Red' nicht, tu es!

Ein Kommentar zu Vanlifern und Eigenbau

Also Leute, ich blättere gerne mal in diversen Online-Handelsplattformen rum und sehe mir Wohnmobile an.

In der Regel gefiltert nach <10000€. Dann natürlich getrennt nach Kastenwagen, Alkoven und Teilintegrierte. Vollintegrierte interessieren mit gar nicht, schaue ich auch nicht an. Die Dinger empfinde ich in der Regel als hässlich, wie die Nacht finster.

Auch lese ich ab und an so Vanlifer-Seiten von Leuten, die immer wieder mal meinen, das Wohnmobil neu erfunden zu haben und es gleich besser bauen zu können, oder ich sehe mir so manches „Projekt“ in Youtube an.

Ich erdreiste mich jetzt hier mal einige Dinge aufzulisten und kommentieren, die mir so aufgefallen sind.

Vanlifer…

  1. Toiletten:
    • Vanlifer lieben Trockentrenntoiletten. Leider ist es so, dass nicht wenige Zeitgenossen meinen, gesammelter Mist in den Wald gekippt, ist weniger schlimm, als reingeschissen.
    • Die meisten Abfallverordnungen verbieten die Entsorgung von Fäkalien im Hausmüll. TTT-Mist gehört dazu. Aber auch im Biomüll ist es, aus gutem Grund verboten, menschliche Exkremente zu entsorgen. Kurzum, wer verantwortlich mit einer TTT umgeht, müsste seine Reste zu Hause entsorgen oder in Toiletten, nicht an Raststätten-Restmülltonnen o.ä.
    • Da aber dies trotzdem passiert, stelle ich den Umweltgedanken in Abrede, denn Restmüll wird verbrannt und benötigt dazu Energie.
    • Wollte jemand wirklich etwas für die Umwelt tun, würde er in die sog. „Chemietoilette“ z.B. Ammovit kippen, kombiniert mit einer SOG-Anlage, und die Fäkalien würden ganz chemiefrei zersetzt und gefahrlos in normalen Toiletten zu entsorgen, da sie keine Kläranlagen o.ä. schädigen. (Das Problem dabei ist, wenn jemand einen mit einem WC-Tank laufen sieht, grundsätzlich davon ausgegangen wird, dass er auch Chemie enthält.)
  2. Der Ausbau:
    • Vanlifer halten sich für Individualisten und bauen gerne ihre Kiste (Kastenwagen) selbst aus. Deswegen sehen die auch immer aus, wie eine Bausatz-Sauna. Individualkonformismus?
    • Oder nach Dachlatten mit Sperrholz und wenn das zu teuer war, dann eben Spanplatten und Spax. Gerne auch ohne Farbe oder Lasur.
    • Wenn sie die Kiste dann irgendwann verkaufen wollen, glauben sie, sie hätten das Huhn, das goldene Eier legt, obwohl man schon beim Reingucken in das Fliwatüt Augenkrebs kriegt.
    • Nun, da sie beim Bauen meist nicht so aufs Gewicht achten oder vorher vielleicht mal nachrechnen, sind die Kisten gerne einfach mal zu schwer. Die mögliche Zuladung ist dann nicht groß und wer 100 Liter Wasser mit nehmen will (reicht bei 2 Personen für 6 Tage Körperpflege, Essen, Trinken und Abspülen etc.), der sollte bedenken, dass dies weitere 100kg sind.
    • Und Abwassertank? Gibt es da sowas oder steht da nur ein 10 Liter Abwasserkanister unter der Spüle, der in einem wohlgeübten Ritual vor jeder Abfahrt in die Büsche gekippt wird? Mit allen darin enthaltenen Detergentien.
    • Eine Dusche ist offenbar überbewertet, geduscht wird im Freien – Duschgel und Seifenwasser in die Pampa?
    • Und wenn die Verbindungen der Schränke nicht geleimt sind, dann fangen sie gerade bei Kastenwägen gern an zu knarzen. Früher oder später, aber fast immer mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit.
    • Von Dampfsperre und richtiger Isolierung ganz zu schweigen, was aber die meisten bei dem geplantem Vanlive im europäischen Süden für überbewertet halten. Im günstigsten Fall ist die Kiste kälter, als man glaubte, was man meist mit Diesel gegenheizen muss, oder es fängt an zu Morcheln und am Ende wird nur die braune Pest gefüttert.
  3. Das Basisfahrzeug:
    • Vanlifer geben tendenziell nicht so gern viel Geld für das Basisfahrzeug aus. Also wird es gebraucht gekauft, gerne ältere Firmenwagen und Baustellenhuren. Gebraucht heisst, irgendjemand will das nicht mehr haben und es gibt meist einen Grund dafür.
