Vorwort
Vorbereitungsarbeiten
Strecke
Packlisten
Tag01: Neustadt/Donau – Landshut (aller Anfang ist schwer)
Tag02: Landshut – Muehlheim (mühsames Vorankommen)
Tag03: Muehlheim – Salzburg (wir folgen der Salzach)
Tag04: Salzburg – St.Veit (in den Bergen)
Tag05: Rahmenbruch in St.Veit (rien ne vas plus!)
Tag06: Neustadt/Donau – Mallnitz (wieder im Rennen!)
Tag07: Mallnitz – Spittal (alte Eisenbahnstrecken und verbrannte Bremsen)
Tag08: Spittal – Camporosso (im Kanaltal auf alter Eisenbahnstrecke)
Tag09: Camporosso – Zompitta (Tunnel- und Brückentag)
Tag10: Zompitta – Grado (durch Friaul)
Tag11: Pause in Grado (Camping Al Bosco)
Tag12: Grado – Lazaretto (entlang der italienischen Küste)
Tag13: Lazaretto – Groznjan (auf der Parenzana)
Tag14: Groznjan – Okreti /Kanfanar (Höhenmeter werden bezahlt mit Entfernungskilometern)
Tag15: Okreti – Medulin /Pula (auf der Touristeneinflugschneise)
Tag16-18: Medulin (Erholung am Meer)
Tag19+20: Valtura (Reisevorbereitungen)
Tag21: Heimreise (mit dem Flugzeug)
Fazit
Vorwort
Nun, diesmal wollten wir aus privaten Gründen auf eine ausgesprochene Fernreise verzichten. Europa hatten wir schon von Atlantik bis zum Schwarzen Meer durchradelt.
Dann hatten wir Israel diskutiert, aber aus beruflichen Gründen ging das nicht, denn dort ist die beste Reisezeit im März oder Oktober. März ging beruflich nicht und Oktober war mir einfach zu spät. Danzig-Pula wurde auch diskutiert, einen ersten Teil, von Danzig bis nach Hause. Auch Meckerburg-Vorpolen war mal in der Diskussion. Einfach da ein wenig rumradeln. Naja, mein persönlicher Wunsch, Nordkap bis Athen ist was für die Rente.
So haben wir uns kurzerhand für eine Tour Neustadt/Donau-Salzburg-Grado-Pula entschieden. Es wird erst die Alpe-Adria bis nach Grado geradelt und dann von dort aus, entlang der Mittelmeerküste bis nach Pula. Wir werden also durch Salzburg, Bad Gastein, Spittal, Villach, Tarviso, Udine, Grado, Triest, Koper, Umag, Novigrad, Porec, Rovinj bis nach Pula radeln. Das heißt, wir radeln in Deutschland, Österreich, Italien, Slovenien und Kroatien.
Kilometermäßig jetzt nicht so schlimm, aber mit einigen heftigen Anstiegen, die mit Rädern im Reisetrim nicht so einfach sind. Letztes Jahr in Frankreich haben wir 9500 Höhenmeter gemacht, dieses mal werden es vermutlich wohl genauso viel, aber eben konzentrierter. Von Pula geht es dann wieder mit dem Flieger heim.
Vorbereitungsarbeiten
Zuerst musste ich mein Licht ändern. Ich hatte in Frankreich meinen Frontscheinwerfer über dem Zelt, das vorne quer untergebracht wird. Dabei vibriert sie und ich bin in der Ladehöhe beschränkt. So habe ich mein Frontrack nochmals demontiert, einen Schutzbügel und Halterung für den Scheinwerfer unter der Zelthalterung angelötet. Jetzt sollte es passen. Er wirft zwar einen Schatten vom Reifen, aber in der Nacht habe ich meist eh noch einen zusätzlichen Fluter am Lenker. An die Stelle des alten Scheinwerfers kam ein neuer USB-Lader, denn der Alte war defekt.
Dann habe ich unsere Fahrradtaschen gereinigt und kleinere Reparaturen gemacht. Alle Halterungen wurden getestet, ob sie zum Bügeldurchmesser passen. Letztes Jahr passten Monikas vordere Taschen nicht ganz und schlackerten ein wenig. Nicht schlimm, aber nervig. Ich habe beschlossen, diesmal mit meinen umgebauten Ideale Taschen zu fahren. Die zwei Kleinen vorne und die zwei Großen hinten. Letztes Jahr hatte ich die Großen vorne und hinten meine Vaude Taschen. Aber die Vaude sind so breit, dass ich ein paarmal damit in engen Passagen hängengeblieben bin.
Monika wird ihre 4 Ortlieb Taschen nehmen. An ihren Hinteren habe ich zwei Ortlieb Netztaschen angebracht. Wenn man mit dem Zelt unterwegs ist, ist es wichtig, nasse Sachen trocknen zu können, die man nicht in die Taschen tun kann, weil sie alles andere nass machen würden. Die Netztaschen sind zusammengefaltet und können größer gemacht werden.
Auf den Bildern die Taschen sind noch leer und geöffnet. Bei meinem Rad ist die Rolle mit dem Zelt schon aufgeladen.
Zwei Kameras sind vorbereitet:
Einmal die SONY, die auch schon 2015 und 2016 dabei war. Ich nutze als Zeitraffer-Kamera. Sie hat GPS und so muss man hinterher nicht lange suchen, wo das jeweilige Bild aufgenommen ist.
Die Zweite ist neu, von ALDI, ohne GPS, aber in erster Linie für Videoaufnahmen gedacht.
Auf dem Bild rechts die SONY und links die vom ALDI. Beide habe ich mit 1/4 Kameragewinde ausgerüstet. Die GoPro-Halterung ist Mist. Die nimmt nur, wer nicht weiß, wie gut es anders sein könnte.
Strecke
Ich hatte vorab mal grob die Strecke ausgearbeitet. Nur mal, um zu sehen, wie das Höhendiagramm aussieht. Der rote Abschnitt ist der Teil in Bayern, der gelb-grüne Abschnitt der Alpe-Adria-Radweg und der bleue Abschnitt der Weg an der Adria entlang.
Das Höhenprofil sollte man vorher immer ansehen, um nicht unterwegs unliebsame Überraschungen zu erleben.
