Red' nicht, tu es!

Travelmate Gas-Tankflaschen von ALUGAS

Ein widersprüchliches Thema, die Meinungen dazu sind vielfältig und die Vorschriften nicht eindeutig. Also nun vorab einige Erläuterungen.

Was ist eine Gasflasche (GF)?

Eine Gasflasche ist ein Gasbehälter, der von Laien genutzt werden darf. Allerdings müssen sie von Fachleuten befüllt werden, denn falls sie überfüllt werden, wird es gefährlich, sie können bei Erwärmung bersten. Dann ist im besten Fall der Gaskasten weg, im weniger guten Fall, das Wohnmobil abgefackelt und im schlimmsten Fall ein Mensch zu Schaden gekommen.

Also dürfen Gasflaschen nur von Profis befüllt werden. Sie werden während der Befüllung überwacht und ist der maximal erlaubte (und aufgestempelte) Füllgrad erreicht, schaltet die Füllanlage ab. im Falle von manchen Ländern wird das noch von Hand abgeschaltet, manchmal auch von einem daneben stehenden und rauchenden „Fachmann“. So gesehen vor Jahren in Kroatien.

Leider kann die deutschen Flaschen nicht überall in Europa füllen lassen und schon gar nicht tauschen. Jedes Land hat seine eigenen Systeme, Anschlüsse und Flaschenventiltypen, teils mit Sicherheitsventil, wie in Deutschland, teilweise ohne, wie bspw. in Frankreich.

Ein Tausch oder Füllen während eines Auslandsaufenthaltes wird entweder zur Schnitzeljagd oder führt zu einer kalten Bude.

Zu allem Überfluss kann man bei den Gasflaschen den Restinhalt nur schätzen, außer, man baut sie aus und wiegt sie. Und fährt man in den Urlaub und die Flasche ist noch 1/4 gefüllt, tauscht man sie oft trotzdem noch zu Hause und verschenkt Geld.

Was ist eine Gastankflasche (GTF)?

Nun hat es kluge Köpfe gegeben, die auf die Idee kamen, Gasflschen zu entwerfen, die selbst dafür sorgen, dass sie nicht überfüllt werden. Solche Flaschen kann man ohne Waage an jeder Autogas-Tankstelle füllen, ohne Gefahr zu laufen, eine Himmelfahrt zu machen. Das wird mit einem Schwimmerventil gewährleistet, das abschaltet, wenn 80% der Flasche gefüllt sind. So bleiben die vorgeschriebenen 20% Freiraum in der Flasche, die bei Erwärmung die Volumenzunahme des Flüssiggases aufnehmen können.

Es könnte so einfach sein. Ist es aber leider nicht…

Derzeitige gesetzliche Lage

Die ist… kompliziert.

Es wurde ja die Gasprüfung* ausgesetzt, was aber nun mit der Gastankflasche nichts zu tun hat. Schieben wir die Gasprüfung erstmal beiseite, ich komme später darauf zurück.

Nun, eine Gastankflasche gilt per Gesetz als Gasflasche. Die dürfen aber nur von Fachleuten befüllt werden, weil sie bei unsachgemäßer Füllung überfüllt werden könnten. Die GTF hat jedoch eine Überfüll-Sicherung, so daß auch der dümmste anzunehmende Laie sie eigentlich nicht unabsichtlich überfüllen kann. Nun darf aber eine Flasche nicht im Fahrzeug befüllt werden und muss entnommen werden. Es könnte aber Zeitgenossen geben, die beim Tanken die GTF schrägt halten und so den 80%-Sicherungsmechanismus unwirksam werden lassen. Also darf die GTF doch nicht an eine Autogastankstelle gefüllt werden. (Deutschland, im Ausland meistens schon).

So gibt es dann die Vorgehensweise, die Flaschen im Wagen zu montieren, so daß sie ohne Werkzeug entnommen werden können, aber eine nach außen führende Füllleitung zu installieren. Genau genommen ist die Flasche dann kippsicher und könnte von einem Laien befüllt werden.