    • Man kann natürlich einen Polensprinter mit 300.000km kaufen. Aber man sollte eben wissen, dass es Gründe gibt, warum Firmen ihre Flotte beizeiten erneuern. Daran, dass sie zuviel Geld haben, liegt es in der Regel nicht. Also trau, schau, wem und vor allem …warum verkauft er!
    • Die örtliche Handwerkermeister-Schaukel, oft wenig Kilometer drauf, sieht furchtbar aus, ist aber alt und deshalb günstig. Dass dort die Motoren oft nie warm gefahren wurden, sollte man wissen, ein neuer Turbo, ein neuer AdBlu-Tank oder ein AGR nebst Partikelfilter sind bei höherer Belastung schneller fällig, als man glaubt. Und ein Van wird belastet, er wird ständig an der Gewichtsgrenze gefahren. Was sind schon Maler Klecksels 5 Eimer mit Farbe gegen Ausbau mit allem, was schwer ist.
    • Kauft man dagegen einen jungen Kilometertoten, also nicht alt, aber mit viel Kilometern, ist weniger Übles vom Motor zu erwarten, als eher vom Fahrwerk, Bremsen, Antriebsstrang. Mir persönlich erscheint ein neueres Kilometerfahrzeug attraktiver als eine alte Handwerkerhure, bei der Öl nur dann gewechselt wurde, wenn er grad in der Werkstatt war, weil irgendwas kaputt war. Egal, die Vanlifer werden das schon machen, jeder muss wissen, welchen Tod er wählt.
  4. Elektrik:
    • Nun ist die Kiste da und dann wird losgezimmert. Von Strom keine Ahnung, aber verdrahtet mit allem, was in die Hände fällt, ohne Hintergrundwissen verschiedene Teillösungen aus dem Internet neu kombiniert und zum Schluß gewundert, warum der Akku nicht richtig lädt oder die Trumaheizung wegen Spannungspitzen durch eine laienhafte PV-Verschaltung eine neue Elektronik braucht.
    • Dass es verschiedene Ladekennlinien je nach Batterietyp gibt, scheint auch nicht Allgemeinwissen zu sein und wenn dann der teure MaxxFan abraucht, weil der nur 12V verträgt und keine 14V aus einer LifePo, dann taucht die Frage mitleidsheischend in diversen Forun auf. Der geduldige Leser erfährt dann, dass man einen MaxxFan grundsätzlich mit Spannungsbegrenzer einbauen sollte. Eigentlich hätte man es vorher wissen können, wenn man gewusst hätte, welche Spannungen überhaupt in seiner Kiste so rumgeistern. Oder wenn man nicht nur Artikel von Dilettanten für Dilettanten liest, sondern auch mal tief in die Materie eintaucht. Oder aber: Gelbe Seiten!
    • Dass es Regeln für Fahrzeugelektrik gibt und die nicht umsonst existieren, scheint vielen nicht bewusst. Das fängt mit den richtigen Klemmen an, geht über richtigen Kabel und endet bei der Absicherung.
  5. Heizung:
    • Diesel ist das Wort der Stunde. Unabhängig von Gas und einfach. Natürlich, wer mal versucht hat, in Spanien eine deutsche Gasflasche gefüllt zu kriegen, kann Bücher darüber schreiben. Also wird es dann eine Dieselheizung. Diesel gibt es überall und man braucht kein Gas, außer zum Kochen und selbst das kann man mit einen Dieselkocher machen: Webasto bietet für schlappe 1800 Ocken einen Glaskeramikkocher an, der mit Diesel betrieben wird. Aber da sind wir wieder beim Geldproblem.
    • Jedenfalls will man in die Natur und baut dann eine Dieselheizung ein. Also eine Heizung, die am wenigsten umweltfreundlich ist. Selbst ein alter Holzofen wäre sauberer und sogar regenerativ.
    • Diese Dieselheizung jedenfalls wird dann gerne ganz günstig aus Sapetukonesien beim Chinesen des Vertrauens besorgt, von Zulassung keine Spur und von einer Garantie, dass Abgas und erwärmte Luft auch nach Holperstrecken und Wartungsmangel immer noch schön nach innen/außen getrennt bleiben, ganz abgesehen. Es gibt Gründe, warum eine Dieselheizung ein Mehrfaches eines Chinaböllers kostet. Zumindest, wenn das e-Prüfzeichen nicht nur aufgemalt ist. Und das sie von Gesetzes wegen alle 10 ‚Jahren erneuert werden muss, weiß auch keiner!
    • Übrigens: auch die Chinesen bauen gute Dieselheizungen. Die gibt es aber nicht für 79€ im… „1000 und eine Nacht-Shop“, zumindest nicht, wenn man nicht genau liest und aufpasst.