Packlisten:
Für, die es interessiert, was man so mitnimmt. Da wir diesmal nicht in Südosteuropa radeln und auch nicht im ländlichen Frankreich, haben wir einige Dinge rigoros gestrichen, weil wir sie unterwegs jederzeit kaufen können. Österreich, Italien, Slovenien und Kroatien waren für uns quasi Heimspiel, weil wir uns dort regelmäßig aufhalten. Hier mal zur Info die Packliste:
Linke vordere Tasche am Lowrider (4,3kg):
- Leichte Hose, abnehmbare Beine (1x)
- Radhose, 3/4-lang, mit Träger (1x)
- Radhose, 3/4-lang, ohne Träger (1x)
- Radshirts, kurz (4x) / Kurze Jeans (1X)
- Kurzes Hemd (1x)
- Unterhose, gepolstert (1X)
- Socken, Paar (4X)
Rechte vordere Tasche am Lowrider (4,6kg):
- Grünes Mäppchen mit:
- Ersatzachse 130mm mit Distanzstück auf 100mm
- Isolierband
- Kettenöffner
- div. Schrauben
- Bremsgummisatz für HS33
- Ersatzschnallen for Taschen
- CO2-Kartuschen (5X)
- Satz Schaltseil Rohloff
- Seilsäge
- Blaues Mäppchen mit:
- diverse Bits
- Bit-Verlängerung
- Bit-Knauf
- Bit-Ratsche
- Speichenschlüssel
- Patentschlüssel mit 10 Einsätzen
- Knippex cobra 10cm lang
- Kleiner Seitenschneider
- Pitlock-Nuss
- Gabelschlüssel 10/13
- Gabelschlüssel 14/15 (Pedale-Flughafen)
- Inbus 8mm (Pedale entfernen – Flughafen)
- Satz Flickzeug
- Gummiunterlagen Butyl (3x)
- CO2 pumpe
- Vaude Erste Hilfe Set
- Ersatzschläuche (2x)
- Normale Unterhosen (3x)
- Badehose
- Esbit (14x)
- Esbitkocher 470ml (Feuerzeug innen)
- Signalkragen
- Warnweste
Rolle auf Gepäckträger vorne (3,6kg):
- 2-Mann-Zelt / tent for 2 persons
- Regenzeug / rain gear
Rechte hintere Tasche (4,65kg):
- Schlafsack mit Kompressionsack
- Luftmatratze
- leichte Decke
- Waschzeug
- Trekkinghandtuch
- Badeschlappen
Linke hintere Tasche (6kg):
- Powerpacks (4x)
- Solarmodul 11 Watt
- NiMH-Akkus für Garmin Oregon
- Ladegerät
- Karten
- Mikrofaser-Badetuch
- Diverse Kameras
- Kameraakkus
- Verschiedene Kabel
- Ggf. Lebensmittel
Gepäckträgerbox (2,5kg):
- Geldbeutel
- Papiere
- …sonstiger „wichtiger“ Kleinkram
Soweit mein Gepäck. Das von Monika habe ich natürlich nicht aufgeführt. Alles in allem hat mein Gepäck so 25kg, Monika hatte ähnliche Werte, allerdings hat sie kein Werkzeug, Ersatzteile und Zelt zu schleppen, sie sparte sich rund 6kg.
In Frankreich 2016, auch 2015 und 2014 in Südosteuropa hatten wir je 30kg Gepäck. Da jedes Kilogramm, das wir über die Alpen bringen mussten, weh tun würde, hatten wir reduziert, in erster Linie an Kleidung, Werkzeug und Ersatzteilen.
Ich hatte also wieder mal 25kg Gepäck zusammenbekommen, Monika 19kg. Naja, wenn man mit Zelt und autark unterwegs ist, dann ist das eben so. Würde ich meine ganze Elektronik und Powerbanks rauswerfen, könnte ich locker 4kg sparen. Aber da man mit dem Zelt i.d.R. keine Steckdosen hat, muss man auf alles vorbereitet sein. Die Ladeeinrichtung an meinem Rad versorgt die Zeitrafferkamera, die Ladeeinrichtung an Monikas Rad wird die Powerbanks laden. Das Solarmodul wird als zbV eingesetzt, was gerade leer ist und auf dem Zeltplatz. Morgen ist ja noch alles voll, außer meine Airstream 2 von Supernova, die wird morgen „vollgestrampelt.“ Die ist als zweite Beleuchtung gedacht, aber auch Abends im Zelt als Beleuchtung.
Mein „Cockpit“ mit Supernova-Airstream, Steigungsmesser, Kamera, Navi…
Natürlich auch eine Ballhupe, da die wenigstens gehört wird.
Tag 1: Aller Anfang ist schwer
03. Juni. 2017: Neustadt/Donau – Landshut (70km/↑455hm/↓405hm)
Wir wollten um 6:00 starten, geschafft haben wir es um dreiviertel 8! Nunja, das Problem ist bekannt…
Es war warm, die Sonne schien. Wir kamen auch gut voran, aber soviele Dörfer wir auch durchradelten, Biergärten gibt es kaum noch. Wir suchten um Mittag rum etwas, einen Biergarten oder ähnliches, aber nichts zu finden. Erst kurz vorm Tagesziel fanden wir einen, wo wir uns auch einen Radler genehmigten.
Laut Naviki wäre in der Stadtmitte von Landshut ein Campingplatz. Wir unterhielten uns mit einem Landshuter, den wir trafen, als er mit seinen Hund in den Auen spazieren ging. Er sagte uns, da sei kein Campingplatz. Das sei der Lagerplatz für die Landshuter Hochzeit, sonst gar nichts! Liebe Freunde von Naviki, wenn ihr schon Infos macht, dann bitte richtig. Gott sei Dank habe ich nicht ein kostenpflichtiges Abo angeschlossen, denn für falsche Infos noch zu bezahlen ist unterirdisch. Bei der Gelegenheit noch eins Freunde: Was sollen Wohnmobilsstellplätze in euren Apps, das ist für Radreisende gänzlich uninteressant, zumindest kenne ich keinen Radler, dessen Fahrrad zum Wohnmobil ausgebaut wäre…! Aber egal…
Um 16:00 erreichten wir jedenfalls den Campingplatz in Landshut. Als alles aufgebaut war, haben wir noch etwas zu trinken in einem Supermarkt besorgt und sind danach noch ein wenig in einen Biergarten gegangen. Es war schwül. Um 20:00 Uhr waren wir im Bett. Nachts gab es heftige Gewitter.
