Red' nicht, tu es!

Lederlenkrad nachrüsten

Problem

Das serienmäßig Lenkrad beim Ducato (bei unserem noch ohne den ganzen Schalter-Pille-Palle) hat eigentlich eine brauchbare Form und der Reifen zum Greifen ist auch einigermaßen ausreichend dick im Durchmesser. Allerdings störte mich zum Einen die Plastik-Haptik, zum Anderen dürfte der Reifen noch etwas dicker sein.

Lösungsmöglichkeiten

Nun habe ich natürlich in Foren gelesen und fand heraus, dass es Firmen gibt, denen man das Lenkrad zuschicken kann und sie gegen einen (nicht gerade geringen) Obolus das Lenkrad mit Leder überziehen und gegen Aufpreis sogar die Geometrie ändern zum Beispiel in eine D-Form (unten abgeflacht) oder mit Daumenauflagen etc.

Der Ablauf ist einfach: Man bekommt ein Leihlenkrad und tauscht sein Lenkrad mit diesem aus. Dann schickt man sein Lenkrad dort hin und bekommt es nach einige tagen fertig zurück, tauscht wieder aus und sendet das Leihlenkrad zurück.

Alternativ macht man dort einen Termin, fährt hin und die Firma tauscht das eigene Lenkrad gegen einanderes, das wie gewünscht ausgestattet ist.

Mein Problem war, dass ich zum Einen nicht an meinem Lenkrad selbst rumfummeln möchte: Aus dem einfachen Grund, weil dort ein pyrotechnischer Treibsatz (Airbag) verbaut ist. Ich war zwar mal Feuerwerker beim Bund, aber genau deswegen, weil ich dieses Wissen habe, fasse ich pyrotechnische Treibsätze nicht an. (Ja… lacht nur…)

Zum Anderen war mir die Strecke zu weit und der Aufwand zu groß, durch die halbe Republik zu gondeln für ein Lenkrad! Ich bin kein Rentner, meine Zeit ist nicht so üppig vorhanden, als dass ich sie mit „Kurierfahrten“ verblödeln möchte.

Zum Dritten ist mir der Preis eigentlich zu hoch (200 bis 350 Euronen, leder-lenkrad.de). Nicht für das Lenkrad, da ist er gerechtfertigt, aber für meinem Bedarf, sprich einfach die Haptik verändern, keine Abflachungen, keine 7-farbigen Hundertwasser-Versionen o.ä. Sonderwünsche.

Also habe ich mir die angesehen, was es auf dem Markt an Nachrüstlösungen gibt, die nicht aus Plastik sind und auch nicht wie „Arsch-Friederich“ einfach übers Lenkrad gestülpt werden. Der Markt ist voll von Kram, der nur auf Bildern gut aussieht. Nachrüstlösungen enthalten generell nicht Leder für die Speichen, die werden bei Nachrüstsätzen nicht berücksichtigt. Mit viel Glück bekommt man eine Lederhaut, die inklusive Speichen zugeschnitten ist, da ist aber beim Vernähen Expertise notwendig. Außerdem sind dort die Löcher nicht vorgestochen, man braucht also dann Sattlerwerkzeug.

Meine Lösung

Nach langem Suchen fand ich eine Rindsleder-Lenkradhülle zum Aufnähen für Lenkräder von 37-39cm Durchmesser. Sie ist aus einem Stück gefertigt und hat nur eine Naht, die nach unten kommt.

Es gibt natürlich auch welche mit roten, blauen, sonstwas Streifen, mit Verdickungen für die Daumen etc. etc. Bei diesen ist das Problem, dass sie aus mehreren Lederstücken zusammengesetzt sind, also im Griffbereich auch außen Nähte haben (was evtl. unangenehm werden könnte).

Ein anderer Aspekt ist, dass man die Hülle selbst aufnähen muss. Macht man dann nicht alles richtig und perfekt wie ein Sattler, dann sieht hinterher der rote, blaue, sonstwas Streifen aus, wie die Spur in Schnee, die ein Bauer macht, wenn er besoffen heimgeht.

Es wurden zwei Fäden mitgeliefert, zwei Nadeln und ein spartanischer Fingerschutz.

Anbringung/Vernähen

Also habe ich die Hülle bei meinen Lenkrad drüber gezogen (macht braucht dazu Kraft), so daß die eine Naht unten zu liegen kommt. Dann nimmt man einen Faden (der zweite ist eigentlich nur Ersatz) und macht an beiden Enden die Nadeln dran. Dann beginnt man unten und arbeitet sich mit beiden Nadeln im Stich immer wieder überkreuzend an einer Seite hoch.

Wichtig: Jedes mal, wenn die beiden Fäden gestochen wurden, wird kräftig angezogen. Ja richtig kräftig! Noch fester… nur Mut, es reisst nicht aus!

Macht man das nicht, wird hinterher das ganze nicht fest, denn nachziehen ist nicht. Und immer gegenüberliegend arbeiten, nicht mit einem Faden vorarbeiten. Das wird sonst nichts.

An den Speichen sticht man den einen Faden oben, den anderen unter mit Leerstichen durch. Dabei zählt man die Stiche, sie müssen oben und unten in gleicher Anzahl gemacht werden, damit es sich nach der Speiche nicht verzieht.

Ist man ganz rum, näht man unten ein Stück doppelt weiter und verknotet das Ganze dann. Die Enden verflechtet man mit der Nacht und schneidet die überstehenden Fäden ab.

Und ja, bei einem gekauften Lederlenkrad sind die Speichen auch überzogen. Für mich spielt das keine Rolle, das was ich erreichen wollte, habe ich erreicht und das für weniger als 1/10 des Preises + 1 Stunde schinden (die armen Finger)

Btw.: Den „Fingerhut“ braucht man nicht. Das Anstrengende ist nicht das nähen, sondern das immer wieder zu wiederholende Festziehen.

Ergebnis

Hier kann man die Naht recht gut sehen. Wichtig ist, nach jedem Kreuzstich beide Fäden fest zu ziehen, sonst wird es hinterher nicht richtig fest.
Das Lenkrad ist jetzt angenehmer zu greifen und für meine Zwecke reicht es aus.

An dieser Stelle ein Dankeschön an meine Frau, die mir mit ihrem Fachwissen (sie ist gelernter Autosattler) zur Seite stand.

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