    • Dass sie nebenbei auch mal schnell morchelt, als wenn Dachpappe verbrannt wird und dass man dafür auch mal Ersatzteile braucht, wird gern verdrängt.
  6. Nun, alles fertig? Los geht’s!
    • Irgendwann ist alles zusammen, die Wohnung gekündigt, das alte Kinderzimmer in der Wohnung der Eltern mit dem ganzen restlichen Prüll vollgestopft und dann wird zum Selbstfindungstrip losgetuckert.
    • Am besten dann mit Park4Night Empfehlungen um selbst die geduldigsten Anwohner irgendwelcher Hotspots so sauer zu machen, dass es bald überall verboten sein wird, zu stehen.
    • Einige Länder haben schon Konsequenzen gezogen und Verbote geschaffen. Nicht wegen ein paar Vanlifern, sondern wegen Scharen von Vanlifern, die zwar gerne umsonst stehen, aber ansonsten der lokalen Wirtschaft nichts hinterlassen, außer Abfall (wie war das mit der TTT?), Dreck und Lärm.
    • Mein Tip: Wer einen schönen Platz gefunden hat und will, dass er schön bleibt, publiziert ihn nicht in Park4Night, denn dann ist der Platz verbrannt!
    • Übrigens: Die meisten Vanlifer-Photos von einsamen Plätzen sind gelogen. Da muss man teilweise erst eine halbe Stunde in der Schlage stehen, um ein Photo machen zu können. Und jeder der täglich Tausend photoaffinen Vanlifern kotzt es dann Abends als „hochexklusiv“ in die Welt und verkauft es seien Followern als einsamen Spot. Die Menschheit will betrogen sein. Immerhin muss man ja die nächste Generation anfüttern, die einem dann später den eigenen Vanlifer-Krempel abkauft und selbst losziehen will. Es gleicht einem perpetuierlichen Prozess.
  7. Das Ende der Vanlifer-Phase:
    • Es wird bemerkt, dass ein Van ohne Bad auch nicht der Weisheit letzter Schluss ist, dass Duschen im Freien die ganzen schönen Segnungen der Duschschampoo-Industrie auch ins Grundwasser gelangen lässt und es bei 10° und Windstärke 6 auch nicht lustig ist.
    • Es wird festgestellt, dass das komplette Abwenden von bewährten Grundrissen bei Wohnmobilen bisher offenbar noch keine wirklichen Verbesserungen hervorgebracht hat und es wird festgestellt, dass es mit zwei Personen auf 8qm, von denen schon 4 qm Bett sind, bei 4 Wochen Regen und Kälte recht schnell an die „du nervst“-Grenze geht.
    • Nebenbei hat man gemerkt, dass es in Spanien im Winter auch ganz unangenehm kühl sein kann.
    • Dann wird heimgetuckert, werbe- und publikumswirksam ein Grund konstruiert, warum man gezwungen sei, das Vanlifer-Leben aufzugeben, obwohl es doch so toll ist.
  8. Zurück zu Hause:
    • Es wird dann versucht, die Topf für die Follower noch ein wenig am köcheln zu halten, wahlweise mit Vertical Gardenening, Handlungsanweisungen zur Herstellung von Kompost aus einer TTT (Tomatenzucht auf der eigenen Scheisse) oder aber durch den Verkauf diverser Vanlifer-Devotionalien.
    • Ganz Umtriebige machen dann jährlich noch werbewirksam eine Vanlifer-Gedächtnisfahrt mit Gleichgesinnten an den Hintersteiner See mit Ausbildung zum Vanlifer-Pro inkl. Urkunde für satte 170 Ocken. So schließt sich der Kreis und neue Vanlifer werden angefüttert, mit ach so tollen Erzählung der alltäglichen Banalitäten des Vanliferlebens, denen die Follower mit erstaunt offenen Mund sabbernd lauschen.
    • Die ganz guten Ehemaligen schreiben noch ein Buch, Titel „Unter Vanlifern“ oder „Wir Kinder des Van-Zirkus“
    • Die Bastelkiste soll dann auch verkauft werden und es geht vielgereisten dem Kandidaten gar nicht ein, warum er nicht mal das halbe Geld, was er reingesteckt hat, wiederbekommt. Ich persönlich klicke bei Onlinemärkten sofort weg, wenn ein Bild vom Innenausbau kommt im Saunadesign, alles vergriebelt und angetackert. Es gibt Leute, die stehen darauf. Wenn wenigtens die Nägel, mit denen innen der Pressspanschrank hingenagelt wurde, außen am Blech umgehauen wurden, geht’s TÜV-mäßig ja noch. Aber die Abdichtung mit Sika nicht vergessen! 😉