Oh, wollte ich noch zeigen… meine Tochter hatte mir einen Waschbeutel aus Fahrradschläuchen genäht. Der kommt jetzt zum Einsatz…
Tag 2: Mühsames Vorankommen
04.Juni.2017: Landshut – Mühlheim/Inn (64km/↑565hm/↓527hm)
Um 6:30 sind wir aufgestanden und haben abgebaut. Es ging dann um 8:30 ohne Frühstück los…
…aber wir kamen nicht weit, denn ein Cafe lockte mit Frühstück! „Vollgefressen“ starteten wir nach dem Frühstück und folgten erst der Isar und dann ging erstmal bergauf…
…lange bergauf!
Der ganze Tag war ein auf und ab. Eigentlich nicht schlimm, aber mir vollbepackten Rädern… jedes Kilo zählt doppelt.
Ein paarmal mussten wir uns unterstellen, weil der Regen so stark wurde.
Unterwegs gab es einen kleinen Dürüm, einen Liter selbstgezapfte Biomilch und zum Schluß in Mühlheim ein Abendessen in einem Biergarten. Glückes Geschick, wir schafften unser Essen ohne Regenschauer
Da uns das mit dem Campingplatz in Mühlheim zu vage war, gingen wir in die Jugendherberge.
Ein 8-Bett-Zimmer für uns zwei kostete auch 72 Euronen. Aber wir waren darin alleine und es hätte uns auch nicht gestört, wenn noch jemand drin gewesen wäre.
Tag 3: Wir folgen der Salzach…
05.Juni.2017: Mühlheim-Salzburg (78km/↑415hm/↓466hm)
Am Morgen erstmal gut gefrühstückt. Es war reichhaltig und ausreichend. Dann wieder auf’s Zimmer und unseren ganzen Kram gepackt…
…und wieder spät gestartet!
Um zur Salzach zu kommen, mussten aber joch ein paar Hügel erklommen werden. Dann verfährt man sich noch, weil irgendsoein Hornochse an den Schildern gedreht hat. Natürlich direkt über den höchsten Buckel der Gegend.
Oben war nur eine Kirche und ein Wirtshaus. Ich wäre nicht überrascht, wenn der Wirt da gedreht hat… Irgendwann erreichten wir Tittmoning, sind rüber auf die östereichische Seite und folgten der Salzach.
Die letzte Stunde verfolgte uns ständig ein Gewitter also suchten wir eher ein Zimmer, Camping erschien uns nicht so angebracht. In Salzburg standen wir gerade vor dem Kolpinghaus, das auch Zimmer anbietet und überlegten…
Genau in dem Moment fing der Hagel an, danach wechselte es zu stürmischen Regen. Dadurch wurde unsere Entscheidungsfreudigkeit enorm gesteigert, wir nahmen uns dort ein Zimmer.
Die Hagelkörper taten richtig weh. wenn sie trafen…
Jedenfalls war das Zimmer ok, wenn auch nicht billig…
Da das Kolpinghaus eine katholische Einrichtung ist, befinden sich natürlich an jeder erdenklichen Stelle diverse Weisheiten oder solche, die es werden wollen… Trotzdem, interessant zu lesen und manches bringt einen tatsächlich zum Nachdenken.
Tag 4: In den Bergen
06.Juni.2017: Salzburg-St.Veit (70km/↑480hm/↓265hm)
Um 5:45 sind wir aufgestanden und haben um 6:20 gefrühstückt. Diesmal waren wir wirklich um 8:15 unterwegs! Zuerst ging es noch eine Weile durch Salzburg, danach folgten wir Salzach in die Berge. Allerdings sind dort auch ein paar kleine Hügel eingebaut.
In Golling entschlossen wir uns, den Pass Lueg nicht zu radeln, da der Pass auch von Autos frequentiert ist. Das erschien uns wenig verlockend.
Also von Golling bis Werfen Eisenbahn. 15km weiter radelten wir wieder.
Ab St. Johann im Pongau wurde das Wetter unberechenbar. So fuhren wir den nächsten Campingplatz in St. Veit an. Der war natürlich auf einem Berg, noch dazu einem, den wir am nächsten Tag wieder runter mussten.
Kaum stand das Zelt, fing es an zu schütten. Manchmal braucht man auch ein wenig Glück im Leben! 🙂
Unser Abendessen nahmen wir auf einem Spielplatz ein, da dort wenigstens ein Dach drüber war. Auf dem Campingplatz gab es Waschmaschinen, ein Spielzimmer etc. und das nutzten wir natürlich auch.
Tag 5: Rien ne vas plus!
07.Juni.2017: St.Veit-Mallnitz… Neustadt/Donau (7km/↑95hm/↓144hm)
Morgens nach einer regnerischen Nacht zügig los. Abgebaut mehr oder weniger nass. Zuerst mussten wir den Berg wieder runter, den wir gestern hochgehechelt waren. Dabei bemerkte ich, dass das Fahrverhalten meines Rades unter aller Kanone war. Irgendwie begann es immer zu pendeln, wenn man schneller wie 20-25 kmh wurde. Und ja, bergab lässt man rennen, in meinem Fall stellenweise so um die 50-60kmh. Dann waren wir unten in Schwarzach. Von dort ging’s dann richtig bergauf. Eine Quälerei! Aber egal!
Die ersten 100 Höhenmeter waren gefahren, als ich bemerkte, dass eine der Sattelstreben einen Riss hat. Sofort sah ich mir die der anderen Seite an. OGOTTOGOTTOGOTT! Was ist denn das?
Die war durch, gebrochen! Das war’s, rien ne vas plus!
Das war’s? NEIN! Ich kämpfe! Ein Telefonat mit dem Rahmenhersteller brachte zwar ein wenig Klärung, aber keine zeitnahe Lösung. Wir mussten uns schon selbst helfen! Wäre das in Rumämien passiert, hätte ich mir den nächsten Dorfschmied gesucht und Knotenbleche anschweißen lassen. Bei Stahlrahmen geht sowas!
Hier waren wir aber nicht sooo weit von Daheim weg, also beschlossen wir, von Schwarzach per Zug nach Hause zu fahren, meinen Randonneur mit Gepäckträger + zweitem Frontträger zu versehen und am nächsten Tag mit dem Zug wieder zurück fahren, um die Tour fortzusetzen.
