Morgens lange geschlafen und dann erstmal ein Rührei-Frühstück. Einfach die Seele baumeln lassen, mal hinten den Kofferraum aufgeräumt, ein wenig in der Sonne gesessen und dann um 12 Richtung Neptunbrunnen in die Altstadt.
Das Erste, wo wir vorbei kamen war die Bazylika św. Brygidy (Brigittenkirche).

Es war dort gerade Messe und wir wollten da eher nicht stören. Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben.
Während der Solidarnosc-Bewegung war sie Treffpunkt und Aktionszentrum der jungen freien Gewerkschaft um Lech Walesa und erlangte Berühmtheit. Der Propst der Brigittenkirche Henryk Jankowski war Wałęsas Beichtvater und einer der ersten Kirchenmänner, die die Streikenden und ihre Bewegung offen unterstützten.

Dann kamen wir an der Markthalle vorbei, die zu einem „Fresstempel“ umgebaut wird, wo sich viele Restaurants befinden werden.

Gefühlte Stunden später kamen wir am Neptunbrunnen an. Jener berühmte welche. Naja, ein Brunnen eben, oben kommt Wasser raus und verschwindet unten im Ausguss.

Ein Blick auf das Rathaus, dessen Glockenspiel verschiedene Melodien spielen kann.

Und dann haben wir zu (Spät-) Mittag gegessen. Es war hervorragend, aber ich verschone euch mit Foodporn.

Dann ging es die Strasse entlang bis zum…

…grünen Tor. Dahinter ist Stara Motlava mit seiner Uferpromenade.

Wir gingen die Promenade entlang bis zum Frauentor, das zur Frauengasse führt. Die Frauengasse ist eine der schönsten Gassen Danzigs. Sie war 1945 komplett zerstört und wieder aufgebaut. In der Gasse gibt etliche Stände, an denen man Bernstein kaufen kann.
Ein Danziger sagte zu uns, es sei vieles wieder aufgebaut. Allerdings nur die Fronten, die Häuser dahinter sind modern, also Nachkriegsstandard in Plattenbautechnik. Er nannte es Außen historisch, innen Moskau.

Es ist interessant, die ganzen kunsthandwerklichen Erzeugnisse zu betrachten. Man muss ja nicht alles kaufen.

Wir entschlossen uns zu einer geführten Stadtrundfahrt und erhielten ein genial gemachte Rundfahrt mit tollen Erklärungen und Dingen, die wir so nicht beachtet hätten.
Auf der Brotbrücke haben wir es ausnahmsweise mal geschafft, beide aufs Photo zu kommen. Im Hintergrund der Dom Mlynarza.

Eine Kirche sahen wir, fragt mich nicht, wie die hieß, deren Mauern neigen sich nach außen, weil der Boden nachgibt. Man hat dann Stützmauern vorgemauert. Auf dem Bild, die Stützmauern sind senkrecht, die Kirchenmauer hängt nach außen.

An diesem Lot kann man sehen, dass die Kirchenmauer gut einen Meter nach Außen hängt. Bezogen auf die Höhe dürfte das um fast das Doppelte schräger sein, der der schiefe Turm von Pisa.

Und an der Brigittenkirche kamen wir nochmal vorbei. Diesmal war keine Messe und man konnte reingehen. Die Kirche wurde 1945 zerstört und erst 1970 bis 1987 wieder aufgebaut. Dabei stieß man auf die Schädel aus dem ehemaligen Nonnenkloster. Die hat man selbstverständlich nicht weggeworfen.
Vor den Schädeln an dem Kreuz eine Reliquie von der Hl. Brigitte.

Ein 13 Meter hoher monumentaler Bernsteinaltar in Form einer aufstrebenden Lilie, der dem Andenken jener 28 Werftarbeiter gewidmet ist, die bei Protesten im Dezember 1970 ums Leben kamen, befindet sich im Chor. Es wurde fast ein Tonne Bernstein verarbeitet und es finden immer noch Arbeiten daran statt. Der Altar wird aus Spenden finanziert in Form von Geld, aber auch Bernstein.

Dann kamen, wir nicht weit von unserem Stellplatz, an eine Kunstausstellung. Sieht von Außen recht unspektakulär aus, hat aber innen auf 3 Stockwerken einiges zu bieten.

Nun, Kunst ist etwas individuelles. Muss man nicht alles verstehen, aber sicherlich findet jeder das Seine. Und Kunst darf und muss auch provozieren.

Banksy lässt Grüßen!

Auch vor der Ausstellung befinden sich Installationen.

Hier ein Blick unseres Stellplatzes von unserem Standort aus. Wir hatten darüber spekuliert, warum man nicht mehr aus diesem hervorragenden Platz macht. Es ließe sich selbst mir geringen Mitteln eine ganze Menge verbessern.

Direkt daneben befindet sich ein uraltes Gebäude, das von Außen aussieht, als sei dort tote Hose. Aber das täuscht, denn in diesen Hallen werden Luxusjachten (meist Katamerane) auf Bestellung gebaut.

Auch ein Blick in den Hinterhof verrät eher nichts davon.

Nicht wenige der Kräne der Danziger Werften sind noch deutsche Vorkriegsware und funktionieren bis heute.

Nicht mehr benötigte Werftgebäude werden gerade umgenutzt. Es soll aus den Hallen große Wohnkomplexe gemacht werden, also nicht abreißen, sondern transformieren. Ich stelle mir das im Endergebnis sehr attraktiv vor. Allerdings mit einem lachenden und einem weinenden Auge:
Zum Einen freut es mich, das man aus der alten Bausubstanz etwas sinnvolle machen möchte, zum Anderen fürchte ich, das es zur Gentrifizierung führt und die ursprünglichen Nutzer und Bewohner schlichtweg vertreibt.
Und somit sind wir wieder bei der Frage, warum an diesem tollen Ort der Stellplatz nicht ein wenig ansprechender aufgezogen wird:
Ganz einfach, ich denke, er ist ein Auslaufmodell, denn Luxuswohnungen vertragen sich selten mit Campingplätzen.

Zum Abendessen nutzten wir den zum Campingplatz/Yachthafen gehörenden Imbiss und genossen ein frisch zubereitetes überbackenes belegtes Baguette.