Und hier scheiden sich die Geister, denn es gibt zwei Vereine, die in Sachen LPG/Flüssiggas unterwegs sind. Und deren Meinungen gehen in Schen GTF soweit auseinander, dass eine Einigung derzeit nicht zu erwarten ist. Somit gibt es derzeit folgende praktizierte GTF-Lösungen, die ich nachfolgend beschreibe:

  1. mit „π“ gekennzeichnete GTF aus Alu oder Stahl mit einer Zulassung. Sie gelten als Flasche, müssen nicht in die Fahrzeugpapiere eingetragen werden, haben aber ein 10-jährige Prüfpflicht. Das Thema Außenbetankung wird praktiziert, ist aber Graubereich. Es gibt auch welche, die ihre Flaschen im Flaschenkasten befüllen, was aber nur bei Fahrzeugen mit außenliegendem Flaschenkasten zulässig wäre. Die Druckminderer sind per Hochdruckschlauch angeschlossen.
  2. dito, allerdings verlangte der Prüfer, dass die Druckminderer nicht mit Schläuchen angeschlossen werden, sondern mit festen Leitungen und die Flaschen dürfen sich nicht Werkzeuglos entnehmen lassen. Dann werden die Flaschen in die Fahrzeugpapiere eingetragen. Seltsam ist, wie die Prüfer es übersehen können, dass die Hersteller der Druckminderer einen Flaschenanschluß mittels fester Leitung untersagen?
  3. nicht mit „π“ gekennzeichnete GTF aus Stahl, aber mit einer Zulassung nach ECE R67.01 als „ortsfester stehender Tank“. Für diese Tanks gibt es keine 10-jährige Prüfpflicht! Er muss allerdings so befestigt sein, dass diese Belastungen von 20 G aushält. Die Halterung ihrerseits müssen über eine Bescheinigung nach ECE R67.01 verfügen. Die ECE R67.01 behandelt aber eigentlich Flüssiggasanlagen in gasbetriebenen Fahrzeugen mit Flüssigentnahme, sogenannten Autogastanks. Im Wohnmobil gibt es aber keine Flüssigentnahme, sondern eine gasförmige Entnahme, die Tanks sind keine Autogastanks, sondern Brenngastanks. Zwei vollkommen verschiedenen Dinge, folglich ist die Einstufung einer Brenngasanlage nach einer Vorschrift für Autogasanlagen eher nicht zutreffend, zumindest aber fragwürdig. Trotzdem werden solche Tanks nach dieser Vorschrift eingetragen, fest verrohrt, haben zwingend eine Außenbetankung. Hat jemand zwei von diesen Tanks, ist es nicht zulässig eine automatische Umschaltung (z.B. Truma Duocontrol) zu installieren. Man wird diese Tanks immer von Hand umschalten müssen.

Vergleicht man nun die Gewichte der einzelnen Lösungen gegenüber der 2 x 11kg Stahlflaschen Serieninstallation, kommt man zu folgendem Schluß:

Systeme nach Pos.1 sparen rund 10kg Gewicht, sofern die Flaschen aus Alu sind. Installiert man (sofern der platz vorhanden ist) 2 x 14kg Alu-GTFn, spart man immer noch 3kg, hat aber dafür 27% mehr Gas an Bord. Systeme nach Pos.1 aus Stahl haben keinen Gewichtsunterschied gegenüber der 2 x 11kg Stahlflaschen Serieninstallation.

Systeme nach Pos.2 sind für mich interessant, allein schon wegen der Druckminderergeschichte.

Systeme nach Pos.3 sind eigentlich „bulletproof“, allerdings ein paar Kilo schwerer, wie eine 2 x 11kg Stahlflaschen Serieninstallation. Da für mich auch das Gewicht ein wichtiger Punkt ist, erledigt sich diese Lösung von selbst.

Entscheidung für Travelmate Alu-Gastankflaschen

Ich habe mich für die Travelmate GTFn entschieden. Sie sind zugelassen, werden mit dafür gemäß Zulassung geforderten Haltern herausnehmbar installiert. Die Halter sind bei der Zulassung der Travelmate spezifiziert, es kann also nicht die Serien(plastik)halterung drin bleiben.

Somit sind sie im Rahmen der Gasprüfung* zwei Flaschen (π-Kennzeichnung) und kein Tank, folglich also nicht Gegenstand der Gasprüfung, solange sie entnehmbar sind. Allerdings muss bei der Gasprüfung der Außenaschluss abgeklemmt sein. Schlaue Menschen verwenden hierfür eine Hochdruck-Gaskupplung, die Werkzeuglos zu lösen ist.