Gesagt getan! Der Schaden war um 11:00, mit dem Zug und 3 mal umsteigen schafften wir es bis 17:00 bis nach Hause. Das wäre selbst mit dem Auto nicht recht viel schneller gegangen. Zu Hause umgebaut und umgepackt.
Der Frontträger vom Utopia London kam an das Müsing Twinroad, mein Bikemanufaktur Magic wurde zur Organspende herangezogen und musste den hinteren Gepäckträger spenden. Nach zwei Stunden war alles fertig.
Ich entfernte einige Sachen aus dem Gepäck, um leichter zu werden. Außerdem mussten die großen Taschen nach vorne, weil sie hinten wegen der breiten Achse nicht passen.
Das Ersatzrad hat keine Rohloffschaltung, sondern eine Shimano Alfine 11, die bekanntermaßen nicht bergtauglich ist. Dafür ist aber ein add-E dran. Inklusive add-E wiegt das Rad nun 16kg, immer noch 4 weniger als das Utopia. Mit reduzierter Ladung sollte das gehen.
Wir hatten sogar noch Abends Zeit, mit Bekannten zum Essen zu gehen. Aber am nächsten Morgen geht es mit dem Bayernticket wieder zurück.
Tag 6: Wieder im Rennen!
08.06.2016: Neustadt-Mallnitz
Das Bayernticket kann man erst ab 9:00 nutzen. Wir also erst um 10:24 in den Zug. Wir waren auch schnell in Salzburg. Da war erstmal Schluß, der Anschlusszug nach Mallnitz kann nur ein paar Räder mitnehmen und diese Radplätze waren ausgebucht. Der nächste Zug, bei dem unsere Räder Platz hatten, fuhr erst um 20:12. So mussten wir bis 20:12 warten, der erst um 21:55 in Mallnitz ankommt. Wo wir übernachten war unklar, notfalls hätten wir irgendwo links oder rechts ein Zelt aufstellen.
Aber vorerst hatten wir einige Stunden Zeit und fuhren ein wenig durch Salzburg und besuchten ein Volksfest.
Für Mallnitz hatten wir uns entschieden, damit wir gleich die Tauernschleuse in einem Aufwasch hinter uns bringen. Außerdem hatten wir so die Möglichkeit, die zwei verlorenen Tage einzuholen.
Allerdings hatten wir immer noch keine Unterkunft für die Nacht und im Dunkeln ein Zelt in unbekannter Gegend aufstellen ist keine verlockende Vorstellung. Da der Zug, ein Railjet, ein gutes Internet hat, konnten wir über ein Buchungsportal noch ein Zimmer in Mallnitz buchen. Um 22:20 waren wir im Hotel Alber, sie hatten extra auf uns gewartet.
Für 60 Ocken haben wir eine 143€ Suite bekommen. Bei last Minute Buchungen hat man manchmal das Glück…
Zum Vergleich: Die Jugendherberge in Mühlheim vor ein paar Tagen war teurer :-O Aber ich bin nicht böse darüber, denn ich halte das Jugendherbergswerk für förderungswürdig.
Tag 7: Alte Eisenbahnstrecken und verbrannte Bremsen
09.06.2017: Mallnitz-Spittal (48km/↑290hm/↓950hm)
Wir brachen morgens um 10 auf. Das Frühstück im Hotel war reichlich und wir hatten uns Zeit gelassen.
Die Bundesstrasse von Mallnitz nach Obervellach schien uns recht uninteressant. So beschlossen wir die alte Bahnlinie zu nehmen. Dazu musste man aber ersteinmal noch einige Höhenmeter nach oben, um den Einstieg zu finden.
Das war die beste Entscheidung des Tages, wir wurden belohnt mit autofreier grandioser Aussicht.
Allerdings ging es zum Schluss etliche Höhenmeter in Serpentinen hinunter. Dabei hat Monika ihre vorderen Bremsbeläge verbrannt.
Sie waren vorher noch in Ordnung und geprüft. Danach ging es weiter, eben nur mit Hinterbremse. In Spittal haben wir einen Laden gefunden und Ersatzbeläge gekauft.
Danach gleich in Spittal auf den Campingplatz und die Beläge gewechselt. Jetzt bremst es wieder, Gott sei Dank.
Tag 8: Im Kanaltal auf alter Eisenbahnstrecke
10.06.2017: Spittal-Camporosso in Valcanale (75km/↑490hm/↓180hm)
Nachts hatte es geregnet, so dass wir, obwohl um 6:30 aufgestanden, erst um 9:30 ohne Frühstück wegkamen. Zuerst ging es auf kleinen Wegen weiter. Das war in Österreich oft so, dass die Radwege entweder nur geschottert sind, oder kilometerlang neben den Hautverkehrsstrassen verlaufen.
Alles in allem ist das alles sehr laut. Obwohl man sicher radeln kann und die Infrastruktur eigentlich stimmt, ist der Spaß eher begrenzt. Vermutlich liegt das an der Enge der Täler, wo sich nunmal alles abspielt.
Rund 20km später sahen wir einen kleinen Kunstmarkt. Da haben wir einen Kaffee getrunken und mit Kuchen unser Frühstück nachgeholt.
Kuchen zum Frühstück ist eigentlich Mist, die Energie verpufft zu schnell, aber trotzdem hat er geschmeckt.
Weitere 20km weiter in Villach machten wir dann Mittag. Ein Salatteller tuts auch, sonst sitzt man hinterher so vollgefressen auf dem Rad und mag sich nicht mehr bewegen.
Nach Villach ging’s bergauf, nicht zu steil, aber stetig. Teilweise hat man die alten Landstrassen schmäler geschnitten und zu Radwegen umgewidmet. Mühe geben sie sich wirklich!
Bei Arnoldstein hielten wir noch einmal und tankten Radler alkoholfrei.
Danach aber ab nach Tarvisio. Die italienische Grenze war gleich erreicht und wir entschlossen uns, nicht den Pass zu fahren, sondern den Tunnel zu nutzen.
Danach folgten wir der alten Eisenbahnlinie im Kanaltal (Valcanale), die geteert ist. In Tarvisio versuchten wir uns einig zu werden, in welchem Hotel wir übernachten sollten. Kurzum, in gar keinem, weil wir nochmal weiter radelten bis Camporosso, wo wir eine edle B&B Bleibe fanden.
