autofahrer überall hin, wo sie ihr Auto hinfahren können. Zuerst sind die Radwege zugeparkt, dann kommen die Fußwege. Hundert Euro Strafe und Parkkrallen, verbunden mit ausreichend Polizisten würde das Problem in Wochen beseitigen. Aber mit Polizei ist das so eine Sache, wir sahen auch oft genug private Security-Firmen, die hoheitliche Aufgaben wahrnahmen. Dass sowas nicht wirklich funktioniert, wissen wir in Deutschland seit einiger Zeit auch.

Hier teilen sich Radfahrer und Fußgänger den, doch angenehm breiten Weg. 

Im Herastrau-Park

Wir kommen am Parcul Herastrau vorbei und entschließen uns, durch den 3 km langen Park zu fahren. 

In Park gibt es regelrechte “Fahrradstrassen”. Angenehm, kein Strassenlärm, kein lästiger Verkehr.

Im Park befindet sich der Lacul Herastrau. Auch Einheimische geniessen die schöne Umgebung. 

Mitten im Park finden wir doch tatsächlich den Bimbes von Adenauer bei einem Denkmal zur EWG-Gründung. Jaja der Adenauer. Das war der, der die Rentenversicherung geplündert hat und einen Genarationenvertrag “geschmiedet” hat, der sich auf die Arbeitenden bezieht, nicht auf die Wertschöpfung. Kritik kanzelte er damals mit dem Satz “Kinder kriegen die Leute immer!” ab. Wie sehr man sich doch täuschen kann! Mir persönlich fällt bei Adeneauer eher ein, dass er Erfinder war! Seine wichtigste Erfindung war ein beleuchteter Stopfpilz. Das Einzige, was er für mich wirklich geleistet hat, ist, dass er Kriegsgefangenen aus Russland heimgeholt hat. 

Aber egal, war nicht meine Zeit, meine Zeit hat andere Lichter, wenn es auch nicht immer die hellsten Kerzen auf der Torte sind.

Raus aus der Stadt

Neben der Strasse ging ein ca. 1m breiter Weg entlang. Wenn man da eine Baustelle macht, dann ist da eben Baustelle, egal, wo die Leute dann entlang gehen/radeln.

Schlimmer war es jedoch hier. In dem Gras verbarg sich ein Kanalschacht, dessen Deckel von irgendjemanden anderen Aufgaben zugeführt wurde. Das Ganze mit Gras überwachsen. Wenn man da anhält und nicht aufpasst, geht man in den Keller!

Schließlich ist auch der schmalste Geh-/Radweg zu Ende. Also fahren wir auf dieser sechsspurigen Strasse weiter. Geht auch, ist aber vollkommen spaßbefreit! Wir sind froh, als wir sie verlassen können. Spätnachmittags erreichen wir unsere, schon von zu Hause aus gebuchte Pension. Die Tochter des Hauses spricht perfekt Englisch, alles ist sauber, auch nach deutschen Maßstäben! Der Vater steht im Garten, scheidet seinen Wein, alles ist ruhig, eine richtige Wohltat nach dem ganzen Stadtverkehr. 

Monika legt sich hin und ich fahre mit dem Rad nochmals los zum Einkaufen. Ich finde auch einen Supermarkt, aber auf der anderen Seite der sechsspurigen Strasse. Kein Rüberkommen! Ich fahre zur nächsten Fußgängerbrücke und trage mein Rad rüber. Zurück das Gleiche. Abends haben wir dann Extreme-Couching betrieben, gegessen haben wir, was ich eingekauft hatte.

Tag 27: Odaile (RO) – Otopeni (RO) – München (D) [10-06-2015]

Tagesfahrleistung: 8km Rad, 1200km Flugzeug, 80km Auto

Schäden: keine

Übernachtungskosten: keine, sind zu Hause! 

