Red' nicht, tu es!

Zusatzfernscheinwerfer und Kühlergitter

Nun, im September 2024 waren wir in Skandinavien unterwegs, also auch jenseits des Polarkreises, und haben dort festgestellt, dass man Rentiere nur dann rechtzeitig sieht, wenn man entsprechende Scheinerfer am Fahrzeug hat. Das Ablendlicht kann man eh nicht ändern, aber dort habe ich schon zugelassene LED-Leuchtmittel eingesetzt und es hat die Sache doch erheblich verbessert.

Aber obwohl ich das Fernlicht immer für gut und ausreichend hielt (verglichen mit einem MB Vito und diversen PKWs), stellte sich heraus, dass die Leuchtstärke in Skandinavien eher einer Fackel im dunklen Wald entspricht. Da wir 2025 wieder nach Skandinavien wollen und auch wieder jenseits des Polarkreises unterwegs sein werden, wollte ich ein besseres Fernlicht haben.

Dummerweise gibt es keine zugelassenen LED-Austausch-Leuchtmittel für den Ducato. Also müssen Zusatzscheinwerfer dran. Dazu muss man einige Dinge beachten…

Die Leuchtstärke der zugelassenen Fernscheinwerfer wird in einer sogenannten „Referenzzahl“ angegeben. Insgesamt sind an einem Fahrzeug 100 zugelassen. D.h. dass die Summe der Referenzzahlen aller Fernscheinwerfer nicht höher wie 100 sein darf.

Wenn man nun weiß, dass die Ducato-Serienfernscheinwerfer zusammen eine Referenzzahl von 50 (25 + 25) haben, dann sind also noch 50 für Zusatzscheinwerfer frei. Da diese immer paarweise montiert sein müssen, brauchte ich als Scheinwerfer mit je R25.

Die Referenzzahl ist auf den Serienscheinwerfern zu finden…

Nun musste ich noch die passenden Zusatzscheinwerfer finden. Zum einen sollten sie nicht zu groß sein, andererseits spielt die Größe bei der Ausleuchtung sehr wohl ein Rolle.

So fand ich zwei in Frage kommende Scheinwerfer mit jeweils R25:

  • 177mm x 40mm x 54mm (b x h x t) mit folgenden Daten: Leistung max.15W, Candela 12500cd und Lumen 2520lm
  • 204mm x 70mm x 67mm (b x h x t) mit folgenden Daten: Leistung max.24W, Candela 12500cd und Lumen 5040lm

Wie man unschwer erkennen kann, haben beide Scheinwerfer die gleiche Referenzzahl, jedoch mit 5040lm zu 2520lm haben die größeren Scheinwerfer die doppelte Lichtmenge. Die Entscheidung fiel also zu Gunsten der größeren Scheinwerfer. Der Preisunterschied beträgt 10 Euro pro Stück (69€ statt 59€).

In Skandinavien sind 3 Fernscheinwerfer als Zusatzscheinwerfer üblich, die so ausgerichtet sind, dass die Äußeren jeweils leicht Richtung Strassenrand links und rechts leuchten, während der Mittlere geradeaus leuchtet. Es geht darum, mehr von Strassenrand zu sehen, da Rentiere zu jeder Tages und Nachtzeit fressen und auch nicht weglaufen. Die stehen einfach da. Meist am Straßenrand, aber auch nicht selten auf der Strasse. Und Tarnfarben haben sie teilweise auch noch… (siehe Bild)

Ich bestellte also die Scheinwerfer, allerdings mit anderen Befestigungen, die nicht seitlich, sondern hinten verschraubt werden. Dazu noch Muttern mit Stiftschlüssel, die man nicht so ohne Weiteres lösen (klauen) kann.

Alles gut soweit, aber der Ducato verfügt vorne nur über eine „Plastiknase“, also die ganze Fahrzeugfront besteht aus Plastikteilen. Eine tragfähige Konstruktion kommt erst 10cm hinter der Verkleidung. Zumindest bei meinem Ducato, der über die kurze Crashbox verfügt. Es gibt auch baugleiche Fahrzeuge, die dort ein lange Crashbox haben. Praktisch bedeutet das, dass die Traverse je nach Bauart weiter hinten oder weiter vorne ist. Ein Muster, welches Fahrzeug welche verbaut hat, gibt es nicht, man muss nachsehen. Meist haben aber die Jumper und Boxer die lange Crashbox. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass ich eine Maxi-Version (Heavy) habe. Egal, man braucht auf jeden Fall eine Möglichkeit, die Scheinwerfer festzuschrauben. Und da wird es schwierig…