Das war’s mal zu den Vanlifern. Ja, es gibt verantwortungsvolle Vanlifer und vermutlich ist das die Mehrzahl. Aber viele stellen eben nach einer Weile fest, dass es auch nervig ist, jede Woche drei Videos abzuliefern, damit man etwas zum Leben verdient. Vor allem sind irgendwann die Themen ausgelutscht, die Tipseiten vermehren sich pestilenzartig und die Videos voller Banalitäten repetieren nur das, was die 27000 Vorgänger auch schon gepostet, gefilmt, gezeigt und erzählt hatten, nur in anderer Farbe.

Und bitte… nein, ich habe nichts gegen Vanlifer, wer das machen will, soll das machen. Aber wenn schon, dann bitte in einem sozialkompatiblen Rahmen und passend zur Location, an der man gerade ist. Ein Womo auf einem Strand tut meist nicht weh, wenn aber dort immer mehr stehen, wird es verboten. So geschehen in Portugal.

Und… mal ehrlich, was soll das mit Individualität und so, wenn am Ende doch wieder 100 Individualisten sich die Füße an einer Location platt treten, um eines von den 100 „einmaligen“ Fotos an einer einsamen Location zu machen und anschließend „exklusiv“ zu veröffentlichen?

Wo bleibt vor lauter Photos machen denn der persönliche Genuss? Wird dann am Abend vor dem Schlafen beim Bloggen erst angesehen, wo man am Tag war? Die meisten haben die Locations, an denen sie gerade sind, doch gar nicht ohne Smartphone-Rahmen gesehen. Sonst wäre ja die Illusion kaputt.

Genug jetzt, ich würde trotzdem ein Bier mit einem Vanlifer trinken, wenn ich einen träfe.

…Schrottrecycler…

Ich habe neulich auf YouTube ein Video gesehen, in dem eine unbedarfte Dame eine halbtote Wohnmobilleiche gekauft und „restauriert“ hat. In ihrem Fall scheint das Grundfahrzeug sogar noch recht gut in Schuss gewesen zu sein. Aber der Rest…

Nun, kann man machen, auch ich ertappe mich manchmal bei solchen Gedanken.

Aber man sollte ein paar Sachen vorher bedenken. So ist es in der Regel Fakt, wenn ein Händler oder Besitzer ein Fahrzeug nicht mehr herrichten will, dass die Schäden ein wirtschaftlich nicht vertretbares Maß überschritten haben oder aber technisch schwer zu beherrschende Probleme beherbergen. Fangen wir mal lose und locker an…