Schleichwege, die jeder kennt, eine Firma, die im Weg steht, ein Schweizer und „Superstars“ im Flughafen, ein Junge, der ein Messer bekommt und CO2-Patronen als Bomben

Karte: © OpenStreetMap contributors (License)

Der Schleichweg

Unser Flug ging erst spätnachmittags, so dass wir erst um 10:30 aufbrachen. Damit wir nicht diese 6-spurige Strasse kreuzen müssen, hatte ich einen Schleichweg aus gearbeitet. Erst mal hat es nicht funktioniert, weil sie eine Strass am teeren waren und wir nicht durch konnten. Also noch eine Schleife gefahren.

Jetzt aber, unser Schleichweg funktioniert. Kein Verkehr, Ruhe und Gelassenheit. Dass kein Teer da ist, störte uns nicht.

Offensichtlich ist der “geheime” Schleichweg nicht so geheim, wie ich gehofft hatte. Kommt doch tatsächlich ein 40-Tonner daher! Der kannte diesen Weg offensichtlich auch. 

Plötzlich standen wir vor einem geschlossenen Firmengelände. Mit einem leisen Fluch auf den lippen fahren wir zum Tor. Und siehe da, in rumänischer Manier gibt es doch weiter. Die Dame am Tor hat Mitleid und lässt uns passieren. Wir fahren quer über das Gelände einer Auto Im- und Exportfirma. Dem Pförtner an dem anderen Ende fielen fast die Augen raus, weil er sich nunmal gar nicht erklären konnte, wo wir herkamen. 

Jedenfalls kamen wir genau zu der von mir anvisierten Brücke und konnten die große Strasse problemlos unterqueren. Chapeau!

Am Flughafen war die Securitiy ein wenig überrascht, was mir zeigte, dass nicht allzuviel Radler hier ankommen. Ich war froh, da zu sein, jetzt nur noch alles umpacken und wieder in handliche Pakete a 23kg nd 8 kg machen. 

Rein ins Getümmel! Wir gehen so durch und wen treffen wir? Den Schweizer, der mit auf dem Speedboot im Donaudelta war! “Seinen” Flamen hat er ziehen lassen, der will noch weiter, wohin auch immer.

Wir fanden letztendlich eine ruhige Ecke zum Umpacken. Was kommt dann daher? Ein Filmteam von der rumänischen Superstar-Variante und macht dort Filmaufnahmen mit den Stars oder besser denen, die welche werden wollen. 

Das Fahrrad ist zu groß

Dann gaben wir die Räder auf! Eine Katastrophe, mein Rad passte nicht durch den Röntgenapparat. So musste ich das Vorderrad ausbauen, um es irgendwie da durchzukriegen. Es klappte. Gut, das war geregelt. Wir machten noch Brotzeit, denn wir hatten noch einen Rest Eselsrakete mit Brot. Ich wusste vorher, dass ich das Messer nicht im Handgepäck an Bord nehmen darf. So schenkte ich es , es war ein Messer mit einem ausgefeiltem Kniehebelmechanismus, einer der drei rumänischen Damen am Lufthansa-Schalter. Sie hatte einen Sohn, der an diesem Tag Geburtstag hatte und 12 Jahre alt wurde. Ein gutes Alter für ein eigenes Taschenmesser.

Alles bis auf das Handgepäck schon aufgegeben, trinken wir noch jeder zwei Kaffee. Es hätten auch mehr sein können, wenn der Ober nicht so fußlahm gewesen wäre!

Physik kann nicht jeder

Beim Boarding wurde mein Handgepäck durchsucht. Ich hatte noch eine CO2-Patrone drin. Beim Hinflug hatte ich die im anderen Gepäck. Jedenfalls erzählt mir die Tante von der Kontrolle, die könne explodieren (*) und machte ein Fass nach dem anderen auf. Irgendwann sagte ich zu ihr, sie solle doch das Scheißding behalten. Sie lächelte, war zufrieden und wir durften durch. Hätte ich vorher daran gedacht, hatte ich die Patrone einfach weggeworfen, die 50 Cent hätten mich jetzt nicht umgebracht. Vielleicht brauchte sie ja eine Patrone für ihre Sahnespritze? Falls ja, ich hätte diese Sahne dann nicht probieren mögen, denn das war technisches CO2, das war nicht lebensmitteltauglich.