Es gibt im Internet so tolle Kennzeichenhalter, die gleichzeitig zur Schweinwerferbefestigung gedacht sind. Kosten zwischen 10 und 30 Euro. Diese gibt es mit einem und ohne einem Schutzbügel. Also dachte ich mir, das wäre doch was… Somit habe ich einen bestellt. Da ich vorher schon angenommen hatte, dass sie eher aus Trompetenblech, denn aus massiven Material gefertigt sind (auf dem Bild sehen sie massiv aus, es werden aber keine Maße angegeben), habe ich gleich ein Alu-Winkelprofil 100 x 50 mit 5mm Materialstärke bestellt, um das Ganze verstärken zu können.

Was soll ich sagen? Die Version mit Schutzbügel war, wie erwartet aus lackiertem Papier, sah aber gut aus. Die Version ohne Schutzbügel, die im Internet so massiv erschien, war auch nicht besser. Da konnte man vielleicht zwei Fahrradlampen dran schrauben, aber nicht zwei Scheinwerfer mit je 500 bis 700 Gramm Gewicht! Das Ding ging also postwendend zurück. Auf dem nachfolgendem Phot sieht man das hintere Blech ist die Internetabbildung, das vordere Blech ist das Gelieferte. Ich denke, man braucht nicht mehr dazu zu sagen.

Nun, als doch das andere (ebenfalls dünne) Blech, aber mit einer wirksamen Verstärkung. Nachfolgend dieses Blech und man sieht, es ist genauso dünn und erfordert Nacharbeit/Verstärkung.

Nachfolgend ein Bild mit angebrachter Verstärkung und schon montierten Scheinwerfern. Die ganze Sache ist nun stabil.

So, nun musste, um einen stabilen Unterbau hinzubekommen, erst einmal die Nase demontiert werden (Wie man die Front demontiert, spare ich mir hier, es gibt tausende Anleitungen dazu im Netz). Es kommt der Träger zum Vorschein, an dem die ganze Geschichte befestigt werden soll.

Da der Kühlergrill sowieso grad runter war, erhielt er auch gleich einen Steinschlagschutz für den Klimakühler. Es gibt im Internet sogenannte Aluminium-„Rallygitter“ aus Streckmetall, die man dazu benutzen kann. Zum Zuschneiden reicht eine gute kräftige Schere und zur Befestigung existieren am Seriengrill innenseitig Kunststoffzapfen. Passend für die Zapfen muss man Federringe besorgen und schon kann’s losgehen… (auch hierfür gibt es im Internet Anleitungen bis der Arzt kommt)

Sieht dann so aus:

Und weiter geht’s mit der Unterkonstruktion für die Scheinwerfer. Da die Lösung einfach sein sollte und leicht demontierbar (bspw. beim Zahnriemenwechsel), habe ich mich für eine Schraubenkonstruktion aus M8 Langmuttern und Gewindestangen entschieden. Zusätzlich noch 2 Alustücke 100mm x 40mm mit 10mm Dicke. Dann noch ein paar Muttern/Sicherungsmuttern und fertig ist der Lack. Nachfolgend die einzelnen Stufen.

Auf dem Bild sind die 4 Gewindestangen schon auf Maß gekürzt. Ich habe das Ganze mehrfach zusammen und auseinander gebaut, um das genaue Maß zu ermitteln.

In der Verkleidung wurden größere Löcher gebohrt, damit alles spannungsfrei montiert werden kann. Dann alles zusammengebaut und montiert.

Alles in Allem sind die Scheinwerfer recht unauffällig und nicht überdimensioniert. Wenn ich denke, was für Oschis wir vor 40 Jahren an die Autos schrauben mussten, um aus einer Fackelbeleuchtung einen Taschenlampenstandard zu machen. Das, was wir damals mit H4 erreichten, machen gefühlt heute schon Fahrräder mit Dynamolicht.

Aber mit der LED-Technik heutzutage lassen sich mit geringer Baugröße respektable Lichtleistungen an Autos erreichen.

Falls jemand wegen dem Nummernschild Fragen hat zitiere ich hier den §10 FZV:

So, nachdem nun alles montiert ist, geht es an die elektrische Verdrahtung.