  1. Undichter Aufbau. Davon gibt es mehrere Spielarten und Ausprägungen. Man sollte sich eben vorher gewahr sein, dass es kompliziert werden könnte.
    • Aufbau aus Alu, Holz und Styropor. Nun, das Holz trägt, das Alu dichtet ab und das Styropor zieht das Wasser… nein sorry… isoliert. (kleiner Sch[m]erz am Rande)
      • Nun, alle Verbindungsstellen des Alus, oder wenn auch GFK-Teile dabei sind, müssen abgedichtet sein. Das wird mit dauerelastischen Dichtmitteln gemacht. Die können altern, hart werden etc. etc. Beim Fahren befindet sich der ganze Aufbau ständig in Bewegung, wird verdreht, gestaucht, gestreckt, verzogen, verbogen, gedrückt und vibriert. Hinterher geht alles meist in die Ursprungslage zurück. Das wird von diesen elastischen Dichtmitteln aufgefangen. Hat man nun eine undichte Stelle am Dach, die eindeutig zu lokalisieren ist und die Kiste ist alt, dann haut man ein Butyldichtband drauf und die Restlebensdauer dürfte gesichert sein. Sieht nicht schön aus, hilft aber. Reparaturkosten 10 Euro.
      • Leider ist es aber so, das eindringendes Wasser nicht nur nass macht, sondern Holz zum Faulen bringt. Das Holz, wir erinnern uns, stellt eigentlich den Großteil des Tragwerks dar. Ohne Holzleisten und Kanthölzern in den Wänden wäre es nur ein Kartenhaus. Ist dieses Holz vergammelt, dann ist die Stabilität raus und es gleicht tatsächlich einem Kartenhaus.
      • Zu allen Überfluss neigt Styropor dazu, Wasser zu speichern. Es versorgt also in Falle einer Unrichtigkeit das umliegende Holztragwerk mit gleichmäßiger Feuchtigkeit, damit es schneller gammeln kann. Passiert zum Beispiel gerne um die Fenster herum. Die fallen dann irgendwann recht unvermutet raus.
      • Also, im Falle eines größeren Schadens mit Wassereinbruch davon ausgehen, dass der nicht neu ist, sondern schon ein ganze Weile vor sich hin morchelt und Ausmaße hat, die das Sichtbare um ein Vielfaches übertreffen.
      • Dann sollte man erst einmal die Unterkonstruktion wieder in Ordnung bringen. Und man kann nicht einfach, wie die oben schon genannte Dame, so ein Kantholz einfach absägen und den vergammelten Teil ersetzen, sondern sollte schon zusehen, dass die Verbindung zum verbleibenden Bestand auch wieder Last aufnehmen kann. Dann kann man die Außenhaut wieder abdichten und innen eine neue Wandvertäfelung einziehen. Das Styropor sollten, wenn man es schon offen hat, dort durch geschlossen-porige Isoliermaterialien ersetzt werden, die kein Wasser mehr aufnehmen können.
      • All das Gesagte ist auch auf den Boden anwendbar, wenn dieser einen Wasserschaden hat. Das kommt aber meist von innen durch undichte Leitungen oder Kondenswasser aus dem Kühlschrank. (Schon mal geguckt, wo der Ablauf des Kondenswassers endet?)