* Hinweis: Eine CO2 Patrone hat bei 30°C ca. 70 bar Druck. Die Sicherheitsreserve der Kartusche beträgt per Gesetz mindestens 1,6, also hält die Kartusche rund 110bar. Würde man ins Weltall fliegen, würde der Druck um 1 bar steigen, sie hätte also statt 70 dann eben 71bar Druck bei 30°C. Ich she also keine Gefahr, dass eine CO-Patrone in einem Flugzeug explodiert, weil der Innendruck abgesenkt wird. Da hat die Dame an der Kontrolle entweder nicht in Physik aufgepasst oder war merkbefreit!

Endlich, drin im Flieger, fliegen wir über Zuckerwattewolken nach München. Ich freue mich auf Zuhause, andererseits bin ich trauring, dass die Tour schon vorbei ist. 

Dieses mal war es ein großer Flieger, die Reise ruhig. In München wurden wir von Monikas Schwester abgeholt und heimgebracht.

Epilog

Die Roma

Unsere Meinung zu Roma ist ambivalent: Uns sind auf unserer Reise die verschiedensten Roma begegnet. Vor unserer Reise war ich der Meinung, es gäbe Vorurteile über Roma. Heutzutage muss ich feststellen, dass sich manche Vorurteile zu Teilen leider als Fakt herausgstellt haben.

Andererseits ist der weitaus größte Teil der Roma, zumindest soweit ich das als Ausländer gesehen habe, ein normaler Bevölkerungsteil, der versucht, wie alle anderen auch, normaler Arbeit nachzugehen und den Lebensunterhalt zu verdienen. 

Wir sahen auch Roma, die unter Bedingugen leben (müssen), die man nicht seinem ärgsten Feind wünschen würde, unter hygienischen Bedingungen, die ich nur als bedenklich bezeichnen kann. 

Ob es sowas wie “Zigeunerbarone” gibt, kann ich nicht mit Sicherheit sagen, aber es gibt außerst luxuriöse Domizile mit ganzen Flotten von weissen deutschen Oberklassefahrzeugen vor dem Haus, deren Bewohner ich, dem Augenschein nach, der Ethnie Roma zugeschrieben hätte.

Auch ist mir aufgefallen, dass man Kinder sieht, Jungen wie Mädchen. Mädchen im Alter zwischen 15 und 35 sieht man aber so gut wie nicht. Auch sieht man so gut wie keine Säuglinge. Da ich nicht glaube, das sie eingesperrt sind, habe ich mich schon gefragt, wo die denn sind, wo man doch Roma aller anderen Altersklassen omnipräsent sind. 

Interpretieren will ich das jetzt nicht, aber s erinnert mich daran, das ich die genannte fehlende Gruppe sehr wohl und regelmäßig bei mir zu Hause in Deutschland an meiner Haustür klingelt, ein Kind auf dem Arm und um Geld bettelnd.

Leider ist das Betteln in manchen Gegenden weit verbreitet, was in Teilen der Walachei uferlose Ausmaße annimmt. Wir haben in solchen Gegenden Ortschaften konsequent gemieden, weil ein Anhalten nahezu unmöglich war, ohne das innerhalb von wenigen Minuten jemand aus dem Boden gewachsen ist und uns angebttelt hat. In der Dobrudscha ist uns dieses Phänomen gar nicht begegnet. Ich gehe davon aus, dass das durchaus etwas mit der wirttschaftlichen Not zu tun hat, die in entsprechenden Gegenden augenscheinlich herrscht. 

Inwiefern es Kausalitäten zwischen Ethnien und dem Erscheinungsbild in Punkto Sauberkeit in dern Ortschaften gibt, kann ich nicht mit Sicherheit sagen, aber tendenziell könnte man die eine oder andere Mutmaßung anstellen. 

Andererseits, haben die Jahre unter Ceausescu den Roma teilweise die Familienverbände zerstört, indem man sie zwangsweise umgesiedelt und beschäftigt hat um dann als Ungelernte nach Ende des Kommunismus als Ersten diese Arbeit zu verloren. 