Verdrahtung

Nun, da unser Ducato ein 2012er ist, gestaltet sich der Anschluß nach ein wenig Recherche recht einfach:

Im innenliegendem Sicherungskasten links unterm Armaturenbrett gibt es die Sicherungen 90 und 91. Diese sind für das rechte und linke Fernlicht. Sie führen nur Strom, wenn das Fernlicht eingeschaltet ist.

Also habe ich mir einen Piggyback-Stromdieb besorgt, natürlich passend für die Minisicherungen. Dieser Wir anstatt der origonalen Sicherung eingesteckt und die Originalsicherung, sowie eine Sicherung für den Abgang werden in den Stromdieb gesteckt. Auf dem Bild ist nur eine sicherung gesteckt, nämlich die vom Abgang.

Wichtig ist, wenn man sie einbaut, dass man zuerst ohne die Originalsicherung testet, also nur mit der neuen zusätzlichen Sicherung, ob am Abgang Strom anliegt, wenn das Fernlicht eingeschaltet ist.

Wenn ja, ist alles in Ordnung, wenn nicht, muss der Stromdieb nochmal gezogen und 180° gedreht wieder eingesteckt werden. Andernfalls würde der Abgang über 2 Sicherungen hintereinander laufen.

Im Motorschott gibt es eine Gummidurchführung, durch die man das Steuerkabel für das Fernlicht in den Motorraum ziehen kann. Dazu ist es sinnvoll, den linken Scheinwerfer auszubauen: Das Karosserieteil über dem Scheinwerfer ist mit einer Kreuzschlitzschraube befestig. Entfernt man diese, kann man die Abdeckung mit etwas Kraft nach oben abziehen. Unterm Scheinwerfer ist auch eine schmale Blende, deren 2 Kreuzschlitzschrauben man ebenfalls lösen muss. Dann lässt sich dieses Teil nach vorne abziehen. Anschließend entfernt man am Scheinwerfer die drei Sechskantschrauben. Am besten vorher die genaue position mit einem Edding kennzeichnen. Dann kann man den Scheinwerfer nach vorn rausziehen, abstecken und derweil an die Seite legen.

Das schwarze Kabel, das schon durch die Durchführung durchgeht ist für das Lufthorn. Nach Montage des Fernlicht-Steuerkabels wurden beide Kabel später in eine Schutzhülle gelegt.

Nun hat man guten Zugang zur Gummidurchführung. Ich habe dann eine spitzen 5mm Kunststoffstab genommen und am anderen Ende das Kabel befestigt. Einfach seitlich (!) durch die Gummidurchführung stechen und ein Stück reinschieben. Dann kann man mit geschickten Fingern innen links ganz oben von unten unters Armaturenbrett greifen und die Stab greifen und mit dem Kabel durchziehen. Das Kabel wird dann am Stromdieb angeschlossen.

Im Motorraum montiert man ein Relais, und schließt die Steuerleitung an die Spule (Klemme 86) an. Man sucht sich einen guten Massepunkt und greift dort die Masse für die Relaisspule (Klemme 85), wie auch den Scheinwerfern ab.

Der Pluspol der Scheinwerfer wird am Leistungsausgang des Relais (Klemme 87) geklemmt. Klemme 87a bleibt unbelegt! Das entsprechende Kabel ist wasserfest zu isolieren.

Nun braucht man nur noch Strom an Klemme 30. Den holen wir aus dem Sicherungskasten im Motorraum. Entweder man macht einen eigenen Abgang mit einer fliegenden Sicherung, oder man benutzt ebenfalls ein Piggyback-Stromdieb.

In meinem Fall hatte ich für das Lufthorn einen eigenen Abgang gemacht, es war also im Kasten sowieso schon eng. Also entschied ich mich für die Scheinwerfer für den Stromdieb. (auch hier wieder testen, wie rum er gesteckt werden muss).

Ich bin dort auf die F30 gegangen. Dies ist die Spiegelheizung und die ist serienmäßig mit 15A belastet. Die Scheinwerfer haben zusammen 48W, was bei 12 Volt rund 4A macht. Die Sicherung dafür habe ich mit 10A ausgelegt. Im Maximum bekommt also der Sicherungskontakt der Sicherung F30 maximal 25A. Bis 30A werden sie vom Hersteller genutzt, also ist eine Überlastung ausgeschlossen. Allerdings würde ich sowas nicht irgendwo anstecken, wo schon von Haus aus eine 30A-Sicherung drin steckt.

Jedenfalls, alles ist drin, angeschlossen und funktioniert.

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