Red' nicht, tu es!

Ein flexibler Lowrider

Die Originalbefestigung, bzw. die üblichen Möglichkeiten:

Der Lowrider an der alten Federgabel war mittig des Lowriders mit den unteren Montagepunkten des Vorderradschutzbleches verbunden und oben an den vorhandenen seitlichen Befestigungspunkten der SunTour-Gabelstandrohre mittels M5 Schrauben fixiert. Nun tauschte ich die Gabel gegen eine hydraulich gedämpfte RST-VITA, die aber an den Standrohren leider keinerlei brauchbare Lowrider-Befestigungspunkte aufwies. Die üblichen Lösungen mittels Schellen etc. etc. an den Standrohren halte ich für unprofessionell und laienhaft. Außerdem wollte ich bei der Gelegenheit auch gleich eine Möglichkeit schaffen, den Lowrider ohne großen Aufwand zu demontieren, da ich ihn nun wirklich nicht täglich brauche, sondern nur auf weiteren Reisen oder geplanten Vorhaben. Darüber hinaus habe ich zwei Räder, an denen ich den gleichen Lowrider wechselweise unkompliziert de-/remontieren möchte, zudem beide Räder verschiedene Bremssysteme, Scheibenbremse und V-Brakes, haben.

Die Idee:

Irgendwann hatte ich einmal zwei x-beliebige Brakebooster bestellt, die ich nie verwendet hatte. Zudem waren auch an der neuen Gabel des Rades mit den Scheibenbremsen zusätzlich auch die Aufnahmen für V-Brakes vorhanden. 

Meine Idee kreiste darum, dass bei jedem 28“ Rad ein Maß immer gleich sein muss: Der Abstand vom Nabenmittelpunkt bis zur Aufnahme der V-Brake. Diesen Umstand und die Booster wollte ich für mein Vorhaben nutzen.

Die Umsetzung:

Da die Hinterachse breiter als die Vordere ist, verwendet man dort eben längere Schnellspannachsen. Wenn man nun eine hintere Schnellspannachse nimmt und sie vorne mit entsprechend bemessenen Distanzstücken einsetzt, hat man eine solide Grundlage für eine Lowriderbefestigung! 

Die Anfertigung erfolgte auf meiner kleinen Drehbank aus Alu-Rundmaterial. Es wurde quasi ein „Hut“ gedreht, der in die Vertiefung der Radaufnahme passt, aber außen noch genug Fleisch bietet, um dort einen Stehbolzen mittels Gewinde und Epoxidkleber (als Sicherung) fest einzusetzen. Ich verwendete, weil gerade zur Hand, Messingbolzen, Edelstahl wäre nobler gewesen, hielt ich aber nicht für notwendig. Natürlich wird, bevor man den Stehbolzen einsetzt, eine plane Fläche angefeilt. 

Wird auf die Bolzen dann ein Versatzstück geschraubt und ebenfalls mit Epoxid gesichert, ergibt dies eine Halterung, die an der untersten Befestigungsmöglichkeit des Lowriders mittels Messing-Senkschrauben verschraubt werden kann. Für die Erstmontage lässt man die Muttern noch etwas locker, damit sich der „Hut“ plan anlegen kann und zieht dann erst an!  

Oben: Ansicht im ausgebauten Zustand

Oben: Ansicht im eingebauten Zustand, gut zu erkennen die zusätzlich angefeilte Schräge am Hut, um das Tauchrohr nicht zu berühren

Oben: Andere Seite…

Oben: Die komplette Konstruktion, gut zu sehen auch die Senkschraube

Die obere Befestigung:

Nun kamen die vorher erwähnten Brakebooster zum Einsatz. Bei beiden Fahrrädern, dem mit Scheibenbremsanlage, wie auch dem, mit V-Brake, wurde vorne der Brakebooster montiert. Dieser Brakebooster soll den oberen Befestigungspunkt für den Lowrider bilden! 

Oben: Brakebooster an Rad 1 (Scheibenbremsen)

Oben: Brakebooster an Rad 2 (V-Brakes)

Da ich zwei Brakebooster habe, können sie dauerhaft an den Fahrrädern verbleiben.

Oben: Brakebooster von vorne

Die „Löcher“ im Booster bieten genug Möglichkeiten, um dort eine Befestigung des Lowiders vorzunehmen. Mittels zweier Winkel, die an der oberen Querstange des Lowrider angebracht werden, kann man nun diese mit dem Brakebooster mit einer M8er Schraube verbinden. Ein zweite Mutter wird gekontert und dient der Sicherung gegen Lösen. M8 habe ich deswegen verwendet, weil die Löcher im Booster entsprechend groß sind, wären sie kleiner, würde ich M6 für ausreichend erachten. Ich habe Edelstahlschrauben mit glatten Köpfen verwendet, da sie noch rumlagen und man mit einem Lochschlüssel gut dort reinkommt (Schrauben mit Sechskantkopf gehen genauso, sehen aber weniger elegant aus.)

…und ja, ich weiß, dass das Langsamfahrverhalten schlechter wird, weil die Taschen doch etwas weiter vor dem Lenkderdrehpunkt liegen, aber ich persönlich hatte damit weder im ersten Gang steil bergauf mit einer Entfaltung von deutlich unter zwei Metern, noch bei schnellen Lenkbewegungen mit je rund 6 kg pro Seite in den Taschen nicht mehr Probleme, als mit der Standardbefestigung. Ich führe das auch darauf zurück, dass diese Lösung den Abstand zwischen Tasche und Reifenmitte pro Seite um rund 3cm verringert gegenüber der handels-üblichen Lösung und somit die eher negativen Auswirkungen der weiter vorne liegenden Montage zum größten Teil neutralisiert werden.

Es ist allerdings zu bedenken, dass die Lowrider nun als ungefederte Masse wirken, also das Federverhalten sich bei schwerer Beladung ändert. Im Maximum habe ich dort 6kg pro Tasche (je vier 1,5-Liter Getränkeflaschen pro Seite) transportiert. Wenn man dann eine 10cm hohe Bordsteinkante runterfährt, kommen sehr wohl nicht unerhebliche Kräfte zustande, die ein vielfaches von 6kg (pro Seite) ausmachen. In der Regel fahre ich aber dort nur Bekleidung, die erheblich leichter ist. Deswegen sehe ich die Hauptanwendung in Fahrten auf befestigten Strassen und guten Feldwegen. 

Es wäre sicher optimaler, „Hüte“ und Versatzstücke einteilig auszuführen, um eine Schraubverbindung weniger zu haben. Dazu bräuchte man aber eine CNC-Fräsbank.

Wer nur eine Bohrmaschine hat, kann sogar den Hut zweiteilig ausführen:

Mit 18er Rundmaterial und 30er Rundmaterial in passender Stärke ist das auch zu realisieren. Das 18er in 5 bis 6mm Stärke und das 30er in 10 mm Stärke. Ein paar passende Bohrer + Bohrmaschine und einen M5 Gewindebohrer braucht man natürlich trotzdem!

Oben: Der Winkel und dessen Befestigung an Booster und Lowrider

Oben: Gesamtansicht

Der komplette Lowrider lässt sich mit einem 13er Schlüssel und einer kurzen Spannachse in weniger als 5 Minuten entfernen!

Oben: Mein reisefertiges Gespann

Oben: Zeichnung

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