Vorher…

Im Sommer bin ich mit 1 x 11kg und 1 x 5kg Stahlflaschen gefahren, im Winter mit 2 x 11kg Gasflaschen, eine aus Stahl, eine aus Alu.

Nachher…

Nun eingebaut die zwei Travelmate von Alugas. Gegenüber zwei Stahlflaschen sind nun 10kg gespart und ich kann jederzeit auch halbleere Flaschen auftanken. Wie man sieht, sind die Befestigungen mit Flügelmuttern, als lösbar, versehen.
Auch die DuoControl durfte drin bleiben, zu sehen die Duocontrol mit Crashsensor und links und rechts Filtern, um ggf. vorhandene Ölreste etc. vom Druckregler fern zu halten. Die zwei Kabel gehören zur Bluetooth Tankanzeige.

Es gibt natürlich jetzt Zeitgenossen, die stellen die Duomatic auf die Mitte. Das funzt nicht!

Wenn man wirklich wissen will, wieviel in den Flaschen drin ist und einen guten Überblick behalten, dann lässt man die Duomatic immer in einer Stellung stehen. In meinem Fall wird zuerst die hintere Flasche geleert, da sie weiter weg von der Hinterachse ist. Aber das ist eher eine akademische Betrachtung. Jedenfalls wird nun die ein Flasche geleert und die Tankanzeige dieser Flasche zeigt mir das entsprechend an. Irgendwann ist sie leer und die Duomatik schaltet auf die andere Flasche um. Auf meine anzeige ist dann die eine Flasche leer und die andere noch voll. Und hier lässt es sich wieder gut verfolgen, wie sie leer wird. Effekt bei dieser Schaltung ist, dass sich die Reserve nur auf eine Flasche bezieht. Bei mir ist Reserve auf 25% und 10% (zweiter Alarmwert) eingestellt. Wenn also die zweite Flasche Reserve anzeigt, sind noch gut 2,7 kg, bzw. 1,1kg Gas drin.

Da die App der Gasanzeige den Verbrauch hochrechnen kann, weiß man auch ungefähr, wie lange das Gas noch reicht. Im Sommer vollkommen irrelevant, im Winter jedoch essentiell. Wenn ich weiß, dass ich im Winter in 3 Tagen 1,5 Flaschen verbraucht habe, dann weiß ich, dass mir, wenn die zweite Flasche noch 50% hat, das Gas für ca. einen Tag noch reicht. Die App stellt das natürlich in der Verbrauchsprognose schöner dar.

Hier sind beide Flaschen zu sehen. Allerdings muss ich sie noch umbenennen in 1 und 2 oder vorne/hinten o.ä. SRG-1-WAVE ist wenig aussagefähig.
Pro Flasche gibt es eine solche Detailanzeige mit Prognose.

Das war’s auch schon. Vielleicht noch ein Punkt. Autogas enthält neben Propengas auch Butangas. Das verdampft aber wenn es kälter als +4° ist nicht mehr. Im Winter mit Außentanks unterm Wagenboden kann es passieren, dass der Tank nicht mehr leer wird, weil nur noch das Propan verdampft. Wenn es wärmer wird, passt alles wieder, aber für Wintercamper ist das suboptimal. Deswegen habe ich darauf geachtet, dass meine Tanks im Wageninneren bleiben. Evtl. werde ich noch einen Eisex nachrüsten, das aber aus Gründen, damit Wasserreste, die sich im Gas befinden können, nicht den Druckregler lahmlegen.

*) Die Gasprüfung ist zwar ausgesetzt, aber trotzdem ist es aus versicherungtechnischer Sicht sinnvoll, sie trotzdem alle 2 Jahre zu machen (Sorgfaltspflicht). Außerdem gibt es Campingplätze, die keine Camper auf dem Platz lassen, der keine gültige Gasprüfung vorweisen kann. Auch wenn derzeit auf Grund der gesetzlichen Lage gar keine gültige Gasprüfung gemacht werden kann, als Nachweis, dass ein Fachman die Anlage geprüft hat, taugt sie allemal. 
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