      • Vielleicht wird jetzt klar, warum Profis hier recht schnell bei solchen Schäden einen Dummen… sorry… Unbedarften suchen und oft genug auch finden, dessen Ego jedenfalls groß genug ist, solche Mamutaufgaben in Eigenleistung zu reparieren. Wäre der Preisabschlag wenigstens dem Schadensumfang angemessen, wäre es ja noch i.O., aber meist reicht der Nachlass nicht mal für die vermuteten Materialkosten, was die Sache für die Verkäufer attraktiv macht.
      • Bei Privatverkäufern steht dann oft recht banal, dies und jenes sei defekt und für jemand, der sich auskennt doch leicht zu reparieren. Die eigentliche Fehleinschätzung des Käufers beginnt damit, dass er sich für jemanden hält, der sich auskennt! Würde er sich wirklich auskennen, ließe er jedoch die Finger weg!
      • Und wenn man bei einer Restauration gleich ganze Innenwände weglässt (wie die Eingangs genannte Dame), es lebe die neue Offenheit, sollte man sich vergegenwärtigen, dass die Innenwände meist auch eine Tragfunktion erfüllen. Fehlen sie, trägt das Dach nicht mehr in vollem Umfang, was bei Dachlast problematisch und bei Schneelast schnell kühl werden kann.
    • Aufbauten aus Verbundmaterialien sind imho nicht so riskant, zumindest, wenn die Isolierschicht in der Mitte nicht wieder aus Styropor ist.
      • Aber ehrlich gesagt, griebelige Schlorren aus Verbundmaterial habe ich noch nicht gesehen. Versaute ja, Runtergekommene und Unfallbeschädigte auch, aber keine Verfaulten.
      • Höchstens die Böden können je nach Hersteller wieder aus einer Holz-Irgendwas-Konstruktion sein. Wenn beim Gehen der Boden recht federt/nachgibt, sollte man zügigen Schrittes den Wagen verlassen und einen anderen auswählen (das gilt für alle Bauarten). Nur sind eben Wohnmobile aus Verbundmaterial in der Bastel-Preisklasse eher nicht zu finden. Sie sind nicht auf dem Radar der Selbermacher.
    • Aufbauten aus GFK haben, wenn sie Probleme haben, Risse und die ließen sich generell flicken.
      • Viel interessanter ist die Frage, warum etwas gerissen ist. Ist ein Dachbalken auf einen Joker gefallen, alles klar. Ist aber die Rissursache nicht bestimmbar, würde ich persönlich ein anderes Fahrzeug wählen. Dan bewegt sich nämlich etwas, was sich planmäßig eher nicht bewegen sollte.
      • Jedenfalls kann man GFK recht gut reparieren. Ich habe auch mal einem Lotus Europa einen komplett neuen Vorderwagen verpasst. Geht. Da ist so ein Joker-Dach auch keine Raketentechnik und selbst eine Rakete ist nur ein Blecheimer mit Flamme drin 😉
      • Auch das Gelcoat kann beschädigt sein. Das kann man aber durchaus relativ unkompliziert neu aufbringen.
      • Ein weiterer Punkt ist die Abdichtung zwischen GFK und Blechkarosse. Da sieht man schon beizeiten seltsame Erscheinungen. Würde ich bspw. so einen Bus mit aufgesetzten GFK-Dach haben, wäre es zu überlegen, das GFK-Dach zu entfernen und komplett neu aufzusetzen. Aber wer macht das schon? Soll es billig sein und muss nicht für ewig sein, wird Butylband drübergepappt und fertig ist der Lack.