Es gab traditionell grob gesagt 4 verschiedene Gruppen:

  • Die Kalderasha/Calderari (Kalderasch/ Kupferschmiede): Sie kennzeichnen sich dadurch, dass sie über einen festen Wohn­sitz verfügen. Ihre Haupteinnahmequelle ist die Kessel- und Kupferschmiede und Klempnerei.
  • Die Corturari/ Tigani nomazi (Zeltzigeuner): Auch deren Haupterwerbsquelle ist die Kesselschmiede und die Klempnerei, wo­bei sie jedoch im Gegensatz zu den Kalderasha den Sommer über auf Wander­schaft sind, und dabei ihre bereits angefertigten Waren bzw. ihre Handwerkslei­stungen anbieten. Typisch für sie ist u.a. die Wohnweise in Zelten. 
  • Die Baiesi (Korbflechter): Diese Gruppe hatte sich auf die Herstellung von Körben, Besen, etc. spezialisiert, die auf den Märkten im ganzen Land angeboten werden. Auch sie verfügen über einen festen Wohnsitz.
  • Tigani de matasa (Seidenzigeuner): Zu dieser Gruppe zählen vor allem die Musiker und Antiquitätenhändler.

Wer mehr über die Roma in Rumänien wissen möchte, sollte sich an einschlägiger Literatur bedienen. Interessant ist es allemal, vielleicht um auch ein wenig besser zu verstehen, das es eben nicht schwarz und weiß gibt, gut und böse, sondern eben ein kräftiges sowohl als auch! 

Ich möchte hier aus rechtlichen Gründen keine Internetlinks aufnehmen, aber wer sucht, findet einige Seiten, die sich mit dem Thema Roma in Rumänien sehr intensiv auseinandersetzen.

Wilde Hunde

In fast allen Veröffentlichungen zum Thema Rumänien mit Fahrrad steht, dass man mit einem Pfefferspray gut gerüstet sei gegen wilde Hunde. Man liest oft auch Horrogeschichten über Hunde von Leuten, die Angst vor Hunden haben! Wirklich gebissen wurde meines Wissens nach keiner!

Meine knallharte Meinung: Wer Angst vor Hunden hat, ist weder in Ungarn, noch in Rumänien gut aufgehoben und sollte sich überlegen, ob er überhaupt mit dem Rad dort hin will!

Wir haben viele wilde Hunde aller Gößen gesehen, keiner, wirklich keiner war aggressiv oder hat uns angegriffen. Im Gegenteil, wenn man Pause macht, nähern sie sich interessiert und schauen, ob man vielleicht etwas übrig lässt. 

Allerdings hatten wir auch drei weniger lustige Begegnungen mit Hunden, aber das waren eben keine wilden Hunde:

  1. Ein Hund versuchte in einem Dorf meinen rechten Schuh anzugreifen. Der Besitzer, keine zehn Meter entfernt, sah sich nicht veranlasst seine Fußhupe, es war ein kleiner Dackel, zurückzupfeifen. Ich hielt an und der Hund sprang gleich 5 m zurück. Als ich wieder losfuhr, das ganze von vorn: “raw… raw…raw”! Da an meinem Rad am Oberrohr immer ein Köcher mit Klappspaten hing (Pferfferspray lehne ich ab), zog ich den, hielt an, ging dem Hund nach, der flüchtete und sagte dann dem Besitzer auf Englisch, dass er seinen “fucking dog” zurückpfeifen solle. Da er meinen Spaten sah, konnte er plötzlich sogar den Hund in den Garten tun und das Gartentor schließen. Man muss es den Leuten nur richtig erklären! 
  2. Eine riesige Schafherde am Rande der Strasse und der Schäfer rund 500m entfernt aud der anderen Seite der Herde. Der Hirtenhund sah durch unsere Vorbeifahrt die Herde gefährdet. und rannt bellend in unsere Richtung. Da die Entfenrungslage so war, dass Flucht möglich war, bevorzugten wir diese Lösung. Wäre das nicht so gewesen, hätten wir anhalten müssen und absteigen. Dann wartet man eben, bis der Hirtenhund da ist, lässt ihn schnüffeln und kann dann in der Regel sich mit geschobenem Rad entfernen. Jemand, der per se Angast vor Hunden hat oder meint, der Schäfer müsse doch irgendwas, der ist in so einer Situation überfordert. Dem Schäfer kann man nicht böse sein, der hatte das zwar mitgekriegt, war aber wirklich außerhalb der Reichweite.
  3. Die Weingärten waren in der Regel umzäunt. In nicht wenigen davon sind Hunde zur Bewachung. Aus einer Dreiergruppe Hunde hatte es offensichtlich einer geschafft, aus der Umzäunung rauszukommen. Da es kein Hirtenhund war sondern ein profaner Wachhund, wäre Anhalten vergleichsweise sinnbefreit gewesen, solange man noch wegkommt. Der Hund, in der Größe eines Schäferhundes, spurtete meiner Frau hinterher, die sich aber nach rund hundert Metern absetzen konnte. Ich hatte in der Zwischenzeit meinen Spaten ausgepackt und ausgeklappt, da ich ca. 200m hinter meiner Frau fuhr. Der Hund gab irgendwann auf und wartete nun auf mich. Als er ansetzen wollte, um auf mich zuzusprinten, schrie ich ihn an und er ließ es bleiben. Ich hatte mich allerdings schon darauf eingestellt, abzusteigen und Fakten zu schaffen. 
Tip: Wir gewöhnten uns an, immer eine Haselrute am Lowrider stecken zu haben, da wir bemerkt haben, dass die meisten Hunde sofort aufgeben, wenn sie meinen, eine drauf zu bekommen. Zumindest waren alle weiteren Begegnungen sofort beendet, wenn wir die Rute zogen, wir brauchten sie nicht einmal zu benutzen. Aber auch das waren niemals wilde Hunde, sondern eindeutig Tiere, die einen Besitzer hatten.

Und ja, mit Pfefferspray kann man Hunde weghalten. Ich halte das für Tierquälerei, vor allem Pfeffergel oder -schaum. 

Ausserdem fragte ich mich wiederholt, ob denn die Hunde von Haus aus “böse” sind auf Radfahrer, oder gar nicht “böse” waren und von ängstlichen Radfahern rein “prophylaktisch” eine abgekriegt haben, worauf sie böse auf Radfahrer wurden? 

Es gibt sogar Veröffentlichungen, die empfehlen, sich nähernden Hunden rein prophylaktisch gleich eine mit Pfefferspray zu verpassen. Da wundert es mich nicht, das Hunde Radfahrer nicht mögen. Ich würde doch, wenn ich jemanden treffe, den ich nicht kenne, auf nicht gleich in den Hintern treten, solange er keine Anstalten macht, mich anzugreifen. Wer es schon als Angriff sieht, wenn sich ein Hund nähert, ist auf solchen Touren verkehrt!! Ein Hund ist ein Nasentier, meist reicht es, wenn er einmal schnüffeln kann und dann ist gut. 

Unseren Erlebnissen zu Folge würden und werden wir auch das nächste Mal kein Pfefferspay mitnehmen. Die einzige Situation, die ganz böse hätte enden können, war die von Fall 3, wenn alle Hunde rausgekommen wären. Dann wäre aber auch Pfefferspray machtlos!

Fazit

Serbien hat mich nicht zum Letzten mal gesehen. Es ist ein wunderbares Land und ich habe mich zu keiner Zeit unwohl gefühlt. 

Rumänien sehe ich ambivalent. In die Walachei muss ich sicher nicht mehr!! Aber die Dobrudscha hat es mir angetan. Auch wäre ich vielleicht mal an einer Tour durch Transsylvanien (Siebenbürgen) interessiert. 

Bulgarien muss ich definitiv nicht haben. Vielleicht in 10 oder 20 Jahren, aber im Moment, zumindest so lange es nicht der Gold- oder Sonnenstrand ist, brauche ich das sicher nicht!

(Visited 15.048 times)