Abendessen? Gestrichen…
…aber die Aussicht war schön!
Tag 9: Tunnel- und Brückentag
11.06.2017: Camporosso-Zompitta / Reana de Rojale (92km/↑270hm/↓915hm)
Morgens um 9:00 nach gutem Frühstück weg. Es ging meist leicht bergab auf der alten Eisenbahnlinie mit ihren vielen Tunneln. So schafften wir in der ersten Stunde einen Schnitt über 32kmh.
In Venzone machten wir Pause bei einem Salat.
Dann weiter nach Buja.Es war aus mit der schönen Bahnlinie und irgendjemand fand wohl gefallen daran, die Schilder zu verdrehen? Eine Umleitung wollten wir nicht fahren, also nahmen wir teilweise die Bundesstrasse.
Irgendwann stießen wir auf Bewässerungskanäle. Da es eh sauheiß war, entschlossen wir uns zu einer Auszeit und kühlten unser Füße in dem kalten Wasser.
Dann wieder weiter, bis wir Buja erreichten. Dort gab es eine tolle Eisdiele, die wir natürlich besuchen mussten. Dort buchten wir übers Internet ein Zimmer in Zompitta, 17km weiter. Dort mussten wir hin radeln. Was wir nicht wussten war, dass Zompitta auf den einzigen Hügeln liegt, die es in der Gegend dort gibt. Also mussten wir auf diese Hochebene. Gott sei Dank trafen wir ein italienisches Ehepaar, von dem die Frau recht gut Deutsch sprach. Sie erklärte uns einen Weg, bei dem man möglichst wenig Steigungen fahren muss. Es war heiß und wir müde.
Einmal oben, ging es wieder recht kommod dahin…
Wir hatten uns einen Bauernhof ausgesucht, der außer einigen modernen Zimmern auch über ein kleines Wirtshaus verfügt, wo eigener Wein, Käse und Wurst verkauft wird.
Also tranken wir dort noch etwas (zu viel) Rotwein und aßen noch ein Platte mit Käse, Salami und Weißbrot.
Tag 10: Durch Friaul
12.06.2017: Zompitta–Grado (67km/↑78hm/↓244hm)
Obwohl wir von anderen Gästen vor dem Frühstück gewarnt wurden, hatten wir eins bestellt. Es war liebevoll gemacht und alles da, was man sich wünschen kann, einschließlich Kuchen und Joghurts. Jeder hat anscheinend andere Vorstellungen davon ,wie ein Frühstück sein sollte. Uns jedenfalls hat es geschmeckt und war reichlich. Wir sind um 8:45 los, nicht ohne vorher noch eine Flasch offenen Wein und Käse zu kaufen. Mein Flaschenhalter bekam die edle Aufgabe, den offnen Wein zu transportieren. Wir erreichten recht zügig Udine. Eine schöne Stadt.
Allerdings sind wir nicht die ausgeschilderte Zickzack-Strecke gefahren, sondern so, wie wir es in Südost-Europa gelernt haben: voll durch!
Als wir Udine hinter uns hatten, haben wir an einem Cafe gehalten um einen Cappuccino zu trinken. Dabei habe ich mir an einem vorstehenden Blech des Sonnenschutzes gleich einen Querscheitel gezogen.
…Wassersteigen war auch angesagt.
Nach einer Stunde ging es weiter. Erst durch Palmanova hindurch.
Beim Rausfahren warf es mir die Kette runter und zerstörte dabei den Chainglider. Hrrgttnchml! Dann gings zum Endspurt nach Grado. Durch einen kleinen Navigationsfehler gerieten wir auf eine neu gebaute Strasse. Im Expresstempo ging es auf heissen, weil noch recht dunklem, Teer dahin.
Dann jedoch kamen wir wieder auf Radwege, die recht gut zu fahren waren.
Monika war schon recht erschöpft und wollte doch tatsächlich kurz vor Grado schlapp machen. Wir musste neigentlich nur noch die 6km Damm hinter uns bringen. Also Hielt sich Monika an meiner Schulter fest und ich schaltete den Add-E ein. So zog ich sie ein ganzes Stück mit.
In Grado trafen wir auch wieder einige Radler, die wir schon unterwegs mehrmals getroffen hatten.
Nach einem Plausch ging es auf den Campingplatz. Wir fanden auch ein nettes Plätzchen, wo sonst niemand steht, aber Frechheit siegt. Aber Mann, sanitäre Anlagen dreckig, Duschen nur mit Coins, das Meer dreckig, neben den Toiletten Abfalleimer, also wird hier ohne Kläranlage ins Meer geschissen und laut ohne Ende. Das kenne ich aus Kroatien besser.
Deswegen fahren also die Italiener so gerne nach Istrien. Monika sagte zu mir, dass jemand schon verdammt beschissen wohnen müsse, um hier Urlaub zu machen. Eigentlich wollten wir zwei Tage bleiben, aber da war noch Gesprächsbedarf…
Tag 11: Pausentag
13.06.2017: Grado, Camping Al Bosco
Es ist nicht zu glauben, was sich die Leute alles einfallen lassen, um Lärm zu produzieren. Die ganze Nacht war von irgendwo Lärm und als der nachließ, brüllten die Heimkehrer diverser Kneipentouren am Strand. Naja, auch da war mal Ruhe, um dann Morgens um 6 wieder zu beginnen mit Radladern, die den ganzen Modder vom Strand schieben und hinter spanischen Wänden verstecken, mit jeder Art von LKWs, die durch den Platz fuhren, vermutlich wurde jedes Döschen Bier mit einem separaten LKW angeliefert, dann natürlich die Müllabfuhr, es fehlte nur noch das Grasmoped um die Ranken zu schneiden… möööp…slack…mööp…möööööp…slack… Der kommt heute bestimmt auch noch.