So oder so ist es ein hartes Stück Arbeit, eine vergriebelte Museumskarre in ein ansprechendes Fahrzeug zu verwandeln. Soll es dann etwas nachhaltiger sein, dann sollte man es richtig machen und evtl. auch mal einen Fachmann zu Rate ziehen, soll es nur für die Studentenfahrt nach Hammerfest gehen, reicht vermutlich Gaffatape, Butylband und ein paar Holzlatten, Spax und Blechstücke aus.

…und Gescheiterte

Sieht man auf diversen Autoplattformen unter Wohnmobile, Filter „<7500€“ und „ohne TÜV“ nach, findet man eine Menge Kisten der vorher genannten Spezies, aber auch Beispiele der gescheiterten Restaurierungsversuche.

Da tummeln sich dann 45 Jahre alte Ford Transit mit Pofelaufbau, halb angefangen (und nie beendet), im Text den Hinweis, dass ein Ersatzmotor, wahlweise auch Getriebe dabei sind, die Radlager neu seien und das es doch ein recht seltenes Stück sei (das ist nicht mal gelogen, den so oft findet man keine Womos, wo Ersatzteile gleich mitgeliefert werden). Oder aber alte VW T3 und LT zu Preisen, die nicht zu rechtfertigen sind.

Ein VW T3 Joker hat in den 80ern rund 26000 DM gekostet. Das sind inflationsbereinigt heutige 5150€! Da werden dann für T3 Leichen ohne TÜV gerne mal 5000€ aufgerufen, mit dem Wasserboxer dann soger 7-8000€. Also mehr, als das Ding jemals neu gekostet, hat. Wenn man dann den Restaurierungsbedarf, sprich die Teilekosten und Arbeitszeit (rechne mal bei Eigenleistung mit 20€/h, oder ist Lebenszeit nichts wert?), betrachet, kann man gleich ein gut funktionierendes und gut erhaltenens Exemplar kaufen und sich die Arbeit sparen. Es ist eine Illusion, dass man mal so eben eine Schrottkarre auf Oldtimerniveau mit H-Kennzeichen heben kann.

Und dann noch das Thema Rost, da wachsen teilweise die Brennesseln durch die Rostlöcher raus und es wird vom Verkäufer noch von leichtem Rost gesprochen, wenn sich schon die halbe Rahmenstruktur in FeO4 verwandelt hat.

Nun, meist steht dabei, dass man das wohl alles gerne machen wollte und auch problemlos könnte, aber familiärer Zeitmangel zum Verkauf zwinge, oder aber der Hund krank sei oder… oder… oder…

Nur die Wahrheit steht meist nicht dabei! Die ist recht banal:

Der Kandidat hat…

  1. … die eigenen Fähigkeiten überschätzt
  2. … den Reparaturumfang unterschätzt (was ihm erst auffiel, nachdem er schon die halbe Karre zerlegt hatte)
  3. … die Kosten nicht im Blick gehabt und kein Geld mehr
  4. … keine Lust mehr, weil egal, wo er hinfasst, Moder und Verfall zu finden ist.

Kurzum, solche Objekte, an denen schon jemand gescheitert ist, sollte man nicht fortsetzen wollen, außer man ist von Fach und kann wirklich ermessen, was Phase ist.

Warum dieser Artikel? Einfach mal ich mal launisch sein wollte und weil das, was in diesem Bereich so im Handel auftaucht ja schon fast an der Grenze zum Betrug kratzt.

Aber nein, auch das ist nicht ehrlich. Eher schon, dass ich, obwohl wir einen schönes und gut ausgestattetes Womo haben, immer auf der Suche nach einem interessanten kleinen Zweit-Womo bin. Evtl. auch eines, an dem noch was zu tun ist.