Ach ja, unsere Nachbarn von der anderen Strassenseite haben gemotzt, weil sie über unseren Platz eine Wäscheleine gespannt hatten und wir deren Handtücher ein wenig nach links gerückt haben. Die meinte doch tatsächlich, sie habe das Recht, einfach irgendwo ihre Wäscheleine zu spannen, weil das zwar nicht ihr Platz sei, sie den auch nicht bezahle, aber eben zuerst da war. Sowas von krank. Insofern verstehe ich die Österreicher gut, die die Deutschen Piefkinesen, Piefkes oder Sauschädln nennen. Unser anderer Nachbar lieh uns eine Kabeltrommel zum Aufladen unserer Powerpacks und Handys. So ist die Welt, der Eine meint, er sei der Einzige auf der Welt und wenn nicht, so doch der Wichtigste von allen, der Andere hat realisiert, dass ein Miteinander und Rücksicht das Leben leichter machen.
Nachmittags am Strand unter den Sonnenschirm. Das hier ist der Inbegriff des Touristenortes. Morgen sind wir hier weg! Für den Massentourismus sind wir wohl nicht mehr geeignet.
Tag 12: Entlang der italienischen Küste
14.06.2017: Grado-Lazaretto (68km/↑240hm/↓238hm)
Um kurz nach 8 ohne Frühstück los, es ging bis Monfalcone eben dahin. Es war schwül, so daß man schon in seiner eigenen Suppe stand, ohne sich bewegt zu haben.
In Monfalcone fanden wir ein Lokal, das schon offen war. Frühstück hatten die keines, aber einen Strudel gab es. Also frühstückten wir Cappuccino mit warmen Apfelstrudel. Danach ging es bergauf… länger bergauf!
In Duino tranken wir nochmals Cappuccino. Bis nach Triest ging es noch einige Male rauf, runter und durch den einen oder anderen Tunnel. Leider hatten wir uns Feuchtigkeit in der Kamera eingefangen, so dass wir davon keine brauchbare Bilder haben. Also muss eben der Text herhalten…
Am Beginn von Triest gab es eine Pause in einem Strandcafe. Der Stuhl, auf dem ich saß, war wohl schon älter, sodaß er beschloss, nach einer halben Stunde, die ich dort saß, seinen Dienst einzustellen. Das Schlimme ist, wenn man merkt, dass der Stuhl hinten nachgibt, hat man keine Chance mehr, die unvermeidliche Rolle Rückwarts zu verhindern.
Das Positive ist, Monikas Stimmung war schlag artig besser, ja, sie hatte direkt Anfälle von Humor… Es freut mich, einem Menschen geholfen zu haben. Sie hätte es sicher auch noch bei Youtube eingestellt, wenn sie mein Verschwinden hinter der Tischkante gefilmt hätte. Ha-ha-ha…
Ursprünglich wollten wir der Küste bis nach Pula folgen. Aber wir haben unterwegs mehrfach von der Parenzana gehört, eine alte Eisenbahntrasse, die von Triest bis nach Porec (Parenzo) führt und ursprünglich sogar bis Kanfanar (Canfanaro) gehen sollte. Deswegen war das Kurzzeichen TPC für Triest-Parenzo-Canfanaro. Sie ist heute von Muggia bei Triest bis nach Porec (Parenzo) als Radweg ausgebaut. In Slovenien komplett asphaltiert, in Kroatien eher was für MTB-Fahrer. Wir hatten kurzfristig beschlossen, die Route der Parenzana zu nehmen.
Irgendwann jedenfalls war in Triest Muggia angeschrieben und auch die Parenzana. In Muggia war ein Campingplatz ausgewiesen. Gut so, den nehmen wir. Dummerweise war der einige Kilometer hinter Muggia, in Lazaretto, natürlich entgegengesetzt zum Einstieg in die Parenzana. Wir haben noch einen offenen Supermarkt gefunden und unser Abendessen eingekauft.
Als ich so auf Monika wartete, warf ich einen genauen Blick auf Monikas Vorderrad. Da fiel mir dann auf, dass ihr Reifen in den Profilrillen reisst. Ist jetzt keine große Sache, aber der Reifen ghört im Winter weg!
Wir jedenfalls finden den Campingplatz und rein in die Einfahrt. Plötzlich wurde alles hektisch, Soldaten tauchten auf, waren nervös und einer wagte sich auf Rufweite an uns heran. Wir waren also in einen Marinestützpunkt geradelt. Die hatten natürlich Bedenken, dass da gerade zwei Idioten ihre Räder mit TNT vollgepackt haben und die italienische Marine vernichtend schlagen wollten. Naja, nach Klärung der Sachlage erklärte er uns freundlich, wo der Campingplatz ist. Wir waren lediglich eine Abfahrt zu früh. Hätte echt dumm ausgehen können!
Der Campingplatz ist ok und sauber, die Wiese allerdings knochenhart und für Zelte wenig geeignet…
Morgen soll es früh losgehen.
Tag 13: Auf der Parenzana
15.06.2016: Lazaretto-Groznjan (56km/↑670hm/↓432hm)
Um 8 morgens los. Gleich nach Lazaretto kommt die Grenze nach Slovenien. Wir folgten erst der Strasse, dann der Parenzana nach Koper (Capodistria).
In Slovenien ist Radfahren ganz entspannt und scheint Volkssport zu sein. Nach Koper ging es erst die Küste entlang.
Es ging dann mehr in die Höhe, es kam auch ein Tunnel.
Ein Infotafel weist auf die Parenzana hin.
Dann schraubten wir uns nochmal höher, um einen 500m langen Tunnel zu durchfahren.
Kurz drauf wieder runter auf Meereshöhe um anschließend über einen recht steilen Berg zu fahren. Von dort aus kann man die ganze Bucht mit den Salinen überblicken. Wir werden diese Bucht umrunden.
Aber zuerst wieder runter auf Meereshöhe zur Grenze nach Kroatien. Gleich nach der Grenze geht es nur noch auf Feldwegen, Radweg wäre geprahlt, weiter.
Wir schrauben uns auf istrianischen Felsen-und Schotterwegen in Serpentinen nach oben. Belohnung waren die unheimlich vielen bunten Schmetterlinge aller Farben und Größen, auch konnte man die Bucht nochmals, diesmal vom der anderen Seite überblicken.
Wenn man denkt, man ist oben, stellt man fest, dass das noch höher geht.
Monika fand einen Geldbeutel mit Geld, Ausweisen und diversen anderen Papieren drin. Es war halbwegs zusammenzureimen, wo die betreffende Person, eine Österreicherin, Urlaub macht. Allerdings war das nicht auf unserer Strecke und in Istrien kann man nicht mal eben mit dem Fahrrad 30 km Umweg fahren. An einer Strasse kam ein junges österreichisches Pärchen mit dem Auto. Monika hielt sie auf und sie erklärten sich bereit, nach Umag zu fahren und dort den Geldbeutel abzugeben.
Wir setzten unser Fahrt fort und fahren bis Buje hoch. Leider hatten hier Donnerstag nachmittags die Geschäfte zu. Wir konnten unsere Wasservorräte nicht aufstocken.
Also weiter nach Groznjan. Zwischen Buje und Groznjan liegen nochmals 170 Höhenmeter. Die Hitze war unerträglich und der Durst gab uns den Rest. In Groznjan angekommen, sind wir erst einmal zum öffentlichen Brunnen. Ich glaube, ich hätte da auch getrunken, wenn links und rechts ein Pferd gesoffen hätte…
Dann suchten wir uns ein Lokal und aßen gegrillte Calamari. Beim Essen schnell ein Zimmer per Internet gebucht.
Der Besitzer von Apartments Smile sprach Deutsch und im Apartment waren ein paar Kleinigkeiten und Milch im Kühlschrank, falls man ankommt und nichts hat. Die Räder kann man wegschließen.
Der Hausherr brachte mir auch ein Bier. Ich erkannte gleich: Das ist Jelen Pivo, ein serbischen Bier, eher unüblich in Kroatien…
Ich kannte es von unsereren Serbien-Fahrten, ja wir waren vor ein paar Jahren sogar in Apatin, wo das Bier gebraut wird.
Tag 14: Höhenmeter werden bezahlt mit Entfernungskilometern
16.06.2017: Groznjan-Okreti / Kanfanar (50km/↑668hm/↓759hm)
Um 8:30 erst los, weil wir noch eine interessante Unterhaltung über Gott und die Welt mit dem Zimmerwirt hatten. Natürlich ohne Frühstück. Nochmal Wasser am Brunnen geholt…
…und die Aussicht nochmal genossen.
Es gab drei Wege weg von Groznjan:
- einen falschen
- einen ganz falschen
- einen, den man besser nicht genommen hätte
Wir wählten den Dritten!
So kam es, das wir den kürzesten und sinnvollsten Weg ins Mirnatal nahmen. Also 300 Höhenmeter auf Schotterpiste rasch nach unten.
Wir hätten auch anders, also so rund 20km Umweg fahren können, so aber waren wir schnell unten, dafür eingestaubt von oben bis unten.
Auf der anderen Talseite ging es wieder an die 300 Höhenmeter nach oben. Oben angekommen konnten wir weit weg Motovun ausmachen.
Wir beschlossen, möglichst weit oben Richtung Pula zu radeln. Aber auch wenn es oben war, hinderte es den Herrgott nicht, uns nicht noch ein paar Berge und Täler in den Weg zu stellen. Den Limskikanal können wir eh nicht umgehen, also entschieden wir uns über die Strecke von Sveti Lovrec über die verlassene Stadt Dvigrad nach Kanfanar.
Also zuerst die Landstrasse entlang nach Sveti Lovrec. Dort gab es dann noch einen Kaffee und wir schrieben Postkarten, da dort auch eine Post war, wo wir sie aufgeben konnten.
Nun ging es über die Dörfer… wenn man das überhaupt als Dörfer bezeichnen kann. Aber die Strecke kannte ich schon, die waren wir im letzten Herbsturlaub schon dreimal geradelt.
Ab und zu hatten wir auch mal einen Blick auf die kleinere Dinge in der Natur…
Nun aber nach Kanfanar! Ratsch… und schon wird der Höhenmesser um weitere 200 nach oben zählen.
Von hier oben war Dvigrad, die verlassene Stadt gut zu sehen. Hier kam auch mal unser Fernrohr zum Einsatz!
Zuerst aber mussten wir bis zum Talgrund, wo eine Kirche mit Friedhof steht, runter, um dann wieder auf der anderen Seite hochzufahren…
Bei Dvigrad machten wir („Mittelstation“) um 16:30 Pause an einem Imbiss und es gab Calamari. Das Frühstück, das kommt gewiss und wenn’s auch erst am Abend ist.
Danach noch den restlichen Berg nach Kanfanar (Canfanaro) hoch. Dort tranken wir einen Kaffee und buchten ein Appartement in Okreti, einem Ortsteil von Kanfanar.
Der Besitzer war zuerst wenig erfreut, weil die Vorlaufzeit recht kurz war, aber das Zimmer war in Ordnung und es war herrleich ruhig. Kein Lärm, nur die Vögel hörte man singen.
Tag 15: Auf der Touristeneinflugschneise (Mautprellerroute)
17.06.2017: Okreti-Medulin (51km/↑223hm/↓421hm)
Wir hatten uns entschlossen, auf der Landstrasse nach Pula zu radeln. Ausweichstrecken gab es kaum und wenn dann nur mit erheblichen Steigungen. Also wir ganz entspannt los. Der Verkehr war allerdings heftig. Viele davon, weil ihnen die paar Euro Maut zu viel sind.
Mit der Ruhe oben auf dem Bild war’s schnell vorbei, nur eine halbe Stunde nach dem Photo fing es so richtig an, die Touristen knatterten und ratterten Richtung Süden, die anderen fuhren heim, denn in Bayern waren die Pfingstferien zu Ende.
Unter Anderem stellten wir auch fest: A…löcher, die meinen, trotz ausreichendem Platz möglichst dicht an einem Radler vorbeifahren zu müssen, gibt es unter allen Nationen. So auch hier, ob Deutsche, Österreicher oder Kroaten, es gibt immer welche, die sich fair verhalten und welche, die nicht. Besonders aufgefallen ist mir eine Augsburger Pickup-Schlampenschlepper mit V8 Dieselnebler und dessen Kumpel, auch aus Augsburg, mit Großraumlimousine, der ihm in 3 Meter Abstand am Arsch klebte.
Kurz vor Pula gab es ein Gelände, wo gezeigt wurde, wie diese traditionellen Steinhütten gebaut werden. Das wollten wir natürlich ansehen.
Auf nachfolgendem Bild kann man 3 Baustadien sehen. Es wird keine Mörtel oder Zement verwenden, die Hütten sind reiner Trockenbau!
Solte ich jemals daran gedacht haben, so etwas haben zu wollen, beim Verlassen deuchte mir: „…so wird das nix!“ Kurzum, zu klein für mich!