Mir persönlich gefallen wirklich die alten Ford Nugget der Modelljahre 1986-2000 mit Hochdach (serienmäßig mit Dieselheizung und Spirituskocher, kein Gas an Bord). Aber selbst für Leichen werden unverschämte Preise aufgerufen. Das Problem liegt aber dann bei Kastenwägen weniger in einer vergriebelten Ausstattung, als an der braunen Pest. Leider tauchen meist auch nur die 68PS-Fronatantriebsversionen auf und eher nie die 115PS-Heckantriebsversionen.

Alternative T3? Dessen Grundrisse auf Grund des Heckmotors begeistern mich nicht wirklich. Und ja, mit luftgekühlten 50 Luftboxer PS bekommt das Thema Verbrauch ungeahnte Dimensionen, der Wasserboxer-Diesel riegelt bei 110kmh ab. Die Preise für einen T3 sind noch utopischer, wie die für einen Transit.

Letzte Alternative LT? Am liebsten den mit dem 6-Zyl-Turbodiesel mit um die 95PS (92-102). Aber auch hier das gleiche Bild: Es ist viel Schrott am Markt, ein Kauf lohnt sich nur für Masochisten.

Ach ja, ich persönlich schaue durchaus auch auf die Zahl der Vorbesitzer. sind dort in 30 Jahren nur 2-3 zu finden ist alles noch grün, werden es aber 5 oder mehr, nimmt die „Verbastelung“ der Fahrzeuge inflationär zu: Jeder neue Besitzer hat irgendeinen Scheiss hinzugefügt und je älter das Fahrzeug war, um so weniger Sorgfalt dabei aufgewendet. Gut zu sehen an den tollen Fotos irgendwelcher Marken-Solarreglern oder so. Mann-o-Mann, so ein Ding kostet 100 Ocken, was soll das? Lieber gut funktionierende LiFePo rein, als eine Möchtegern-PV, die in Nordeuropa gar nichts bringt und in Südeuropa kaum gebraucht wird, lieber eine saubere Minimalverkabelung, als eine überbordende Kabelitis aus der Lamäng.

Und ganz selbst bauen?

Tja, daran habe ich auch schon gemacht, aber es wird dann sichern nicht günstiger, der Zeitaufwand wird bei einem Verkauf nicht bezahlt und zm Schluß baut man doch zwei oder drei kapitale Denkfehler ein. Es ist doch leichter, ein bestehendens System zu beobachten und bei Bedarf Knackpunkte/Problemstellen gezielt zu beseitigen/verbessern, als wie ständig das Rad neu erfinden zu wollen.

Ach ja, bei allen Umbauten, die ich an unserem Pössl vorgenommen habe, wurde von mir darauf geachtet, dass sie reversibel sind. Sollte sich etwas als nicht sinnvoll erweisen, lässt es sich leicht wieder ohne bleibenden Schaden entfernen. Das erfordert beim Einbau ein wenig Hirnschmalz. Es wird eben nicht einfach so mal drangetackert und pofelige Laubenbeleuchtungskette übern Bett ist nur ein Must-Have, wenn man vorher vergessen hat, dort eine vernünftige Beleuchtung zu integrieren.

So, das war’s erstmal. Ach ja, das ganze fällt unter persönliche Meinungsäußerung. Jeder darf durchaus anderer Meinung sein.

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Eine Antwort

  1. Avatar von Peter
    Peter

    Hallo,
    jetzt bin ich Stunden vom PösslForum auf Deine Seite gewandert und habe mir Deine“sachen“ angeschaut.Super.
    Und zum Abschluß bekomme ich ein Lachanfall nach dem anderen,als ich „Vanlifer“,Jugend forscht,Hipster oder wie die sich alle nennen, gelesen habe. Ganz Deiner Meinung.
    Sehr gut…….der hätte auch von mir sein können.
    Viele Grüß
    El Capitano

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