In Pula war der Verkehr laut und südländisch, kurzum absolut spassbefreit für meine Ohren. Trotzdem ist es eine schöne Stadt.
Gott sei Dank waren wir irgendwann durch und wir machten an einer schattigen Bank Pause.
Am Ortsanfang von Medulin gingen wir in ein Restaurant. Wir hatten definitiv Hunger. Und was gab es natürlich?
Richtig, gegrillte Calamaris. Im Nachhinein sind Monika und ich uns einig, dass dies die besten Calamaris waren, die wir im ganzen Urlaub gegessen haben!
Nach dem Essen sind wir nach Kazela Camping, auf den FKK-Teil. Der glänzt durch wenig Schatten, einen etwas schwer zugänglichen Strand, aber dafür mit wunderbar sauberen Wasser und eine himmlische Ruhe. Hier werden wir nun ein paar Tage entspannen.
Tag 16 bis 18: Erholung am Meer
18.06.-20.06.2017: Medulin
Wir hatte nein paar Tage Zeit und so entspannten wir uns ein wenig. Ein paarmal am Tag ins Wasser, ansonsten rumdösen.
Unser Rückflug würde am 23.06 sein, also scouteten wir dem Weg zum Flugplatz aus, der rund 20km weg war.
Man glaubt es nicht, hinter den 38 Kilometern haben sich 315 Höhenmeter versteckt!
Auch sahen wir uns die Verhältnisse am Flugplatz an, um nicht später mit vollbepackten Rädern darin rumzuirren. Aber alles im grünen Bereich.
Auch buchten wir für 2 Nächte eine Unterkunft nahe am Flugplatz, damit wir unseren Kram zum Fliegen umpacken können, ohne danach noch weit mit diesen Paketen Radfahren zu müssen.
Wieder zurück in Medulin kauften wir in einem Baumarkt ein wenig Verpackungsmaterial für unsere Räder.
Tag 19 und 20: Reisevorbereitungen
21.06.-22.06.2017: Medulin-Valtura (16km/↑277hm/↓110hm)
Mittags verliessen wir den Campingplatz und radelten nach Valtura. Es waren zwar nur 16 Kilometer, aber doch 277 Höhenmeter.
In Valtura hatten wir, unweit von Flugplatz unser Apartment gebucht.
Es war sehr nett eingerichtet und es waren auch ein paar Kleinigkeiten im Kühlschrank einschließlich selbstgemachten Kuchens.
Wir waren irgendwie fertig, also machten wir… gar nichts mehr an diesem Tag.
Am nächsten Tag verpackten wir unseren Kram „flugzeugkompatibel“. So wurde die Rolltache von vorne mein Handgepäck. Die zwei kleineren Fahrradtaschen wurden zusammengefaltet. So machte ich ein großes Gepäckstück aus den zwei großen Fahradtaschen und dem Zelt. Das ganze wurde mit Folie umwickelt und mit Verpackungsband verklebt.
Monika mache das gleiche mit drei Radtaschen und die Vierte wurde ihr Handgepäck und fertig war der Lack!
Zuerst hatten wir noch vorgehabt, nach Premantura zu radeln, aber es war uns dann einfach zu heiß für einer 40km Nachmittagstrip.
Tag 21: Heimreise
23.06.2017: Valtura-Neustadt
Die Heimreise war kurz und schmerzlos. Wir waren rechtzeitig am Flughafen und wickelten unsere Fahrrad in Plane. Das ganze Gepäck gaben problemlos auf, auch die Gewichte stimmten.
Der Flug selbst dauerte nur eine gute Stunde, dann waren wir um kurz nach 13.00 schon in München. Vom Flughafen dort ging es per S-Bahn zum Hauptbahnhof und von dort per Bundesbahn nach Ingolstadt.
Den Rest erledigte Agilis in gewohnt unkomplizierter Manier im Regionalverkehr.
Um 18:00 waren wir zu Hause.
Fazit:
Die Reise war nicht so der Bringer. Nein, alles war schon i.O., nichts zu meckern, selbst der Rahmenbruch konnte die Laune nicht verderben. Aber wir haben schon ganz andere Strecken gemeistert. Ich verstehe nicht, warum andere so ein Faß aufmachen, wegen einer Alpenüberquerung?
Einmal waren die Höhenmeter in den Alpen harmloser als die in Istrien und verglichen mit den Touren, die wir in den Vorjahren gemacht haben, war es ein Spaziergang.
Wir haben dabei folgende Höhenmeter und Entfernung zurückgelegt:
Neustadt bis Salzburg: (212km/↑1435hm/↓1398hm/ 3 Fahrtage)
Man glaubt es nicht, aber es verstecken sich in Niederbayern doch einige Höhenmeter.
Salzburg bis Grado (Alpe Adria): (359km/↑1703hm/↓2698hm/ 5 Fahrtage)
Der Unterschied von ca. 1000 Höhenmetern zwischen bergauf und bergab ist in dem Rahmenschaden begründet. Wir haben da mit dem Zug die Strecke Schwarzach bis Mallnitz abgekürzt, um den Zeitverlust durch die Austauschaktion wieder reinzuholen.
Grado bis Pula: (225km/↑1801hm/↓1850hm/ 3 Fahrtage)
Ja wer hätte das gedacht, dass man von Grado bis nach Pula nochmals soviel Höhenmeter zusammenbekommt. Ja, hätten wir Groznjan ausgelassen und wären, wie ursprünglich geplant nur an der Küste entlanggefahren, dann wären ca 600 Höhenmeter zu sparen gewesen, aber Groznjan war es echt wert!
Istrien Lokalrunden: (54km/↑592hm/↓425hm/ 0,5 Fahrtage)
Das waren die Erkundungsfahrt und die Fahrt zum Flughafen.
Insgesamt ergeben sich folgende Werte:
- Gesamtfahrleistung: 850km
- Höhenmeter bergauf: 5531
- Höhenmeter bergab: 6371
Trotzdem: Irgendwie hat uns das nicht ganz befriedigt, hatten wir im Jahr davor in Frankreich doch immerhin 1700km und über 8000 Höhenmeter in nur einer Woche mehr zurückgelegt!
Die nächste Tour sollte wieder ein wenig mehr Herausforderung darstellen.